In Gebirgen ist die Vielfalt der Lebensräume und damit der Tiere und Pflanzen besonders hoch, da sich die Umwelt mit zunehmender Höhe stark verändert. Doch genau diese Biodiversität geht zunehmend verloren, wie eine gemeinsame Studie der Vogelwarte Sempach und der Universität Zürich zeigt.

Generalisten über alle Höhenstufen

Durch steigende Temperaturen und zunehmenden Druck durch veränderte Landnutzung auf den unteren Höhenstufen, wandern verschiedene Vogelarten nach oben, heisst es in einer Mitteilung zur Studie. Das führt dazu, dass Bergspezialisten der Schweizer Vogelwelt immer mehr von Generalisten wie Rotkehlchen und Trauerschnäpper verdrängt werden. 

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Das Birkhuhn lebt in der Schweiz vor allem im Bereich der oberen Baumgrenze. Es nistet am Boden und wird durch touristische Erschliessung, intensive Landwirtschaft oder die Aufgabe der Bewirtschaftung mit anschliessender Verbuschung bedroht. (Bild Pixabay)

Weiter zur schwierigen Lage von auf offenes Gelände spezialisierten Vögel tragen die Verkleinerung von Lebensräumen und die Schwierigkeit, überhaupt noch geeigneten Lebensraum zu finden, bei. 

 

Verschiedene Rollen im Ökosystem

Während manche Vögel eine sehr ähnliche Lebensweise haben, sind andere einzigartiger. Ein Beispiel für erstere Gruppe der Generalisten sind Rotkehlchen. Spezialisten sind beispielsweise einige Spechtarten, deren Baumhöhlen von anderen Vögeln und kleinen Säugetieren als Nistplatz genutzt werden. So sind andere Arten auf Spechte (bzw. deren Höhlen) für ihr Überleben angewiesen. 

So könne der Verlust einer einzelnen Art schädlicher sein, als jener mehrerer anderer, schreibt die Universität Zürich.   

 

Überall lebend die gleichen Vögel

Der Trend zur Angleichung der alpinen Vogelwelt zeigte sich nicht nur entlang der Höhenstufen, sondern auch beim Vergleich verschiedener Berge. Die Artenzusammensetzung alpiner Gemeinschaften wird immer ähnlicher. 

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Bewirtschaftung anpassen, um Verbuschung zu vermeiden

Der Kampf gegen den Klimawandel ist demnach auch für alpine Vogelarten entscheidend. Der zweite Faktor, die veränderte Landnutzung, umfasst vor allem die Aufgabe traditioneller Bewirtschaftung, durch die Alpwiesen verbuschen. Jene Vogelarten, die verbuschte Flächen bewohnen sind aber weniger selten und weniger einzigartig in ihrer Lebensweise, als alpine Offenland-Arten.

Daher sei neben Massnahmen gegen den Klimawandel auch eine Anpassung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung in Bergregionen nötig.  

 

Die Baumgrenze ist entscheidend

Beurteilt man die Vogel-Biodiversität anhand von spezialisierten Lebensweisen und Überlebensstrategien (Funktionelle Diversität), zeigt sich laut der Studie, dass die Baumgrenze auch in dieser Hinsicht eine Grenze bildet: Oberhalb davon, wo offene Alpwiesen dominieren, leben stark spezialisierte Vogelarten. Diese Vögel fressen beispielsweise seltener Raupen oder bauen ihre Nester am Boden wie das Alpenschneehuhn.

Unterhalb der Baumgrenze leben Arten, wie sie im landwirtschaftlich geprägten Mittelland bis in die Wälder des Hochgebirges vorkommen. Stossen diese Vogelgemeinschaften weiter in die Höhe vor, werden sie zur Konkurrenz für spezialisierte Alpenvögel, die nicht ausweichen können und deren Bestand sich auf diese hochgelegenen Gebiete beschränkt.