«Ich hatte an den Bäumen immer schon meine Freude. Die kommen manchmal fast vor meiner Frau Martina.» Dieses Bekenntnis macht Obstproduzent Markus Glauser aus Epsach im Berner Seeland. «Nicht nur fast», ergänzt besagte Ehefrau schmunzelnd. Das Paar sitzt am Küchentisch und berichtet über die Freuden und Leiden ihrer Arbeit. Markus Glauser strahlt übers ganze Gesicht, als er beginnt, von seiner Faszination für die Obstbäume zu berichten.  Aufgewachsen als Bauernsohn wusste er früh, dass er auch mal bauern will. Aber nicht die Tiere, die der Betrieb bis 2003 hielt, und auch nicht die Maschinen hatten es ihm angetan. Nein, die Bäume übten diese Faszination auf ihn auf, die bis heute anhält. «Traktörle war für mich nie eine Freude», sagt er mit einem breiten Lachen im Gesicht. Maschinenausstellungen sind ihm ein Gräuel. Mehrtägige Obstbautagungen ins Ausland hingegen gar nicht. 

Alles andere muss warten

Viele Menschen sehen wohl im Winter nur eine Fülle an kahlen Bäumen in einer Obstanlage stehen, bei deren Anblick kaum Freude aufkommt. Nicht so Markus Glauser. Er habe bereits jetzt Freude an den wachsenden Knospen und steige gerne auf die Leiter, um den nötigen Winterschnitt zu machen. Wenn die ganze Anlage dann im Frühling in Vollblüte stehe, sei das extrem toll anzusehen, schwärmt Glauser. So toll, dass er häufig auch noch abends kurz in die Anlage fährt, um den Anblick zu geniessen. Dabei kann es schon mal vorkommen, dass er die Zeit vergisst und Ehefrau Martina Zuhause mit dem Essen wartet. «Wenn ich dann endlich heimkomme, werde ich von Martina nicht gerade mit ihrem strahlendsten Lachen erwartet», verrät der Obstproduzent etwas zerknirscht. 

Ein Ausgleich ist nötig

Während der warmen Jahreszeit ist der Obstbauer gerne auf dem Hornusserplatz aktiv. Zudem präsidiert er die Hornussergesellschaft Epsach. Dieser Sport hat für Markus Glauser einen hohen Stellenwert. Beim Hornussen könne er gut abschalten. Er, der oft alleine in seiner Anlage arbeitet, schätzt die Kontakte ausserhalb des Betriebes.  Martina Glauser hat ursprünglich die KV-Lehre in einem Treuhandbüro gemacht. Sie ist für die Buchhaltung des Betriebes sowie die Verarbeitung der Produkte für den Hofladen zuständig. Daneben arbeitet sie zu  50 Prozent auf der Gemeinde Lyss. Dies alles bedeutet für beide viel Arbeit und wenig gemeinsame Zeit. Eine Belastungsprobe für die Beziehung. Martina Glauser schätzt es nun umso mehr, dass diesen Winter, ohne Markus Zusatzjob in der Ricoter, zum ersten Mal regelmässig an Sonntagen freie Zeit als Paar bleibt. «Wir können nun endlich mal ohne schlechtes Gewissen am Sonntag nichts tun», sagt sie.  Körper überstrapaziert Markus Glauser ergänzt: «Ich habe jahrelang Raubbau an meinem Körper betrieben. Ich bin ein Workaholic, der keine Grenzen kennt. Ich arbeite einfach gern. Martina tut mir gut. Ohne sie wäre ich längst am Boden», bekennt er schonungslos ehrlich.

Verkauf ab Hof

Der Betrieb Glauser Obstbau betreibt einen kleinen Hofladen. Dies, um möglichst viel Obst selbst vermarkten zu können. Der Laden ist während der Kirschensaison täglich geöffnet. Ansonsten jeweils Dienstag- und Donnerstagnachmittag sowie Samstagvormittag. Da sie keine eigenen Frischprodukte wie Gemüse und Salat anbieten würden, sei es schwierig, den Laden das ganze Jahr über rentabel zu betreiben, wissen die beiden. Dennoch ist es Martina Glauser wichtig, den Hof­laden zu betreiben, in dem sie ­eigene Sirupe, Gebranntes, Eingemachtes und Gedörrtes verkaufen. Sogar einen Onlineshop für ihre Produkte bieten Glausers an.  

Andrea Wyss