Welche positiven Effekte Pflanzenkohle im Boden haben kann, ist in erster Linie von den Terra-Preta-Böden im Amazonasgebiet bekannt. Die höchsten Ertragszunahmen bei der Anwendung von reiner Pflanzenkohle sind laut Agroscope in den dort vorherrschenden saueren, tropischen Böden zu erwarten, die arm an organischer Substanz sind. Aber auch in der Schweiz mache Pflanzenkohle Sinn. 

Aufgeladene Kohle zum Düngen

Hierzulande sei eher eine Pflanzenkohle-basierte Düngung sinnvoll, erläutern die Forschenden. Dabei wird das schwarze Pulver mit organischen oder mineralischen Düngern aufgeladen und in den Boden gebracht. Das verspreche vor allem grössere Erträge bei Spezialkulturen. 

Klima- und Umweltschutz 

Den potenziell grössten Nutzen von Pflanzenkohle sieht Agroscope in folgenden Punkten:

  • Klimaschutz 
  • Verbesserung der bodenmikorbiologischen Aktivität
  • Verbesserung der Wasserverfügbarkeit
  • Reduktion der Nitratauswaschung

Derzeit setze man das Material in der Schweiz vor allem in der Tierhaltung als Futterzusatz wirtschaftlich ein. Daher werde der Eintrag hauptsächlich über Hofdünger erfolgen, die primär auf Weiden, Kunstwiesen oder Getreideflächen ausgebracht werden. 

Kohle aus Reststoffen sollte zugelassen werden

Holz von guter Qualität sollte im Sinne des Klimaschutzes und der Bioökonomie als Baumaterial verwendet werden, um fossile oder unter grossem Energieaufwand hergestellte Materialien wie Beton, Stahl oder Kunststoffe zu ersetzen, schreibt Agroscope weiter. Bisher sei in der Schweiz aber nur unbehandeltes Holz als Rohstoff für die Pyrolyse zu Pflanzenkohle zugelassen. Es wäre besser, so die Forschenden, Reststoffe dafür zu verwenden. 

Pflanzenkohle ist nicht immer gleich

Pflanzenkohle aus nicht-holzigen Biomassen – z. B. aus Stroh– habe auch agronomische Vorteile. So habe sie einen höheren Anteil an Mineralstoffen und grössere Makroporen. Letzteres verbessere die Besiedelung durch Mikroorganismen im Boden. Daher sollte man die Zulassung von Reststoffen aus der land- und forstwirtschaftlichen Produktion für die Pflanzenkohle-Herstellung prüfen, schliessen die Forschenden. 

Wichtig sei aber immer, nur zertifizierte Kohle einzusetzen. Das  Europäische Biochar-Zertifikat (EBC) stellt sicher, dass das Material keine Schadstoffe in den Boden bringt. 

 

Bis zu 14'500 Jahre im Boden

Pflanzenkohle schützt das Klima, weil pyrolisierte Biomasse den Kohlenstoff, den die Pflanzen während ihres Lebens per Photosynthese aufgenommen haben, dauerhaft bindet. Beim Zerfall würde er andernfalls als CO2 freigesetzt.

30 bis 50 Prozent des pflanzlichen Kohlenstoffs wird bei der Pyrolyse in stabile molekulare Strukturen umgewandelt, erläutern die Forschenden von Agroscope. Die mittlere Verweildauer der Pflanzenkohle im Boden betrage zwischen 1440 und 14'500 Jahre. 

Bei einer konsequenten Verarbeitung der Reststoffe aus der Land- und Forstwirtschaft zu Pflanzenkohle geht die Wissenschaft davon aus, dass bis 2050 maximal vier Mullionen Tonnen CO2-Äquivalente speicherbar wären. Damit könnte man 80 Prozent der bis dahin voraussichtlich noch verbliebenen Treibhausgasemissionen der Schweiz kompensieren.