Die Haselnussanlage von Ursula und Albert Forster in Gossau SG gibt ein eindrückliches Bild ab. 280 Bäume stehen mit sattgrünen Blättern da. Überall schauen die hellgrünen Früchte hervor. Sie zeigen, dass ihnen die Trockenheit nichts anhaben konnte und eine gute Ernte zu erwarten ist. „Haselnüsse gedeihen ursprünglich in trockenen Gebieten wie dem Piemont und der Türkei“, erklären die beiden. „Deshalb gehen wir davon aus, dass unsere Ernte im normalen Rahmen ausfallen wird. Das sind rund 500 Kilo.“

Ausbau wäre wünschenswert

Initiantin dieses Projektes war die St.Galler Saatzuchtgenossenschaft. Sie hat neben Forsters auch Cornel Angehrn aus Muolen für diese Obstart gewinnen können. So kommen auf einer Anbaufläche von einer Hektare mit rund 800 Bäumen durchschnittlich eine Tonne Nüsse pro Jahr zusammen. Mit einer Ausbeute von 20 Prozent entsteht ein Haselnussöl, eine Spezialität, die nicht ganz günstig ist. Damit ist die Schweizer Produktion bei einem Import von rund 10 000 Tonnen eine Nische. Dabei könnten die Haselnüsse in vielen Regionen der Schweiz angebaut werden. „Wir wissen, dass der Bedarf grösser wäre“, sagt Christoph Gämperli von der St.Galler Saatzuchtgenossenschaft in Flawil SG. „Das Potenzial für den Absatz wäre vorhanden. Auch die Qualität der Früchte mit ihrem einmaligen Aroma ist hervorragend. Doch im Moment gilt es vor allem, den Anbau zu optimieren.“

Noch zu wenig Wissen

Als einen Grund für die Zurückhaltung nennt Gämperli die Langfristigkeit. „Wir ziehen zwar in Flawil die Jungpflanzen rund vier Jahre lang auf, bevor sie beim Landwirt eingepflanzt werden“, betont er. „Doch ein richtiger Ertrag stellt sich erst später ein, der Vollertrag sogar erst nach zehn bis zwölf Jahren.“ Er erwähnt zudem, dass über die Führung solcher Kulturen in Schweizer Breitengraden nur wenig Wissen verfügbar sei, insbesondere dann, wenn man sie auf die regionalen klimatischen Bedingungen abstimmen müsse. Er nennt als Beispiel die Bestäubung, die im Moment noch nicht optimal sei. Komme dazu, dass im Moment Jungpflanzen der geeignetsten Sorte in ganz Europa praktisch nicht verfügbar seien. Auch bei Forsters kommt der Ausbau ihrer Anlage nicht in Frage. „Solche Kulturen gehören zwar zu unserem Betrieb und bereichern unsere Betriebsausrichtung“, sagen sie. „Für eine Ausweitung fehlt uns aber schlicht die Zeit.“

 

 

Ernte von Hand

Bei der Pflege der Bäume müssen sie das eine und andere beachten. Die natürlichen Fressfeinde Specht und Eichhörnchen machen zum Glück keine Probleme. Letzteres kommt in der Anlage nicht vor, weil diese nicht an einem Wald steht. Gegen den Specht können sie wenig unternehmen. Den Haselnussbohrer, ein Rüsselkäfer, und andere Schädlinge halten sie mit einer sanften Behandlungen in Schach. Die Pflege der Bäume und des Bodens darunter erfordern Zeit, denn Forsters wollen Bäume und keine Sträucher. Kommt die Ernte dazu. „Sie dauert im Normalfall rund drei Wochen von Ende September bis im Oktober“, erzählen sie. „Wir ernten von Hand, das heisst, wir lesen die Nüsse aus den Netzen, die wir am Boden ausgelegt haben.“ Folgt die Trocknung, bevor viele fleissige Hände die Hüllblätter der Nüsse entfernen. Erst dann übergeben sie die Nüsse der St.Galler Saatzuchtgenossenschaft.

Für Haselnüsse entschieden

Ihr Weg zu den Haselnüssen verlief für Forsters recht zufällig. „2006 waren wir vom Feuerbrand betroffen und müssten viele Obstbäume fällen“, sagen sie. „Dadurch hatten wir eine freie Fläche, die wir wieder mit Bäumen nutzen wollten.“ Durch den bereits bestehenden Kontakt zur St.Galler Saatzuchtgenossenschaft war schnell die Idee geboren, auf die bis dahin in der Schweiz noch unbekannte Kultur der Haselnüsse zu setzen. „Zusammen mit Christoph Gämperli und Richi Hollenstein vom landwirtschaftlichen Zentrum St.Gallen in Flawil informierten wir uns auf Anlagen in Deutschland. Als Resultat entschieden wir uns, eine halbe Hektare mit diesen Bäumen zu bepflanzen.“

Harziger Beginn

Für zwei Sorten hatten sich die beiden im Jahr 2007 entschieden. Der eine Baum ist gross mit starkem Blätterbehang und runden Nüssen, der andere eher klein, aber mit ebenso vielen, aber länglichen Früchten. Die Jungpflanzen mussten sie überall zusammenkaufen, weil Haselnusspflanzen in der Schweiz nicht gerade oft nachgefragt werden. Und wie das bei neuen Projekten so ist, wartete bei der Lieferung der Bäume eine dicke Überraschung auf Forsters. „Als wir die Pflanzen bekamen, stellten wir fest, dass sie erst wenige Zentimeter gross waren“, sagen sie. „Es war also klar, dass ein Ertrag noch einige Zeit auf sich warten lassen würde.“ Das schreckte die beiden aber nicht ab, denn sie mögen solche Herausforderungen, die sie schon mit der Produktion von Gras- und anderen Samen erlebt hatten. Nach ungefähr fünf bis sechs Jahren war die Durststrecke überwunden und der Ertrag stellte sich ein.

Martin Brunner/lid