Als Schweizer hat man eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie eine Simmtenalerkuh auszusehen hat. Doch wer auf der Corskie-Farm einen Blick in die Ställe wagt, merkt schnell, dass Simmentaler nicht gleich Simmentaler sind. Simmentaler sind in Schottland nämlich bekannt für ihre Leistungen im Fleischrinderbereich. Und auf der Corskie-Farm sind sie nicht mehr wegzudenken.

Für Journalisten aus aller Welt öffnete Betriebsleiter Ian Corskie anlässlich des internationalen Agrarjournalistenkongresses in und rund um Aberdeen seine Stalltüren.


Zum Betrieb gehört ein Transportunternehmen


Die Corskie-Farm umfasst insgesamt über 1200 ha. Der ganze Stolz von Ian Corskie sind die 460 Simmentaler. Aber auch  400 Sauen und 550 Texel-Auen gehören zu den tierischen Standbeinen des Betriebs. Wie es für die Region «Aberdeenshire» typisch ist, setzt die Corskie-Farm sowohl auf Tierproduktion wie auf den Ackerbau. «Ein nachhaltiger, sich schliessender Kreislauf ist auf unserem Betrieb wichtig», erläutert der sympathische Betriebsleiter.

Rund die Hälfte der insgesamt 22'000 in Schottland registrierten landwirtschaftlichen Betriebe halten Rindvieh, was diesen Sektor zum wichtigsten in der schottischen Landwirtschaft macht. Über 400'000 Herdebuchtiere sind offiziell eingetragen. Die Tendenz ist jedoch sinkend. Die Corskie-Farm besteht aus drei Betrieben an drei verschiedenen, mehr oder weniger weit voneinander entfernten Standorten. Ian Corskie wird von seinen Eltern Jimmy und Nann unterstützt. Zur Farm gehört auch ein Transportunternehmen mit betriebseigenen Sattelschleppern. Daher kommt es auch, dass inklusive Chauffeure über 30 Angestellte auf Corskie beschäftigt sind.


Im Durchschnitt verzeichnet die Corskie-Farm 750 mm Regen jährlich. «Dieses Jahr war leider alles etwas anders», erklärt Ian Corskie den Besuchern. Obwohl die Ernte vielversprechend angefangen habe, sei der Abschluss der Ernte eine grosse Herausforderung gewesen. Der viele Regen in Kombination mit der schlechten Böden habe die Ernte vielerorts verzögert.

Auf 72 ha wird auf der Corskie-Farm Wintergerste für die Schweinefütterung an-

gepflanzt. 420 ha stehen für den anspruchsvollen Anbau der Sommergerste zur Verfügung, die später für die Whisky-Produktion verwendet werden (siehe Kasten unten). Die Qualitätsanforderungen der Destillerien sind sehr hoch, alles was darunter liegt, wird zurückgewiesen. Dazu kommen noch 115 ha Winterweizen und 10 ha Hafer. Der grösste Teil aus dem Ackerbau geht in die Futterproduktion.


Der teuerste, jemals gehandelte Bulle


Das aus dem Ackerbau gewonne Stroh ist wichtig für den Betrieb. Auf der Corskie-Farm legt man Wert auf einen geschlossenen Kreislauf. So dient das Stroh als Einstreu. Normalerweise weiden seine Simmentaler ganzjährlich draussen. Kurz vor dem Abkalben holt er sie jedoch in den Stall, wo sie je nach Bedarf gefüttert werden. Auch die Rinder erhalten eine zusätzliche Stallfütterung, besonders diejenigen, von denen man sich erhofft, dass sich dank ihnen der Name Corskie in der Züchterwelt noch mehr etabliert. Ian Corskie ist nämlich leidenschaftlicher Simmentalerzüchter und kauft daher auch regelmässig Zuchtbullen ein.

Die imposanten Simmentalerstiere stehen friedlich neben-einander in den grosszügigen Gehegen. Ian Corskie sorgte landesweit für Schlagzeilen, als er den teuersten Simmentalerstier, Bel Dhu Capercaillie, der je gehandelt wurde, ersteigerte. Stolze 47 50 Pfund (umgerechnet über 70'000 Franken) war ihm der Bulle wert.

Auf die Fragen, ob er sich für ein Foto neben einen der 1600-kg-Kolosse stellen könnte, öffnet er das Gatter und erfüllt den Wunsch der Journalisten. Sein sicheres und gleichzeitig vorsichtiges Vorgehen zeigt, dass er den Umgang mit den Tieren gewöhnt ist. Seine Leidenschaft hat er allem Anschein nach weitergegeben, denn seine Tochter ist ebenfalls vom Simmentaler­virus infiziert und präsentiert 
die Corskie-Zucht regelmässig höchstpersönlich an Ausstellungen.

Julia Schwery