Der römische Feldherr und ausgewiesene Geniesser Lucius Licinius Lucullus brachte die Kirsche aus Kleinasien bereits im 1. Jahrhundert vor Christus aus der Hafenstadt Kerasus – heute das türkische Giresun – mit nach Italien. Rund um diese Stadt sollen Vorfahren unserer heutigen Kirschen bereits seit 400 vor Christus angebaut worden sein. Funde von Steinen der Vogelkirsche, der Urform unserer heutigen Süsskirschen, belegen diese Theorie. Die Kirsche gehört damit zu einer der ältesten Obstpflanzen unserer Geschichte.

Der Name kommt von der Herkunftsstadt

Ihren Namen verdankt die Kirsche ihrer Herkunftsstadt Kerasus, respektive dem griechischen Wort für Kirschbaum «kérasos». So heisst die süsse Frucht auf Spanisch «cereza», auf Französisch «cerise» und auf Türkisch «kiraz» - und auch die deutsche Bezeichnung Kirsche geht auf die Herkunftsstadt zurück.

Einst bis zu 600 verschiedene Sorten

Als die Kirsche dank dem Feldherr Lucullus schliesslich ihren Weg nach Italien fand, verbreitete sie sich von dort langsam über den gesamten europäischen Kontinent. Dass die Römer damals auf dem Höhepunkt ihrer Macht standen und ein riesiges Einflussgebiet hatten, trug viel zum Siegeszug der Kirsche in Europa bei. Heute hat die süsse Frucht, die zur Familie der Rosengewächse zählt, fast die ganze Welt erobert – und es haben sich viele Sorten entwickelt. Alleine bei den Süsskirschen sollen im 19. Jahrhundert 600 verschiedene Sorten existiert haben. Viele dieser ursprünglichen Sorten sind heute leider wieder verschwunden.  

 

Nicht nur zum Essen

Neben den süssen Früchten liefern Kirschbäume auch noch andere Rohstoffe, die genutzt wurden oder werden:

  • Das reich gemaserte, dunkel-rotbraune Holz eignet sich für Tischlerarbeiten, Möbel und Drechselwaren oder zum Bau von Musikinstrumenten
  • Das (essbare) Kirschgummi, also das Harz der Bäume, nutzte man früher bei Bedrucken von Stoff, um die Farbe von bestimmten Stellen fernzuhalten
  • Kirschgummi hilf zudem beim Wundverschluss und wurde bei starkem Husten inhaliert
  • Aufgüsse aus den Fruchtstielen wurden vereinzelt gegen Husten und Ödeme verwendet
  • Blätter und Früchte von Kirschbäumen geben eine grüne Farbe

Herkunft der Sauerkirsche ist unbekannt

In der Schweiz ist vor allem die Süsskirsche verbreitet, ihre Verwandte, die Sauerkirsche, oft auch Weichsel genannt, erfreut sich vor allem in Österreich und Deutschland grosser Beliebtheit. Die genauere Herkunft dieser saureren Variante der Kirsche ist im Gegensatz zur Süsskirsche weitgehend unbekannt: Heutzutage geht man davon aus, dass es sich um eine Kreuzung der Vogelkirsche mit einer Steppenkirsche handelt, die wahrscheinlich ebenfalls aus Kleinasien oder dem Balkangebiet stammt.

Für die Kirschensaison 2020, die am 22. Juni startet, rechnet der Schweizer Obstverband (SOV) mit einer durchschnittlichen bis guten Kirschenernte von rund 2200 Tonnen. Die Schweizer Kirschensaison dauert bis Ende Juli.

 

 

Kirschen ganz reif ernten

Wer Kirschen selber pflückt, sollte darauf achten, dass die Früchte ganz ausgereift sind. Am besten werden die Kirschen samt Stiel gepflückt. So bleiben sie länger frisch und verlieren weniger Saft. Lassen sich die Kirschstiele problemlos vom Ast drehen, haben sie die optimale Reife.