«Lieferdienst ersetzt Märt», schrieb die BauernZeitung am 27. März, als sie über den innert weniger Tage aufgegleisten Lieferservice des «Bure Märt Sissach» berichtete. Denn die Bäuerinnen aus Sissach BL und Umgebung wollten ihre treue Kundschaft, die sich seit 26 Jahren jeden Freitagvormittag zum Einkaufen auf dem Areal der Nebiker AG trifft, nicht hängen lassen. Offensichtlich entsprach diese Dienstleistung einem Bedürfnis, denn die Reaktionen der Konsumenten waren durchaus positiv und dankbar. Sechsmal haben die fleissigen Bäuerinnen inzwischen ausgeliefert und die Redaktion wollte wissen, wie sich der Lieferdienst entwickelt hat. Die BauernZeitung besuchte am Freitagvormittag vergangener Woche die Bäuerinnen beim Vorbereiten der Auslieferungen. Selbstverständlich mit dem nötigen Abstand und Mundschutz.

Neue Kunden gewonnen

«Am Wichtigsten ist», sagte Präsidentin Sonja Degen, «unserer treuen Kundschaft für die Unterstützung herzlich zu danken. Aber auch den neu dazu gekommenen Konsumentinnen sei gedankt. Wir Bauernfrauen würden uns freuen, wenn wir sie mit unseren frischen, saisonalen Produkten überzeugen können, auch in Zukunft bei uns einzukaufen.» Die erste Auslieferung bestand aus 26 Posten, eine Woche später waren es bereits 75. «Heute dürfen wir 105 Positionen bereitstellen,» freut sich Claudia Grazioli, Betriebsleiterin «La Famiglia Fluhberg» Sissach. Die Organisation des Lieferdienstes liegt in den Händen von Laura Grazioli, Landwirtin auf dem Familienhof Fluhberg. Sie erinnert sich an den ersten Nachmittag, als die Frauen ihre Artikel zusammentrugen auf ihrem Hof: «Uns wurde klar, dass wir das Bestellwesen vereinfachen müssen. Das bedeutete, eine entsprechende Online-Lösung zu ­finden.» Anfangs waren Bereitstellung und Auslieferung arbeitsintensiver als «nur» am Freitagvormittag an den Stand zu gehen. Doch der Zeitaufwand wird von Woche zu Woche weniger, weil eine Geübtheit eintrat und die Frauen die Verteilroute besser im Griff haben. Gilt es doch, die kürzesten Wege von Sissach nach Bretzwil und nach Basel auszutüfteln. Die Kundschaft zeige sich verständnisvoll, wenn etwas falsch oder nicht geliefert werde. Die Fehlerquote nehme wöchentlich ab. In kurzer Zeit sei ein angenehmer Teamgeist entstanden.

Der Märt als Standbein

Auf die Frage, ob sie jetzt, wo der Lieferservice gut läuft, finanziell besser wegkommen, als wenn der Markt stattfinden würde, antwortet Kassierin Carmela Handschin vom Hofgut Grosstannen in Bubendorf: «In erster Linie gibt es den Lieferdienst, weil der Bure Märt Sissach für uns alle ein Standbein des Betriebes ist, das wir nicht einfach so aufgeben können.» Den vorübergehenden Geschäftseinbruch müssten sie wie andere Lebensmittelproduzenten hinnehmen. Im Moment sei die Frage der Mieten der Lokale noch nicht geklärt. Für den Lieferdienst wird keine Gebühr verlangt, ausser die Bestellung beträgt weniger als 25 Franken. Carmela Handschin lächelt: «Unser Kundschaft rundet die Rechnungsbeträge meistens grosszügig auf.» Die Frauen liefern sicher bis zum 11. Mai aus. Ob das Angebot danach bestehen bleibt, wissen sie nicht. «Wir werden an unserer nächsten Sitzung darüber reden», heisst es in der Runde. Allerdings sagen alle, sie würden sich darauf freuen, wenn der Markt wieder aufgehe im Mai. Denn für viele Leute und sie selbst seien die Treffen am Freitagvormittag ein unverzichtbares Ritual.

Der Fisch ging vergessen

«Wir sollten weitermachen mit unserer Arbeit», erinnern die Frauen. «Sonst geht es uns wie am ersten Auslieferungstag, als wir die letzte Harasse erst um 20 Uhr bei der Kundin abgeben konnten.» Denn sie hatten nicht nur Böckten BL mit Buckten BL verwechselt, sondern auch den frischen Fisch in der Kühlbox vergessen. Die Frauen erinnern sich gegenseitig daran, dass keine Fehler mehr passieren dürfen und haben eine Warenausgangskontrolle installiert. Es ist ihnen wichtig, professionell zu arbeiten. Die Reaktionen der Kundschaft bestätigen diese Professionalität.