Vieles zu dem Umweltauswirkungen von gentechnisch veränderten Ackerpflanzen ist noch unklar. Bei der Diskussion möglicher Probleme für z. B. Insekten ist es entscheidend, welche gentechnische Veränderung vorgenommen worden ist und in welchen Pflanzenteilen die neuen Gene aktiv sind. 

 

Zwei Varianten von Gentech-Mais

Gentech-Mais wird heute bereits in Amerika und einigen Ländern Europas (vor allem Spanien, aber auch Tschechien, der Slowakei und Rumänien) angebaut. Dabei gibt es zwei Varianten. Einerseits gibt es Mais, der in allen Pflanzenteilen ein bakterielles Gift (Bt-Toxin) gegen Insekten enthält. Andererseits vereinfachen Maislinien mit einer Herbizidresistenz den Anbau, da beim Spritzen nicht auf die Kulturpflanzen Rücksicht genommen werden muss. 

In der EU sind laut den Studienautoren 27 verschiedene Gentech-Maissorten für Lebens- und Futtermittel zugelassen, obwohl die meisten davon nicht angebaut werden. 

 

Pollen vergiftet andere Pflanzen 

Eine Studie im Journal Insect Science ging der Frage nach, ob in Europa vom Aussterben bedrohte Schmetterlingsarten durch den Anbau von insekten- oder herbizdresistentem Mais gefährdet werden könnten. 

Das Insektengift Bt-Toxin, das insektenresistenten Mais vor Schädlingen schützt, ist auch im Maispollen enthalten. Da diese Kulturpflanze windbestäubt ist, produziert sie grosse Mengen giftigen Pollen, der auch auf anderen Pflanzen in der Umgebung landet. Werden Futterpflanzen von Schmetterlingsraupen eingestäubt, nehmen die Larven das Gift auf und können dadurch Schaden nehmen oder sterben. 

Das Timing ist entscheidend

Ob giftiger Maispollen für Schmetterlings- und andere Raupen gefährlich wird, hängt auch davon ab, ob sich die Blütezeit des Mais und die Larvenstadien überlappen. Die oben genannte Studie fand insgesamt 100 in Europa gefährdete Schmetterlings-Arten, deren Larven unterschiedlich stark betroffen wären. 

Bei der Blütezeit spielen aber verschiedene Faktoren mit, etwa die Maissorte sowie Wetter und Klima. Ob und wie weit der Gentech-Pollen transportiert wird, entscheiden Wind und Wetterlage zur Blütezeit der Kultur. 

Verstärkter Herbizid-Einsatz reduziert den Lebensraum

Beim herbizidresistenten Mais ist das Problem ein anderes. Da die Kulturpflanzen beim Spritzen keinen Schaden nehmen, wird auf Feldern mit diesen Gentech-Pflanzen häufig mehr Herbizid ausgebracht. Das reduziert einerseits die Unkraut-Flora auf dem Feld, andererseits durch Abdrift auch in der Umgebung. Schmetterlinge sind für ihre Entwicklung in der Regel auf Wildpflanzen angewiesen und verlieren auf diese Weise ihren Lebensraum. 

Forschende konnten für 140 geschützte europäische Schmetterlings-Arten  nachweisen, dass sie auf Pflanzen angewiesen sind, die üblicherweise als Ackerbegleitflora im Mais auftauchen. Damit wären sie potenziell durch den Anbau von herbizidresitentem Mais gefährdet.  

Die Effekte könnten grösser sein

Schmetterlinge und Falter sind grosse und charismatische Insektenarten. Viele andere sind weniger auffällig und seltener in Schutzprogrammen miteinbezogen, schreiben die Studienautoren. «Die Einführung von Gentech-Mais in Europa könnte viele Insektenarten, die im oder in der Nähe von Landwirtschaftsland leben, beeinträchtigen», heisst es, «mit grossen Konsequenzen auf das Funktionieren des Ökosystems und der Bestäubung, von denen auch die landwirtschaftliche Produktion abhängt.»