Lebhaft und voll Begeisterung erzählt Irma Mosimann aus der Zeit, als sie mit ihrem Mann einen Milchwirtschafts- und Ackerbaubetrieb bewirtschaftete. Die Siedlungsentwicklung, das Wachstum im Dorf und die Landzusammenlegung hätten bewirkt, dass bereits in den Kriegsjahren Bauern ausgesiedelt hätten. «Aber für unseren Betrieb war das Aufkommen von Ladewagen der Grund zum Aussiedeln. Im engen Dorf hätten wir gar nicht ins Futtertenn hineinfahren können.» So zogen Irma Mosimann, ihr Mann und ihre drei Mädchen 1975 ins neue Haus im Heinacher. «Mein Mann war als begeisterter Ackerbauer fortschrittlich eingestellt, schon 1965 hatte er mit einem Berufskollegen einen Zuckerrübenvollernter gekauft – in einer Zeit, als andere noch von Hand das Kraut schippten.» Standen Änderungen im Betrieb an, wurde das vom Ehepaar zusammen besprochen und gemeinsam entschieden. 

Mit wenig viel erreichen

Irma Mosimann ist mit zwei Schwestern auf einem Bauernhof in der Region aufgewachsen. Bäuerin wollte sie nie werden. «Ich bekam ja mit, wie sich meine Mutter während und nach dem Krieg abrackerte.» Nach der Ausbildung zur Hauswirtschaftslehrerin kam die Gelegenheit für einen Auslandaufenthalt. «Nach diesem Winter als Au-pair in Paris war mir dann aber klar, dass ich nie in einer Stadt leben will», erinnert sie sich. 

«Der Unterricht an der Volksschule hat mich nicht gereizt. Ich wollte jungen Leuten, damals natürlich ausschliesslich Frauen, Hilfe und Unterstützung fürs Leben mitgeben.» So unterrichtete sie Schulabgängerinnen oder Mittelschülerinnen im zu dieser Zeit obligatorischen Hauswirtschaftskurs dem «Obli». Mit viel Engagement und Freude brachte sie den «Obli»-Absolventinnen Kochen, Produkteverwertung und Materialkunde bei. «Mein Credo war – und ist es immer noch – mit wenig Aufwand und möglichst effizient, viel zu erreichen, damit Zeit für Wichtiges bleibt», erklärt sie. 

Expertin in Hauswirtschaft

Nach der Heirat hörte Irma Mosimann mit dem Unterrichten auf, wurde aber schon bald wieder für unterschiedliche Aufgaben rund um hauswirtschaftliche Kurse angefragt. Als Inspektorin und später als Bezirksschulpflegerin hat sie viele Lehrpersonen in der Region besucht und dabei auch ihr Netzwerk erweitert. Das ermöglichte ihr auch, den einen oder anderen Kurs bei den Landfrauen zu geben, meistens ging es dabei um Brot, Zopf und süsses Hefegebäck. Nach aufwendigen Überredungsversuchen willigte sie schliesslich ein, am offenen Kurs an der Bäuerinnenschule Uster ZH zu unterrichten. Und mit diesen Erfahrungen kam sie in den Achtzigerjahren in die Kommission, welche in der Ostschweiz die Bäuerinnenprüfung durchführte. Sie organisierte Vorbereitungskurse an den verschiedenen Bäuerinnenschulen und nahm Prüfungen ab. «Bei Betriebsarbeiten und der Kinderbetreuung konnte ich auf die Unterstützung meiner Schwiegermutter und einer lieben Freundin zählen», meint die 79-Jährige dankbar.

Vielfältige Freundschaften

«Ich habe aus jedem Lebensabschnitt eine gute Freundin», erzählt die kontaktfreudige Bäuerin zufrieden. Aus der Zeit, als sie an der Schwand BE unterrichtete, pflegt sie viele Kontakte mit ehemaligen Schülerinnen und meint: «Wir Lehrerinnen waren ja fast gleich alt wie die angehenden Bäuerinnen.» Einen speziellen Freundinnenkreis geniesst sie im Dorf: Es sind dies drei Frauen unterschiedlichen Alters und mit je drei Töchtern. Eine von ihnen hat den monatlich stattfindenden «Gnüsserzmittag» ins Leben gerufen. Früher habe sie mitorganisiert, heute helfe sie begeistert beim Kochen für ein paar Dutzend Gäste mit. 

Natürlich haben auch ihre drei Töchter mit ihren Familien einen wichtigen Platz in ihrem Leben. Die Jüngste lebt mit Mann und Töchtern seit gut zehn Jahren in Neuseeland. «Dreimal habe ich sie dort schon besucht. Leider war es meinem Mann nicht mehr vergönnt, diese Reisen mit mir zusammen zu unternehmen.» Glücklich und dankbar erzählt sie von gemeinsamen Ausflügen mit den Jungen und deren Unterstützung, wenn sie etwas brauche.

Margreth Rinderknecht