Die Produktion von Palmöl zerstört Regenwald und Artenvielfalt. Forschende der ETH Lausanne und der Forschungsanstalt WSL zeigen in einer Studie, dass sich Palmöl aber auch umweltfreundlicher produzieren liesse.

Kleinbauern abhängig von der Palmölproduktion

Grosse Regenwaldflächen mussten und müssen weiterhin für dessen Produktion weichen. Die neu dort wachsenden Ölpalmen können den verursachten CO2-Ausstoss nicht kompensieren. Ganz auf Palmöl zu verzichten scheint aber auch keine gute Option: Nicht immer stecken Grosskonzerne dahinter, auch das Einkommen hunderter Kleinbauern hängt von der Palmölproduktion ab.

Weiden statt Waldflächen 

Eine Studie der ETH Lausanne (EPFL) und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) zeigt nun eine nachhaltigere Alternative auf: Nutzt man brachliegende Weiden statt neu abgeholzte Waldflächen, wäre der Anbau über zwei Anbauzyklen hinweg CO2-neutral.

Zu diesem Schluss kommen die Forschenden anhand von Messungen an Ölpalmenplantagen in der Region Los Llanos in Kolumbien. Die Plantagen wurden vor 56 Jahren auf Weideflächen gepflanzt. Auch vor der Nutzung als Weide befand sich dort kein Regenwald, sondern Savanne. Das schrieb die EPFL in einer Mitteilung vom Mittwoch.

 

Interdisziplinäres Forschungsprojekt

Die Untersuchung war Teil eines interdisziplinären Forschungsprojekts zum Thema Palmöl. Es vernetzt mit finanzieller Unterstützung des Nationalfonds (SNF) Forschende und Organisationen in der Schweiz, Indonesien, Kolumbien und Kamerun.

 

Regenwald-Abholzung minimieren

Die Wissenschaftler um Juan Carlos Quezada im Fachblatt «Science Advances» berichten, dass die Plantagen – Vegetation und Boden eingeschlossen – etwa gleich viel Kohlenstoff wie die Weiden zuvor speichern. Darin sehen sie eine Chance, die Abholzung des Regenwaldes einzudämmen. Auch die damit verbundenen massiven Kohlenstoffverluste und negativen Folgen für die Artenvielfalt sollen gesenkt werden. Die grossen Erzeugerländer von Palmöl verfügten über Reserven brachliegender Weiden, liess sich Alexandre Buttler in der Mitteilung zitieren.

Anbau in Zyklen

Weiden in tropischen Klimazonen bestehen aus grossen Grasflächen mit vereinzelten kleinen Bäumen. Pflanzt man Ölpalmen dicht an dicht, erreiche man auf gleicher Fläche dank Wurzeln, Stämmen und Blättern eine höhere CO2-Abscheidung. Das schrieb die EPFL. Nach 25 bis 30 Jahren werden die Palmen gefällt und junge Bäume für einen zweiten Anbauzyklus gepflanzt.

Nach der Umwandlung der Weide nähren verrottende Wurzeln und anderes Pflanzenmaterial das Pflanzenwachstum. Damit kompensieren sie ursprüngliche Kohlenstoffverluste, hiess es weiter. Über zwei Anbauzyklen hinweg sei die CO2-Gesamtbilanz somit neutral.