Der Richtpreis für A-Milch steigt am 1. September um drei Rappen auf 71 Rappen/kg franko Rampe. Das hat der Vorstand der Branchenorganisation Milch (BOM) am Mittwoch in Bern entschieden.

Preiserhöhung im September

Wie die BOM am Donnerstag mitteilte, bleibt der Richtpreis für die Monate Juli und August bei 68 Rappen, «im September steigt er auf 71 Rappen». Grund dafür die Einführung des Branchenstandards Nachhaltige Schweizer Milch und die «prospektiven Markteinschätzungen». Der Entscheid ist insofern keine Überraschung, als dass weder der Milchpreisindex vom Bundesamt für Landwirtschaft noch die Einschätzung der aktuellen Marktlage eine Erhöhung des A-Milch-Richtpreises gerechtfertigt hätte. Mit der Preisfestsetzung wird nun klar, dass der Zuschlag für nachhaltige Milch Teil des A-Richtpreises wird. Geht es nach der BOM, muss einen Abzug hinnehmen, wer nicht den Anforderungen des Standards entsprechen kann. Zwar wäre auch ein zweiter Richtpreis denkbar gewesen; offenbar wollte man aber die Segmentierung nicht noch weiter verkomplizieren. Wie BOM-Geschäftsführer Stefan Kohler sagt, wird der Zuschlag auf der Milchgeldabrechnung auf jeden Fall transparent ausgewiesen.

Rücksicht auf Verarbeiter

Zwar handelt es sich beim Branchenstandard um das wichtigste Branchenprojekt zur Positionierung von Schweizer Milch. Der Medienmitteilung ist davon nichts zu entnehmen; sie ist im Gegenteil kurz und nüchtern gehalten. Dies wohl vor allem aus Rücksicht auf die Verarbeiter. Während die Milchproduzenten für A-Milch einen Zuschlag erhalten und die BOM den Standard so versteht, dass sie etwas Gutes für die Schweizer Milchbranche macht, sind es die Verarbeiter, die jetzt im Verkaufdie Preiserhöhung durchsetzen müssen. Und das ist für Molkereimilch schwieriger, je höher die an Qualität und Preis gestellten Anforderungen sind.

Vor diesem Hintergrund wird erneut die Interessenlage der verschiedenen Akteure deutlich. Einerseits wollen die Milchproduzenten den grünen Teppich auf keinen Fall gratis ausrollen. Andererseits will die Milchindustrie die Marktanteile im Ausland nicht gefährden. Erstere wollen entsprechend einen Preisbonus, letztere wollen die Auszeichnung auch für B- und C-Milch.

Offen lässt die Mitteilung, wie der Standard künftig ausgelobt werden soll. Wie Stefan Kohler sagt, würden die entsprechenden Entscheide derzeit vorbereitet und in den verschiedenen Gremien diskutiert. Voraussichtlich im August soll dann mit einem grösseren Anlass die Einführung des Branchenstandards bekanntgemacht werden.