Agroscope beschäftigte sich mit der Frage, wie die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Milchproduktion gesteigert werden kann. Der Fokus lag dabei darauf, wie Produktivität, Effizienz und Einkommen der einzelnen Betriebe gesteigert werden können, wie es in einem Bericht von Agarforschung Schweiz heisst. Gemäss den Autoren lassen sich die Milchviehbetriebe hierzulande je nach Produktivität in drei Technologieklassen einteilen.

Die produktivsten haben Laufställe und produzieren silofrei

In der ersten Technologieklasse mit der höchsten Produktivität sind die Betriebe typischerweise

  • grösser
  • produzieren intensiver
  • halten mehr Vieh (total und je Hektar)
  • haben eine höhere Milchleistung
  • liegen in der Tal- oder Hügelzone
  • nutzen Freilaufstallsysteme
  • produzieren silofreie Milch
  • haben höhere Erträge aus dem Verkauf von Milch und anderen Produkten

Das ermöglicht den Landwirtinnen und Landwirten die Teilnahme an staatlich geförderten Tierwohlprogrammen und die Belieferung der Rohmilchkäse-Produktion.

Weniger produktiv in den Bergen 

Typische Betriebe in der am wenigsten produktiven Technologieklasse 3 sind gemäss Agroscope vergleichsweise klein, produzieren extensiv, haben häufiger Anbindeställe und stellen Trinkmilch her. 

Die Technologieklasse 2 liegt zwischen 1 und 3. 

Schweizer Milchproduzenten arbeiten effizient

Wie produktiv ein Betrieb sein kann und wie effizient er seine Inputs nutzt, bestimmen die natürlichen Produktionsbedingungen mit. Daher wurden diese Faktoren bei der Analyse der Leistungsfähigkeit berücksichtigt. Die Resultate zeigen, dass das Potenzial für Effizienzsteigerungen klein sind:

  • 2 Prozent in Technologieklasse 1
  • 4 Prozent in Technologieklasse 2
  • 12 Prozent in Technologieklasse 3

Ohne eine deutliche Änderung der Produktionstechnologie sei die betriebliche Effizienz demnach kaum steigerbar, schliesst Agroscope. 

 

Was meint «Technologie»?

Unter Technologie versteht man in der (Agrar)Ökonomie alle technisch realisierbaren Kombinationen von Inputs und Outputs. Zu diesen Inputs gehören Geld (z. B. für Stall oder Technik), Arbeitszeit, Fläche, Futterkosten, Anzahl Milchkühe. Zu den Outputs zählt man nicht Materielles wie Tierwohl, Landschaftspflege und der Erlös aus dem Verkauf hofeigener Produkte und Direktzahlungen.  

 

Technologie steigert Produktivität deutlich

Würde die Technologie aber tatsächlich gewechselt, könnte man deutlich produktiver sein:

  • Betrieb der Klasse 2 mit Technologie der Klasse 1: 20 Prozent mehr Output
  • Betrieb der Klasse 3 mit Technologie der Klasse 2: 27 Prozent mehr Output
  • Betrieb der Klasse 3 mit Technologie der Klasse 1: 39 Prozent mehr Output

Ein Technologiewechsel ging bei den untersuchten Betrieben mit einer Intensivierung einher, der Anteil Direktzahlungen und des ausserbetrieblichen Haushaltseinkommens am landwirtschaftlichen Einkommen sank. 

Bei einem Wechsel in eine weniger produktive Technologieklasse sanken Arbeitsproduktivität und die Produktionsintensität, während der Anteil der Direktzahlungen und des ausserbetrieblichem Einkommens stieg.

Einkommen bleibt nur bei Leistungssteigerung stabil

Agroscope schreibt, Betriebe der 2. und 3. Klasse in der Untersuchungszeit zwischen 2003 und 2013 ihr Produktions- und Produktivitätsniveau nicht so weit steigern, dass ihr Einkommen stabil geblieben oder erhöht werden konnte. 

Im Gegensatz dazu konnten die intensiv arbeitenden Betriebe der 1. Klasse in diesen 10 Jahren Produktion, Arbeitsproduktivität und Einkommen «deutlich steigern». 

Die ganze Studie finden Sie hier. 

 

Wichtig für die Politik

Für Politikerinnen und Politiker sei es wichtig, die Zusammenhänge zwischen Entscheidungen im Bereich der Technologie und der wirtschaftlichen Situation der Betriebe zu berücksichtigen, die schlussendlich die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Milchproduktion bestimmen, schreibt Agroscope.