"Sogar die Champignonproduktion haben wir in Betracht gezogen", erinnert sich Silvia Welti schmunzelnd. Das zeigt, wie offen für Neues sie und ihr Mann Beat Huber waren. Der gelernte Metzger übernahm schon früh den Hof seines Grossonkels. Zuletzt war die wirtschaftliche Situation jedoch unbefriedigend und die Arbeitsbelastung mit dem Nebenerwerb als Metzger hoch. Die 14 ha in der Bergzone II und rund 12 Milchkühe in alten Gebäuden stellten den 37-Jährigen vor die Wahl: "Entweder weiterjammern oder einen Berater konsultieren und mit offenen Karten spielen."

Zufallstreffer
In Zusammenarbeit mit Lukas Walthert vom BBZN Hohenrain entstand schlussendlich die Vision Milchschafe. "Ich möchte produzieren", lautet die Devise auf dem Hof Lindenstöckli. Das sah die Kreditkasse anfänglich anders, die Empfehlung ging klar hin zur Extensivierung. So war die Milchschafhaltung ideal, um die Kriterien für den Investitionskredit doch zu erfüllen. Mit dem neuen Stall für rund 120 Tiere stiegen die SAK auf Beat Hubers Betrieb deutlich. Von der Albert-Koechlin-Stiftung (siehe unten) las das Ehepaar in der Zeitung und schickte ein Gesuch. "Ohne grosse Hoffnung", wie Beat Huber zugibt. Der Bau sei schon fast fertig gewesen, als die Unterstützung zugesprochen wurde.

Gesicherte Abnahme
Im Mai erfolgte nun die erste Milchablieferung an die Napf-Chäsi in Luthern. Mit den Inhabern Lucia und Markus Stirnimann hatte Beat Huber bereits im Vorfeld die Abnahme geregelt. So entstehen aktuell die ersten Frischkäse und Mutschli. Silvia Welti gibt zu, dass sie trotz anfänglicher Skepsis keinen grossen Unterschied zur Kuhmilch merke. Die Schafe überzeugen mit Inhaltsstoffen von rund 5,5 Prozent Fett und 4,5 Prozent Eiweiss, bei einer Tageshöchstleistung von 3,5 bis 4 kg Milch Anfangs Laktation. Beat Huber erzählt von den Rückmeldungen zum neuen Betriebszweig und Gebäude: "Viele staunen über eine solch grosse Scheune hier oben." Wenn er erkläre, wie viel Heuraum und Lagerplatz für Stroh die Milchschafhaltung benötige, sei das Verständnis gross. Und schliesslich wolle er nur einmal im Leben bauen, der alte Stall soll in absehbarer Zeit abge- brochen werden. Eine weitere Option hat sich der weitsichtige Bauer ebenfalls offen gehalten: Der Bau enthält einen Raum, wo der Metzger dereinst selber Fleisch verarbeiten könnte. "Doch eins ums andere", sind sich Beat Huber und seine Frau einig.

Umstellung gelungen
Zuerst solle der Rest der momentan 50 Schafe ablammen und in nächster Zeit werde er wohl die Weidesaison beginnen, sagt der Betriebsleiter. Seine Herde möchte er laufend aufbauen, die angestrebten 120 Schafe seien eine wirtschaftliche Grösse. Gemolken werden diese zweimal täglich in einem 12er-Melkstand, die Fütterung von Heu und Gras erfolgt via Förderband im Stall. Grosse Unterschiede zu den Milchkühen sieht das Ehepaar Huber Welti nicht, gerade die zeitlichen Abläufe seien weitgehend gleich. "Natürlich ist es ein anderes Tier", darum hätten sie im Voraus viele Informationen eingeholt, erzählen sie.

ag