Nicht mehr abhängig sein, das ist das Ziel von Guido Winterberg aus Bettwil AG. Schon von Weitem sieht man einen Bauernhof, dessen Dächer über und über mit Photovoltaik-Panels bedeckt sind. Das muss der Erushof sein.

Einmaliger E-Mähtrac

Dort angekommen, begrüsst Guido Winterberg, der Betriebsleiter, die Journalistin von der BauernZeitung. Vor der Scheune hat er seine wichtigsten Fahrzeuge aufkoloniert. Diese laufen allesamt mit Elektro-Antrieb: Ein Hoflader, ein Golf, ein Roller und auch ein Reform-Mähtrac. Auf den Reform ist Guido Winterberg besonders stolz. Dies ist nämlich ein eigens für ihn umgebauter Prototyp. «So einen Elektro-Reform hat wahrscheinlich niemand sonst», sagt Winterberg.

Angefangen hat alles mit der Photovoltaik-Anlage die er im 2012 installiert hat. Insgesamt sind es 2600 m2 auf den Dächern des «Erushof». Für diese hat Winterberg 2012 noch einen KEV-Vertrag für 25 Jahre erhalten. Total produziert die Anlage jährlich 400'000 kW Strom, der in die Leitung eingespeist wird. Der Verbrauch auf dem Betrieb sind rund 30'000 bis 35'000 kW pro Jahr. «Da habe ich Blut geleckt», sagt Guido Winterberg mit einem Schmunzeln. Er wollte nun, da er selber so viel Strom produziert, dass auch die Fahrzeuge auf seinem Hof elektrisch laufen.  Doch damals sei fast noch nichts erhältlich gewesen.

Wepfer baute um

Das erste Fahrzeug war dann 2016 der E-Hoflader von Weidemann, der auf den Erushof gekommen ist. Dann kam das Auto dazu und im Winter 2017 /18 hat Winterberg mit dem Umbau des Reforms angefangen. Dabei hat der Landwirt das ganze Fahrzeug ausgeschlachtet: Motor raus, Kupplung raus. «Und dann stand ich irgendwann an der Grenze meines Wissens», gibt er zu.

So ist der Biolandwirt mit der Firma Wepfer Technics aus Andelfingen ZH in Kontakt getreten. Diese stellen unter anderem Windturbinen und E-Motorräder für die Post her. Guido Winterberg hat also seine Idee mit Wepfer Technics besprochen und diese haben den Reform dann umgebaut. Insgesamt hat der Umbau etwa ein halbes Jahr gedauert, bis alles fertig war. Der Mähtrac hat nun eine 40-kW-Batterie und zwei Doppelmesser-Mähwerke. «Ich wollte ein leichtes und effizientes Fahrzeug, das den Boden schont und die Insekten», sagt Winterberg.

Mit zwei Mähwerken kann er nun über fünf Meter breit mähen. Die Doppelmesser bräuchten zudem nur wenig Kraft, nämlich sechs bis acht Kilowattstunden. «So können wir vier bis fünf Stunden fahren, bis wir die Batterie wieder aufladen müssen». Ein Elektromotor habe einen viel höheren Wirkungsgrad (>90%) als ein Dieselmotor (30%), erklärt der Landwirt. Zudem ist der Mähtrac nur 1360 kg schwer. Das ist zwei Gewichtsklassen leichter als ein Traktor. Die Bereifung sorgt für geringen Bodendruck.

 

Betriebsspiegel Erushof

Betriebsleiter: Guido Winterberg
Ort: Bettwil AG
Nutzfläche: 23 ha
Viehbestand: 14 Mutterkühe, 20 Pensionspferde
Kulturen: 17 ha Wiesland, 3 ha Brotgetreide, 3 ha Hirse         und Öllein
Traktoren: Deutz DX 390 (75 PS), Ford 4610 (60 PS), Reform-E-Mähtrac (40 kWh), Weidemann E-Hoflader.
Maschinen: Zwei Doppelmesser-Balkenmähwerke, Schwader (4,3 m), Kreiselheuer 6-teilig, Ladewagen, Heukran, Kulturegge, Striegel, Schleppschlauch, Hackgerät (kommt bald).

Weitere Infos: www.erushof.ch

 

Ein Umdenken auslösen

Mit seinem E-Mähtrac ist Guido Winterberg im Februar sogar von Bettwil AG bis nach Bern gefahren, also rund 100 km über Land. Er fuhr an die Klimademo. «Ich wollte zeigen, dass ein Umdenken in der Landwirtschaft nötig ist», erklärt der E-Landwirt. Und er hat auch noch weitere Träume, zum Beispiel ein Kleinwindkraftwerk oder einen Elektro-Traktor. «Irgendwann möchte ich komplett unabhängig sein von fremden Energien», sagt Winterberg.