"Unser Ziel ist der Dialog", sagt Martin Rufer, Leiter des Departements Produktion, Märkte und Ökologie beim SBV, zu deren Vorkampagne. Das sei vor allem jetzt wichtig, wo zwei Volksinitiativen (siehe unten) die Schweizer Lebensmittelproduktion gefährden könnten. Die Bevölkerung soll aufgeklärt werden. Daher plant der SBV, schweizweit sogenannte Nullparzellen-Fenster in Kulturen anzulegen, in denen auf jegliche Pflege einschliesslich Pflanzenschutz, Düngung und mechanische Unkrautbekämpfung verzichtet wird. Diese laufen unter dem Projektnamen "Schau in meinen Acker". Weil es noch offene Fragen gibt, haben wir Martin Rufer dazu befragt.

Herr Rufer, was sagen Sie zu den Vorwürfen, das Projekt "Schau in meinen Acker" sei eine Täuschung der Konsumenten?

Martin Rufer: Wir täuschen nichts vor und informieren offen. Wir wollen mit "Schau in meinen Acker" die Bevölkerung darüber aufklären, dass es Pflegemassnahmen für eine verkäufliche Ernte braucht. Dazu gehört auch der Pflanzenschutz.

Warum kommt der Bauernverband gerade jetzt damit?

Weil Pflanzenschutz bisher wenig im öffentlichen Fokus stand. Warum hätten wir das selber bei einem so heiklen Thema tun sollen? Aber mit den verschiedenen Initiativen und den immer lückenhafteren Vorstellungen der Bevölkerung kommen wir nun nicht darum herum. 

Hat die Trinkwasser-Initiative den Anstoss gegeben, nun offener über die Landwirtschaft zu diskutieren?

Ja, das kann man wahrscheinlich so sagen. Wir müssen die Initiativen nun als Chance sehen, um unsere Arbeit besser zu erklären. 

Warum reicht nicht einfach ein Webauftritt, um die Bevölkerung über die Sachlage zu informieren?

Unser Ziel ist es, dass die Bauern als Nutzer von Pflanzenschutzmitteln hinstehen und informieren, was sie tun und warum. Sie sind glaubwürdige Botschafter. Dadurch hoffen wir, das Vertrauen der Bevölkerung in die heimische Landwirtschaft und unsere Bauern zu stärken.    

Man könnte mutmassen, die Kampagne ist eine indirekte Werbung für die Pflanzenschutzmittel-Industrie.

Nein, das darf und soll es nicht sein. Wir wollen Pflanzenschutzmittel nicht durch alle Böden verteidigen, sondern zeigen, warum es nicht immer und in jedem Fall ohne sie geht. Wir sagen zudem auch, dass die Landwirtschaft beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln besser werden kann und will. 

Warum sollen die sogenannten Nullparzellen des Projekts eigentlich ganz ohne Pflanzenschutz auskommen? Das ist doch nicht realistisch.

Die Nullparzelle soll der Bevölkerung zeigen, dass unsere Kulturen eine gewisse Pflege brauchen. Wenn wir einfach die Natur walten lassen, dann gibt es keinen vermarktungsfähigen Ertrag und damit nichts zu essen für die Bevölkerung sowie kein Einkommen für die Bauernfamilien. Es geht nicht allein um Pflanzenschutz. Das Ziel ist, mit der Bevölkerung in den Dialog zu treten.

Birgt die Nullparzelle ein Risiko für die übrigen Kulturen und Nachbarparzellen?

Da es sich um kleine Fenster handelt, ist das Risiko überschaubar. Im Extremfall sind auch Behandlungen möglich. Es sind dann einfach keine Nullparzellen mehr. Aber, es eignet sich in der Tat nicht jede Kultur für eine Nullparzelle. Deshalb bieten wir auch die Möglichkeit, Kulturen ohne Nullparzelle auszuschildern und so trotzdem über Pflanzenschutz zu informieren.

Welche Kulturen eignen sich für das Projekt?

Hackfrüchte und generell stark zur Verunkrautung neigende Kulturen wie Mais, Soja, Eiweisserbsen, Zuckerrüben, Kartoffel, Sonnenblumen, Freilandgemüse oder Verarbeitungsgemüse sind am besten geeignet.

Eine letzte Frage: Was steht dem SBV für diese Massnahme finanziell zur Verfügung?

Diese Massnahme ist relativ günstig. Wir rechnen mit ungefähr zehn Franken pro Tafel und damit mit wenigen 10'000 Franken über alles. 

Katrin Erfurt

Was ein Landwirt über das Projekt denkt, lesen Sie heute in der Printausgabe der BauernZeitung.