Lorenz Hirt ist der neue Kapitän von Switzerland Cheese Marketing AG (SCM). Die Aktionäre folgten dem Vorschlag des Verwaltungsrat einstimmig. Hirt ist Anwalt, Dr. jur., Geschäftsführer der Vereinigung der Schweizerischen Milchindustrie (VMI), Co-Geschäftsführer der Föderation der Schweizerischen Nahrungsmittelindustrien (Fial), und war bereits Sekretär des Verwaltungsrates. Hirt ist in der Branche damit kein Unbekannter, befasst er sich doch schon seit 15 Jahren mit Milchmärkten.

Während sich Lorenz Hirt über seine Wahl freute, war es für Guy Emmenegger nicht so einfach. Zwar freue er sich über die Wahl von Lorenz Hirt, aber ihm sei der Rücktritt von anderen Mandaten bedeutend einfacher gefallen als sein Rückzug bei SCM, sagte er den Aktionären. Emmeneggers Engagement wurde mit dem Titel des Ehrenpräsidenten belohnt, einem langen Applaus und einer Glocke. Und vermutlich auch mit einigen Freundschaften, wie Emmenegger sagte; er habe während seiner Arbeit mit vielen guten, interessanten und engagierten Leuten zusammengearbeitet, die ihm mit der Zeit zu teuren Freunden geworden seien. Einer von diesen Freunden ist der ebenfalls abtretende Vizepräsident Matthias Kunz. Kunz ist wie Emmenegger seit 1998 im Verwaltungsrat, ein Gründungsmitglied der SCM und international sehr gut vernetzt.

Neu in den Verwaltungsrat gewählt wurden Heinz Wälti, Präsident von Emmentaler Switzerland, François Huguenin von Emmi International und Christoph Holenstein von der Sortenorganisation Appenzeller Käse.

Absatzförderung zusehends in der Kritik

«Die SCM wacht über die Herkunft des Schweizer Käse», sagte Guy Emmenegger in seiner Begrüssung. Allerdings stelle er fest, dass die Absatzförderung des Bundes zusehends in die Kritik gerate. Er forderte deshalb die Aktionäre und Gäste auf, darzulegen, dass die Absatzförderung des Bundes gerade für die Unterstützung von Wertschöpfungsstarken Produkten wie Käse sehr wichtig sei. Dabei hätte eine Kürzung der Absatzförderungsmittel eine direkte Auswirkung auf das Ergebnis der SCM, denn knapp die Hälfte des Umsatzes ist von Bundesmitteln abhängig.

15,7 Milliarden Kontakte

Wie David Escher, CEO der SCM AG den Aktionären erklärte, hat man als Reaktion auf die Aufhebung des Euro-Franken-Mindestkurs das Marketing in der Schweiz und den wichtigsten Ausländischen Märkten verstärkt. Schon 2014 hat SCM sehr viel Geld, Zeit und Energie in die Werbung und PR-Arbeit gesteckt und rund 15,7 Milliarden Kontakte zu Konsumenten geknüpft. Dabei ist ein Kontakt dann hergestellt, wenn ein Konsument die Marke «Schweizer Käse» wahrnimmt. Der wichtigste Kommunikationskanal für die SCM ist PR-Arbeit, damit erzielt man rund 14 Milliarden Kontakte. Die übrigen entstehen über die Verkaufsförderung, Werbematerial, neue Medien, die Schaukäsereien und die Direct-Marketing.

Wie Escher auch betonte, sei zwar die Qualität ausschlaggebend dafür, dass die Konsumenten trotz höheren Preisen zu Schweizer Käse greifen. Und man könne derzeit sehr gut beobachten, wie die Wettbewerber im umliegenden Ausland den Werbedruck erhöhen würden. Sie wollen von den höheren Preisen der Schweizer Käse profitieren und mit Rabattaktionen Marktanteile gewinnen. 

Die Käseexporteure, aber auch die SCM gerät hier klar unter Druck. Wie Escher sagt, verfüge die SCM über einen Bruchteil des Budgets der grossen Marktakteure in den umliegenden Ländern. Dennoch will man neue Märkte erobern: Gemeinsam mit den Sortenorganisationen und dem Handel seien neue Projekte ausgearbeitet worden um Skandinavien, Asien (Japan, China und Südkorea), USA sowie Russland zu erschliessen. Gleichzeitig aber versucht man auch die bestehenden Märkte in Deutschland, Frankreich, Italien, etc. zu bewirtschaften. 

Für die SCM ist die Strategie richtig. Wie Escher festhielt, habe man durch den gemeinsamen Einsatz und die weltweit starke Marke «Schweizer Käse» die Exporte um 0,4 Prozent (+ 246 Tonnen) steigern. Wertmässig haben die Exporte im vergangenen Jahr gar um 5,8 Prozent zugelegt.

Jahresrechnung, Revisionsbericht wurden einstimmig genehmigt, Verwaltungsrat und Geschäftsstelle entlastet.

Hansjürg Jäger