1917 fand die Gründungsversammlung des Schweizerischen Schafzuchtverbandes im Kanton Zürich statt. Und so hat es eine gewisse Logik, dass die Delegiertenversammlung vom 25. Februar 2017 ebenfalls im Kanton Zürich über die Bühne ging. Die Treichler Gruppe Zürcher Unterland verlieh der Versammlung im Saal des «Rössli» in Illnau eine spezielle Note: irgendwo zwischen getragen-feierlich und sehr laut.

Viele Herausforderungen gemeistert

Präsident Alwin Meichtry erinnerte daran, dass das Gründungsjahr von der Witterung her ein sehr schwieriges war. Bereits der Sommer 1916 sei ausserordentlich nass gewesen. März und April 1917 waren die kältesten zwei Monate seit dem Jahr 1764. Diese widrigen klimatischen Verhältnisse führten zu einer Versorgungkrise und zwangen den Bundesrat dazu, die Lebensmittel zu rationalisieren.

Wie Meichtry ausführte, habe der Schafzuchtverband in seiner Geschichte nicht nur diese Herausforderung gemeistert. In den letzten Jahrzehnten habe ein regelrechter Umbau der Landwirtschaft stattgefunden. Das Regelwerk des Staates sei gewachsen, die Märkte würden sich öffnen, Grossraubtiere seien zurück. Der Schafzuchtverband habe alle diese Herausforderungen gemeistert und werde auch neue Herausforderungen meistern, wenn er in der Lage sei, gesellschaftliche Trends mitzugestalten. So gelte es etwa, auf das Bedürfnis der Bevölkerung nach einheimischen Lebensmitteln einzugehen.

Feier im November

Der Schafzuchtverband wird seinen runden Geburtstag Ende November an der Suisse Tier in Luzern in einem bescheidenen Rahmen feiern. Wie Alwin Meichtry sagte, dürfen im Jubiläumsjahr aber alle Züchter etwas von ihrem Dachverband erwarten. Welche Überraschung hinter dieser Ankündigung steckte, dieses Geheimnis wurde an der Delegiertenversammlung aber nicht gelüftet.

Umstrittener Voranschlag

An der Versammlung wurden sämtliche Anträge des Vorstandes angenommen. Am meisten zu reden gab der Voranschlag für das laufende Jahr. Ein Delegierter stellte den Antrag, diesen an den Vorstand zurückzuweisen. Der Verband weise für das Jahr 2016 einen Gewinn von fast 300 000 Franken aus, für das angelaufene Jahr sei ein solcher in der Höhe von 160 000 Franken budgetiert. Es sei nicht Aufgabe des Verbandes, ein Vermögen anzuhäufen, sagte der Delegierte. Der Verband solle ein Budget mit einem Gewinn von 0 Franken vorlegen. Die Züchter seien von einem Teil der Kosten für die DNA-Beprobung von Jungwiddern zu entlasten.

Dem hielt die Verbandsspitze entgegen, die Tierzuchtverordnung des Bundes halte fest, dass ein Fünftel des Budgets für die Tierzucht von den Züchtern aufzubringen sei. Da gehe es nicht an, die Züchter für die Beprobung der Jungwidder aus den Reserven des Verbandes zusätzlich zu entschädigen.

Bei den gegenwärtigen Sparbemühungen sei es zudem fraglich, wie lange die Bundesgelder für die Tierzucht im bisherigen Rahmen fliessen würden. Ausserdem würde eine Rückweisung des Voranschlags die Organisation einer ausserordentlichen Delegiertenversammlung mit den entsprechenden Kosten nach sich ziehen. Mit dieser Argumentation setzte sich der Vorstand durch.

Mehr als Walliser Problem

Nur am Rande der Versammlung – unter dem Traktandum «Verschiedenes» – kam das Thema «Grossraubtiere» zur Sprache. Der Wolf sei kein Walliser, sondern ein Schweizer Problem hielt ein Delegierter aus dem Wallis fest. Inzwischen seien in der Schweiz vier Rudel registriert und die Wölfe würden immer dreister. Der Delegierte forderte den Vorstand dazu auf, sich bei den Politikern dafür einzusetzen, den Wolf von der Liste der streng geschützten Tiere zu nehmen.

Neue Geschäftsleiterin

Esther Zimmermann ist ab dem 1. März dieses Jahres operative Geschäftsleiterin des Schweizerischen Schafzuchtverbandes. Die Fachfrau mit landwirtschaftlicher und kaufmännischer Ausbildung ist den Leserinnen und Lesern der «BauernZeitung» keine Unbekannte. Sie leitete und prägte während zehn Jahren den Bund «Landleben» dieser Zeitung. Zuvor war sie Redaktorin bei der ebenfalls zu den Agrarmedien gehörenden «die grüne».

Nach 12 Jahren Mitgliedschaft im Vorstand ist der zweisprachige Jurassier Théo Gerber aus Le Prédame wegen der Amtszeitbeschränkung aus dem Vorstand zurückgetreten. Er wurde per Akklamation zum Ehrenmitglied ernannt. Sein Nachfolger ist der Waadtländer Lionel Pasche aus Martherenges.

Christian Weber