Letztendlich waren die Trinkwasser-Initiative (TWI) und die Pestizidverbots-Initiative am 13. Juni an der Urne chancenlos. In der Ostschweiz wurden sie in allen acht Kantonen abgelehnt.

In Appenzell Innerrhoden sagen 74 Prozent Nein

Am deutlichsten im Kanton Appenzell Innerrhoden, wo bei beiden Vorlagen 74 Prozent der Stimmberechtigten ein Nein einlegten. Walter Mock, frisch gewählter Präsident des Bauernverbandes Appenzell Innerrhoden, hat eine klare Begründung für diese grosse Ablehnung: «Das liegt an unseren vielen regionalen Produkten. Die Leute wissen, woher die Lebensmittel kommen. Sie kennen den Bauern, den Metzger und so weiter.» Sicherlich habe es auch damit zu tun, dass die Bevölkerung in Appenzell Innerrhoden noch tendenziell nahe an der Landwirtschaft sei.

St. Galler Bauernverband spricht von «Zeichen des Vertrauens»

Vernunft und Realität hätten über Polemik und falsche Ideologien obsiegt, schreibt der St. Galler Bauernverband (SGBV) in seiner Medienmitteilung. Die grossen Leistungen der Schweizer Landwirtschaft und der bereits vor Jahren eingeschlagene Weg seien vom Volk klar bestätigt worden. Der SGBV spricht von einem Vertrauensbeweis für die Landwirtschaft und dankt den Bauernfamilien für ihr riesiges Engagement.

Mit DeinEssen.ch weitermachen

Das sieht auch Maja Grunder, Co-Präsidentin des Verbands Thurgauer Landwirtschaft (VTL) so: «Es war ein schöner Lohn, dass wir am Sonntag nicht zittern mussten, ob wir es schaffen oder nicht.» Im Kanton Thurgau hatte sich unter «DeinEssen.ch» ein breit abgestütztes Komitee, indem alle bürgerlichen Parteien und der Gewerbeverband vertreten waren, für ein doppeltes Nein zu den Pflanzenschutz-Initiativen stark gemacht. Diese Kampagne habe sicherlich zum guten Endresultat beigetragen, ist sich Grunder sicher. «Wir werden die Homepage auch nach der Abstimmung weiter betreiben und diesen Kanal als Brücke zwischen Landwirtschaft und Bevölkerung nutzen.» Grunder sagt, man habe aus dieser Kampagne viel mitnehmen können für den zukünftigen Dialog mit der Bevölkerung.

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Freudige Überraschung in Zürich

Die grösste Zustimmung hatten die Pflanzenschutz-Initiativen im Kanton Zürich. Bei der TWI war das Rennen besonders knapp: 50,7 Prozent stimmten Nein. Etwas grösser war der Vorsprung des Nein-Lagers bei der Pestizidverbots-Initiative mit 52,1 Prozent Nein. Das war so nicht zu erwarten.

Martin Haab, Präsident des Zürcher Bauernverbandes (ZBV), ist umso erfreuter, dass beide Pflanzenschutz-Initiativen auch in seinem Kanton abgelehnt wurden. «Ich war seit der letzten Trendumfrage vor fünf Wochen zuversichtlich, dass die beiden extremen Initiativen zumindest am Ständemehr scheitern werden», sagt Haab. Vom Ausmass der Ablehnung sei er positiv überrascht gewesen. «Dass selbst der Kanton Zürich die beiden Initiativen ablehnte, wenn auch knapp, hätte ich nicht zu träumen gewagt.» Zu verdanken habe man dies den Bäuerinnen und Bauern. «Alle unsere 3000 Mitglieder haben sich aktiv, nach ihren Möglichkeiten im Abstimmungskampf engagiert», spricht der ZBV-Präsident den Bauernfamilien seinen Dank aus.

Enttäuschung über verlorenes CO2-Gesetz

Nein sagte das Schweizer Stimmvolk auch zum CO2-Gesetz. In der Ostschweiz wurde es nur im Kanton Zürich angenommen und zwar mit 55,4 Prozent. Einer, der sich im Thurgau stark gemacht hatte fürs CO2-Gesetz war Landwirt und Mitte-Kantonsrat Josef Gemperle. «Ich bin sehr enttäuscht, aber das Resultat kam wenig überraschend», sagt er.

Die Umweltverbände würden ein Stück weit die Verantwortung dafür tragen. «Die Umweltverbände haben mit ihrer Kampagne und den Anschuldigungen gegen die Landwirtschaft wesentlich dazu beigetragen, dass viele beim CO2-Gesetz Nein stimmten.» Trotz allem überwiegt bei Gemperle die Freude über die Ablehnung der beiden Pflanzenschutz-Initiativen. Zum Thema Klimaschutz sagt er: «Wir kommen an diesem Thema nicht vorbei. Es braucht strategische Überlegungen, auch in der Landwirtschaft.»