Treffpunkt Schneehüenerstock im Skigebiet Andermatt. Noch bevor die Skisaison wegen des Coronavirus schlagartig zu Ende ging, fand das Treffen mit Benjamin Monn statt. Lockerheit – dafür scheint Benjamin Monn der Inbegriff zu sein, ob im Gespräch beim Kaffee oder später mit Skiern an den Füssen. Man sieht, wie viel Freude ihm der Beruf des Pistenpatrouilleurs macht.

Nicht aus dem Tal

Doch etwas anderes ist der 23-Jährige mit noch mehr Herzblut, nämlich Bauer. «Im Winter bin ich aber nicht viel im Stall», stellt Monn schon zu Beginn klar, um sogleich vom Sommer zu erzählen. Von der Zeit, in der er viele Kilometer zu Fuss zurücklegt, um die rund 100 Mutterkühe mit Kälbern zu kontrollieren. Dies auf vier Alpweiden, verteilt im Urserntal. Oder wenn er beim Heuen und Silieren mit allen möglichen Maschinen hantiert. Die Arbeit im Sommer fühle sich weniger streng an, beschreibt Benjamin Monn. «Ich bin zu Hause und mache einfach das, was ich seit jeher gewöhnt bin.» Bei der Bewegung an der frischen Luft gehe das Arbeiten fast nebenbei. Mehr braucht der Hospentaler nicht, um zufrieden zu sein. Die Touristen fehlen ihm schon gar nicht, vielmehr geniesst er etwas weniger Menschenkontakt: «Mit den Kühen zu sein, ist viel friedlicher.» Am liebsten gehe er gar nie aus dem Tal hinaus.

«Mit den Kühen zu sein, ist viel friedlicher.»

Benjamin Monn vergleicht den Stall und die Piste.

Von Genuss und Ehrgeiz

Friedlich findet er auch die Arbeit im Skigebiet, erzählt Benjamin Monn mit einem zufriedenen Grinsen. Gerade heute sei einer dieser perfekten Morgen gewesen: noch keine Gäste in Sicht, dafür 20 Zentimeter pulvriger Neuschnee auf den Pisten. Er ist einer, der schätzt und geniesst, was ihm das Leben bietet. Aber auch einer, der seine Arbeit recht macht, wie sich im Gespräch mit Rettungschef Osi Tschümperlin zeigt. «Solche Leute brauchen wir hier», sagt er über «Benji», der seine zweite Wintersaison in Andermatts Bergen erlebt. Nicht verbissen, aber durchaus ehrgeizig verfolge er seine Ziele, beschreibt der Angesprochene sich selbst.

In der Ausbildung zum Patrouilleur eignete er sich viel ­medizinisches Wissen für die Betreuung von verunfallten Wintersportlern an. Ebenfalls absolvierte Monn den Lawinensprengkurs. Bis frühmorgens die Pisten gesichert und bereit für die Gäste sind, muss es zuweilen schon zügig gehen. Und auch tagsüber müssen Kontrollfahrten genau protokolliert werden, um aufzuzeigen, dass das Skigebiet seine Sorgfaltspflicht erfüllt.

 

Betriebsgemeinschaft Urbeef

Name: BG Urbeef Monn & Cattaneo (2011 gegründet, Stallbau 2014)

Ort: Hospental

Tierbestand: 50 Bio-Mutterkühe (hauptsächlich Angus) plus Kälber, 2 bis 3 Stiere, rund 8 Aufzuchttiere

Sommer: 100 Mutterkühe plus Kälber auf vier Alpweiden

Fläche: 52 ha LN rund um Hospental (Bergzone 4), 3 ha Silomais in Erstfeld

Arbeitskräfte: Familien Monn und Cattaneo

 

Der Skitag endet

Mittlerweile ist vier Uhr nachmittags und die zwei Männer machen sich auf den Weg zur letzten Pistenkontrolle. Mit Arbeitshandschuhen und grossem Rucksack ausgerüstet, sperren sie eine Piste nach der anderen und sammeln Wegweiser und Stangen ein. Obwohl noch die Sonne strahlt, ist für den nächsten Tag Sturm angesagt. Eine halbe Stunde später manövriert Benjamin Monn den Pistenbully in Richtung Gütsch, von wo aus der Weg zurück ins Dorf führt. Als Bauernsohn hat er den Vorteil, dass er bereits an Maschinen gewöhnt war. «Doch diese hier ist schon noch deutlich grösser als die zu Hause.» Mit hörbarer Begeisterung lenkt er die geballten Pferdestärken steil bergab, während der Schnee vor dem Schild aufgetürmt und hinterher in die charakteristischen, ebenmässigen Rillen geformt wird.

«Diese Maschinen hier sind schon grösser als die zu Hause.»

Benjamin Monn erklärt seinen Pistenbully.

Wieder zur Schule gehen

Etwas später führt der Nachwuchslandwirt durch den grossen, luftigen Stall der Betriebsgemeinschaft (BG) Urbeef in Hospental. Franco Cattaneo, die andere Hälfte der Betriebsgemeinschaft, ruft ihn gleich herbei: Monns Mithilfe ist gefragt zur Kontrolle eines entzündeten Kälbernabels. Benjamins Vater ist vor längerer Zeit verstorben, seine Mutter ist BG-Partnerin von Marie-Theres und Franco Cattaneo und erledigt die administrativen Aufgaben des Betriebs. Obwohl im Winter Vollzeit-Patrouilleur, weiss der gelernte Schlosser immer, was im Stall läuft. Wann genau er den Monn’schen Teil des Betriebs übernehmen wird, steht noch nicht fest. Im Sommer geht er die landwirtschaftliche Ausbildung an, anschliessend die Betriebsleiterschule. Cattaneo wird wohl in den nächsten zwei bis drei Jahren an seinen Sohn übergeben.

Eine solide Existenz für die Zukunft

Die nächste Generation ist also in den Startlöchern und zufrieden mit dem, was sie erwartet. Rund 50 Bio-Mutterkühe, hauptsächlich Angus, sind mit ihren Kälbern in drei Gruppen unterteilt, dick eingestreute Boxen und Mistschieber bringen Komfort für Mensch und Tier. Die Fütterung ist unkompliziert: Silo und Heu, fürs Natura-Beef gibt es etwas Silomais. Schätzungsweise 50 Prozent des Landes können mit dem Traktor bewirtschaftet werden, für weitere 20 Prozent kommen Motormäher und Twister zum Einsatz. Mit 52 Hektaren rund um den Betrieb bietet die BG Urbeef eine solide Existenz für die Zukunft, dessen ist sich der Jungbauer sicher.