Etwas abgelegen, aber dennoch gut erreichbar liegt der 24 ha grosse Bio-Betrieb Buchhütte an der Flanke des Hohgants. Taleinwärts sieht man die Schrattenfluh und weiter hinten türmt sich die Brienzer Rothornkette auf. Ja, man fühlt sich hier fast wie zu Hause und um Jahre zurückversetzt.

Milchviehhaltung und Zucht

Seit 1983 bewirtschaftet die Familie Siegenthaler mit ihren Kindern Ueli, Simon und Ursula den Betrieb im emmentalischen Schangnau BE und schon bald regiert die nächste Generation auf der Buchhütte. Vor allem mit der Milchviehhaltung und dem Nutzviehverkauf haben Siegenthalers ihr Einkommen generiert. In all den Jahren sind aber noch weitere Standbeine dazu gekommen wie Ferien auf dem Bauernhof und ein kleiner Nebenerwerb, den Trudi Siegenthaler im "Hohgantblick" als Pflegerin ausübt. Auf den 1. Januar, nach 37 Jahren, geben sie ihren Betrieb nun an ihren Sohn Ueli und seiner Familie weiter und dann haben diese das Sagen über die Buchhütte. "Komm wir machen zuerst einen Betriebsrundgang", sagt Christian Siegenthaler zum Besucher der BauernZeitung. Im Stall stehen in Reih und Glied 27 Kühe. Typstark mit sehr schönen Eutern, welche vor allem der Rasse Swiss Fleckvieh angehören. "Wir als Bio-Betrieb suchen vor allem eine Zweinutzungskuh, die auch ohne viel Kraftfutter über die Runden kommt", sagt der Meisterlandwirt. Wer denkt, auf einem Bio-Betrieb sei Viehzucht nebensächlich, hat sich hier auf der Buchhütte geirrt. Siegenthalers sind begeisterte Züchter und nehmen regelmässig an Ausstellungen teil. Zurzeit stehen mehrere vielversprechende Erstlingskühe vom Stier Orlando im Stall. Auch die Reserve-Schöneutersiegerin der Swiss Expo 2015 Manitou Andrea ist immer noch ein wahrer Blickfang. "Ja das war schon ein besonderer Moment als Andrea, trotz einem fünften Kategorienrang, den Reserve-Schöneutertitel holte", sagt der Betriebsleiter. Den grössten Zuchterfolg feierten sie aber mit dem Titel "Starzüchter 2015" an der Starparade. Siegenthalers Zuchtphilosophie lautet: Eine problemlose Kuh, eine Kuh mit einem gutem Exterieur, hohen Gehaltswerten und tiefen Zellzahlen. So verlassen jährlich mehr als zehn Zucht- und Nutzkühe den Betrieb. "Robuste Bio-Kühe sind immer mehr gefragt", sagt der Züchter.

Seit 1995 Bio

Seit 1995 wird die Buchhütte als Bio-Betrieb bewirtschaftet. 2Damals haben wir uns, mit fünf anderen Bauern aus der Region, für diese Produktionsweise entschieden", hält der Betriebsleiter fest. Am Anfang eher belächelt, haben seither etliche Betriebe aus der Umgebung auf Bio umgestellt. In den Anfangsjahren wurde die Bio-Milch von Siegenthalers über die Emmi vermarktet. Heute geht diese zu einem Abnehmer nach Oberlangenegg BE. "Wir haben es nie bereut, auf Bio umgestellt zu haben", sagen Christian und Trudi Siegenthaler. Ein Grund war sicher auch der bessere Milchpreis, der aktuell bei 84 Rappen liegt.

Auch Schicksalsschläge

1983 hat Christian Siegenthaler den Betrieb von seinen Eltern übernommen, investiert und ihn laufend vergrössert. «Das Erste was wir uns angeschafft haben, war ein "Bschüttimixer", lacht Trudi Siegenthaler. Mit der Zeit wurde auch ein neuer Milchviehstall und ein neuer Wagenschopf gebaut. «Wir haben sicher gute Jahre hinter uns», sagt das Betriebsleiterehepaar. «Der Milch-, wie auch die Nutz- und Schlachtviehpreise waren früher schon noch auf einem anderen Niveau als heute. Dagegen mussten wir mit einer Hypothek von 7% Zins zurechtkommen, welche man heute für 1,5% bekommt», sagt der Betriebsleiter. Die Familie Siegenthaler hat nicht nur gute Zeiten hinter sich, sie musste auch mit vielen Schicksalsschlägen zurechtkommen. So starb doch ihr erstes Kind, siebenjährig an Trisomie 21 und der heute 30-jährige Simon hat nach einer Impfung im Alter von drei Monaten eine Beeinträchtigung davongetragen, welche in Richtung Autismus geht. Heute ist Simon, der auf dem Betrieb mitarbeitet, in seinem Alltag auf eine gewisse Betreuung und Unterstützung angewiesen. Trotz der vielen Schicksalsschläge hat die Familie Siegenthaler den Lebensmut nie verloren. Dabei geholfen hat Christian vor allem das Jodeln. Er ist ein begnadeter und gefragter Jodlerdirigent, was zur Folge hat, dass Christian heute mehrere Formationen leitet und aktiv im Jodlerklub Schangnau mitsingt. "Ja das Jodeln und die Kameradschaft bedeuten mir sehr viel", sagt der Landwirt lachend. Was bei Christian das Jodeln ist, ist bei Trudi das Managen und das Betreuen der Feriengäste auf ihrem Hof. So hat sich der Betriebszweig "Ferien auf dem Bauernhof" in all den Jahren zu einem wichtigen Betriebseinkommen für die Familie entwickelt. "Den Kontakt zu den Gästen und zu ihren Kindern gefällt mir sehr", sagt die Bäuerin. "Die daraus entstehenden Gespräche möchte ich nicht missen". Es verwundert einen also nicht, dass die Feriengäste immer wieder zurückkommen in die Buchhütte, mit all ihren Tieren. Denn für kurze Zeit fühlt man sich hier wie im Paradies, im Paradies, wo das Zuhause der Bergbauernfamilie Siegenthaler ist.