Man muss gestehen, dumm ist der Leitspruch der Trinkwasser-Initiative nicht. Mit emotionalen Slogans versucht sie, das Stimmvolk zu erreichen, denn wer lehnt schon «sauberes Wasser für alle» ab. Doch versteckt sich dahinter eine weitaus radikalere Botschaft, die das Stimmvolk vielleicht nur auf den zweiten Blick erkennt. «Die Initiative ist gefährlich», sagt Urs Schneider, stellvertretender Direktor des Schweizer Bauernverbands (SBV) und Leiter einer Kampagne, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Initiative zu bekämpfen. «Denn sie kann vor allem für unsere Landwirtschaft und Bauernfamilien verheerende Folgen haben», konstatiert Schneider.

Allianz zur Aufklärung

Im Frühling dieses Jahres unterbreitete die Geschäftsstelle des SBV der Landwirtschaftskammer (Laka) ein Konzept zur Bekämpfung der Pflanzenschutzmittel-Initiativen (s. Kasten) mit einem Hauptfokus auf die Trinkwasser-Initiative. Die Laka genehmigte die Vorschläge und erteilte damit den Auftrag zur Umsetzung. Eine Massnahme des Konzepts bildet die Gründung einer möglichst breiten «Allianz zur Bekämpfung der Pflanzenschutzmittel-Initiativen».

Zum Beitritt in diese lud der SBV in der Zwischenzeit alle mitbetroffenen Kreise ein. Mittlerweile verzeichnet die Allianz rund 60 Mitglieder, darunter sind zahlreiche Mitgliedsektionen des SBV, sowohl Kantonalwie auch Fachorganisationen, aber auch Unternehmen (z. B. Fenaco, Mühlen) und Verbände (z. B. Vereinigung Schweizerischer Futtermittelfabrikanten, Vereinigung Schweizer Milchindustrie, Dachverband Schweizer Müller). Eingesetzt ist eine Begleitgruppe, die die Gestaltung und Umsetzung der Aufklärungsmassnahmen unterstützt.

Ohne Chemische Industrie

Scienceindustries, der Verband der Planzenschutzmittelfirmen, und diese selbst wurden im gegenseitigen Einvernehmen nicht in die Allianz einbezogen. «Es gab Diskussionen, aber wir haben uns bewusst gegen den Beitritt der Industrie entschieden», so Urs Schneider. «Denn uns ist wichtig, unsere Unabhängigkeit zu bewahren.» Das bedeute aber nicht, dass Firmen, die der Allianz nicht beitreten, nicht für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln einstehen würden.

«Im Gegenteil, mit eigenen Massnahmen unterstützen sie – in Ergänzung zu den Massnahmen der Allianz – die Aufklärungsarbeit und am Schluss die Ablehnung der Initiativen», argumentiert Schneider. Das betreffe auch den Verband der Gemüseproduzenten, welcher im Januar aus dem SBV ausgetreten ist. «Der Verband habe sich entschieden der Allianz nicht beizutreten, aber würde mit eigenen Massnahmen mithelfen und diese mit dem SBV abstimmen», erläutert Schneider.

Kampagnenstart ab 2019

In die Aufklärungsarbeit setze der SBV grosse Erwartungen. Als Vorkampagne soll sie das Fundament für die anschliessende Abstimmungskampagne liefern, die zirka 2 bis 3 Monate vor der eigentlichen Abstimmung der Pflanzenschutzmittel-Initiativen starte. «Die Allianz befindet sich weiterhin im Aufbau. Die Hauptbotschaften für die Vorkampagne sind aber schon gesetzt», erzählt der Kampagnen-Leiter.

Derzeit sei der SBV daran, mit einer Agentur Vorschläge für das Erscheinungsbild, den Slogan und die konkreten Massnahmen zu definieren. Mitte Dezember würden diese der Begleitgruppe zum Entscheid unterbreitet, so dass der Kampagnenstart im ersten Quartal 2019 erfolgen kann.

Infos über Pflanzenschutz

Zur Aufklärung des Stimmvolkes habe der SBV diverse Massnahmen im laufenden Jahr umgesetzt, z. B. Medienkonferenzen, die Herausgabe der Broschüre «Fokus Pflanzenschutz», Argumentarien sowie zwei Aufklärungsvideos in Zusammenarbeit mit Schweizer Landwirten über den notwendigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.

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Fest stehe bereits, dass im Rahmen der Vorkampagne ein Messestand zur Verfügung gestellt werde. Eine Website, Online-Massnahmen und ein Flyer seien ebenfalls gesetzt. Als weitere Massnahmen werden voraussichtlich unter anderem Plakate und Inserate erstellt. In Abklärung stünden noch Massnahmen wie z. B. Präsentationen im Felde. Was und in welchem Umfang Massnahmen realisiert werden, hänge auch von den verfügbaren Mitteln ab. Der SBV habe zunächst 250'000 Franken aus spezifisch gebildeten Reserven zur Verfügung gestellt. In Zukunft soll die Finanzierung allerdings auch von Mitgliedern der Allianz getragen werden.

Katrin Erfurt