Sauberkeit der Tiere ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Milchproduktion. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass stark verschmutzte Euter wesentlich häufiger Infektionen aufweisen als saubere Euter. Das Risiko kann dabei mehrfach höher sein. Daher erstaunt es nicht, dass es eine direkte Beziehung zwischen der Verschmutzung der Euter und der Zellzahl der Herde gibt. Ebenso ist nicht überraschend, dass mit einer erhöhten Verschmutzung in den meisten Fällen eine höhere Keimbelastung der Milch einhergeht. 

Liegeboxen und Stallmanagement

Stark verschmutzte Euter erhöhen den Reinigungsaufwand vor dem Melken. Das Saubermachen einzelner stark verschmutzter Euter oder Zitzen kann den Routinearbeitsablauf im Melkstand stark stören und somit den ganzen Melkablauf durcheinander bringen. Die Anforderungen im Melkablauf und somit die Belastung des Melkers nehmen mit dem Verschmutzungsgrad zu.

In verschiedenen Untersuchungen wurde ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Qualität von Liegeboxen und der Sauberkeit der Herde nachgewiesen. Nicht optimale Boxenmasse und schlechte Pflege der Boxen verringern die Attraktivität der Liegeplätze. Überbelegungen und schlechtes Stallklima können die Situation verschärfen. All dies führt zu verringerten Liegezeiten. So verursachten schon 30 Minuten weniger Liegezeiten pro Tag in einer dänischen Studie vermehrte Verschmutzungen am Euter. 

Ursache hierfür sind längere Stehzeiten und vermehrte Bewegung über unsaubere Laufgänge mit dem Risiko von aufspritzenden Ausscheidungen. Besonders verschmutzen Beine und Füsse von Kühen, wenn sie über schlecht abgeschobene Laufgänge gehen oder in der «Welle», die ein Kotschieber vor sich her schiebt, stehen müssen. Dies ist häufig an Fressplätzen zu beobachten. Die so z.B. stark verschmutzten Hinterbeine kommen beim Abliegen in der Liegebox direkt unter oder neben dem Euter zu liegen.

Häufiges, regelmässiges Abschieben der Laufgänge hilft, die Verschmutzungen zu verringern. Wichtig im Zusammenhang mit aufspritzendem Kot ist auch die Kotkonsistenz. Eine unausgewogene Fütterung, die zu dünnem oder sehr dünnem Kot führt, erhöht das Risiko für Verschmutzungen der Hinterbeine und der Euter bei allen Kühen. Eine Fütterungsplanung und entsprechende Anpassung der Ration kann hier eine deutliche Verbesserung bringen.

Ein weiterer Grund für vermehrte Verschmutzungen durch aufspritzenden Kot sind Unruhen in der Herde. Je mehr und je schneller die Tiere sich bewegen, umso stärker werden die Verschmutzungen sein. Ein ruhiger Umgang mit den Tieren grundsätzlich, die Separierung von brünstigen Kühen sowie die Vermeidung von schnellem und aggressivem Umtreiben helfen, die Verschmutzungen möglichst gering zu halten.

Saubere Tiere – Massstab der tiergerechten Haltung

Qualitätsmilch zu produzieren ist wichtigste Voraussetzung für die weiterverarbeitenden Milchbetriebe. Qualitätsbezah-lung, Qualitätssicherungssysteme, Label, Gütesiegel und die hohen Erwartungen der Verbraucher sind weitere Gründe für eine Qualitätsmilcherzeugung. Saubere Tiere mit sauberen Eutern erleichtern dies. Saubere Tiere gelten auch als Ausweis eines insgesamt guten Betriebs- und Herdenmanagements sowie einer tiergerechten Haltung. Alle Anstrengungen für die Sauberkeit der Kühe sind somit wichtige Vorarbeiten für ein angenehmes Melken und die Qualitätsmilchproduktion.

Franz Sutter, Profi-Lait