Die Sitzordnung war schon in der Primarschule ein grosses Thema und sie bleibt es bis auf höchstes Niveau: Die Parlamentsdienste haben heute die provisorische Platzierung der 226 Abgeordneten im neugewählten National- und Ständerat publiziert (s. Bilder). Diese nehmen am Montag mit der Wintersession ihre Arbeit auf. Das Thema Sitzverteilung sei eine heisse Kartoffel für jede Fraktion, heisst es in einem von den Parlamentsdiensten mitgelieferten Artikel.

Je weiter hinten desto besser

Die Regeln für das delikate Geschäft wurden im Laufe der Zeit mehrmals geändert, einst sass man nach Sprachgegenden getrennt, heute teilen die Parlamentsdienste den Parteien ihre Sektoren zu, die Feinverteilung findet dann in den Fraktionen statt. Bei kleinen Fraktionen sei dies meist einfacher, als bei grösseren, heisst es im erwähnten Text.

Generell gilt offenbar, je weiter hinten und je näher am nächsten Gang, desto besser. So sagte einst der ehemalige Zürcher Mario Fehr, er habe den besten Platz (zweithinterste Reihe am Rand), "weil es der Sitzplatz mit der allerkürzesten Verbindung zur Cafeteria ist und damit jederzeit in Spurtdistanz von einem Kaffee zu den Abstimmungen". Es gebe aber auch Leute, die möglichst weit vorne sitzen wollen, vermeldet ein Fraktionschef. Grund: Man ist häufiger auf den Bildern in den Medien.

"Zusammenhalt im Dienst der Landwirtschaft"

Sehr gut in Position gebracht haben sich bei der Sitzverteilung Markus Ritter und Jacques Bourgeois. Präsident und Direktor des SBV sitzen neu nebeneinander. Und zwar zuhinterst ganz oben, dies- und jenseits des Ganges, wo Bourgeois bereits im alten Parlament sass. "Diese Sitzposition von Jacques Bourgeois und mir ist symbolkräftig", sagt Ritter, "einerseits sind wir strategisch gut positioniert, andererseits symbolisiert das auch die parteiübergreifende Zusammenarbeit und den Zusammenhalt im Dienst der Landwirtschaft."

Eine interessante Konstellation gibt es auch bei den Grünen, wo die Bernerin Christine Badertscher neben der Zürcherin Meret Schneider sitzen wird. Erstere ist eine bauernnahe Pragmatikerin, zweitere der führende Kopf hinter der Massentierhaltungs-Initiative und damit eher dem fundamentalistischen Flügel der Grünen zuzurechnen.

Auch im Ständerat wurden die Sitze neu verteilt. Hier gibt es keine bäuerliche Corona, aber eine Art parteiübergreifende Flanke links mit Maya Graf (Grüne), Hansjörg Knecht und Werner Salzmann (beide SVP), die in einer Reihe hintereinander sitzen.