Ziel der Studie war es, eine Methode zum Nachweis organischer Schadstoffe in Böden und Sedimenten zu entwickeln. So wollen die Forschenden das Verhalten dieser Verbindungen in der Umwelt besser verstehen lernen und ausserdem frühzeitig unerwünschte Anreicherungen erkennen, heisst es bei Agrarforschung Schweiz.  

Diverse Schadstoffe im Langzeit-Archiv Boden

Bei der Untersuchung von 13 Bodenproben aus dem Netz der Nationalen Bodenbeobachtung Nabo aus der ganzen Schweiz (in Schutzgebieten, Wäldern, Stadtpärken und Landwirtschaftsland) wurden rund 100 verschiedene Substanzen gefunden. Darunter waren einige, die bisher noch nie nachgewiesen worden waren, beispielsweise das Tierarzneimittel Niclofolan (wird gegen den Grossen Leberegel eingesetzt), das Desinfektionsmittel Cloflucarban (verwendet in der Medizin und in Hygieneprodukten) oder das Fungizid Mandipropamid.

Hinzukommen eine Reihe bereits bekannter Industriechemikalien, Kosmetika, nicht landwirtschaftlich genutzte Biozide und Pflanzenschutzmittel.

Unterschiede je nach Standort

An fast allen Standorten wies man in den Bodenproben PFOS nach. Dabei handelt es sich um Perfluoroctansulfonate, die laut dem Bundesamt für Umwelt Bafu als langlebige Schadstoffe gelten und ist in der Schweiz seit 2011 verboten sind. Es gibt aber Ausnahmen, beispielsweise für Hydraulikflüssigkeiten in der Luftfahrt oder Fotografische Beschichtungen. 

Ebenfalls weit verbreitet ist EHS (Ethylhexyl salicylate), das in Sonnencrèmesverwendet wird. An allen Standorten ausser in Wäldern und Schutzgebieten wies man Triclocarban und Triclosan nach. Diese Stoffe sind breit in der Anwendung, von der Körperpflege über Textilien und Reinigungsmittel bis hin zu Kunststoffen mit Lebensmittelkontakt.

Diverse Pflanzenschutzmittel fanden die Forschenden auf Landwirtschaftsflächen, aber auch vereinzelt in Stadtpärken. 

Keine Abschätzung des Risikos

Um die Risiken abzuschätzen, die von diesen Stoffen im Boden ausgehen, fehlen Messungen zu den vorhandenen Mengen im Erdreich. Es wurden zwar Konzentrationen erfasst, die Quantifizierung der Schadstoffe war aber nicht das Ziel der Studie, heisst es. Am stärksten belastet seien landwirtschaftliche Böden gewesen, gefolgt von Stadtpärken und allgemein städtischem Gebiet, schreiben die Forschenden. 

Grundlage für künftige Beobachtung gelegt

Mit ihrer Arbeit konnten die Studien-Autoren erfolgreich eine Vorgehensweise zur Erfassung zahlreicher organischer Verbindungen in Böden und Sedimenten entwickeln. Die Studie ermögliche «einen Blick unter die Spitze des Eisbergs der vielen menschgemachten Stoffe in der Umwelt». Die Resultate unterstreichen, dass gewisse Schadstoffe auch noch ein Jahrzehnt nach deren Anwendung nachgewiesen werden können. Mit der neuen Methodik habe man die Grundlage für künftige Beobachtungen der Bodenbelastung schaffen können. 

Für die Zukunft wird empfohlen, nach weiteren Substanzen zu suchen. Es sei erstaunlich, dass man in den bestehenden Boden-Beobachtungs-Programmen vor allem den Humusgehalt und Spurenmetalle im Fokus habe, nicht aber beispielsweise Rückstände von Pflanzenschutzmitteln.