«Mannschaft», steht auf dem Baucontainer. Der Platz drinnen reicht jedoch bestenfalls für ein Beach-Volleyball-Team aus. Neben Arbeitsplatte, Gefriertruhe, Eismaschine und weiteren Kühlgeräten ist kaum  für mehr als zwei Personen Platz. Im Moment reiche das, sagt Silvia Gerber. 

Nicht ganz ahnungslos

Seit drei Jahren produziert Silvia Gerber Hof-Glace. Ein Inserat hat sie auf die Idee gebracht. Prompt landete die Eismaschine, die zu verkaufen war, auf dem Grossmatt-Hof in Zäziwil BE. «E chli Glace mache», so haben sich das Silvia Gerber und ihr Partner Daniel Krähenbühl gedacht. Ohne Businessplan und ohne jegliche Vorstellung bezüglich Aufwand. Einfach drauflos im umgerüsteten Baucontainer. Obwohl, ganz ahnungslos war die Bäuerin nicht. Als gelernte Milchtechnologin ist ihr die Arbeit mit dem Rohstoff vertraut. Auch in Sachen Hygiene weiss sie, worauf es ankommt. Aber sonst hätte sie die Arbeit eher nach dem Motto «No risk – no fun» angepackt. 

Das Risiko hat sich gelohnt und der Spass ist geblieben. «Wir hatten sicher Glück», sagt die 39-Jährige. Die schönen Sommermonate hätten den Glacekonsum steigen lassen. Mehrmals wöchentlich produziert sie Rahmglacen und Sorbets. Mit der Glacemaschine kann Gerber drei Liter Flüssigkeit aufs Mal verarbeitet. Das reiche etwa für 25 Becherli. Habe sie eine Bestellung für 200 Becher, sei sie also eine Weile dran. Familie und Freunde helfen aus, wenn zusätzliche Hände gebraucht werden. Und manchmal gebe es auch Dinge, die man besser Leuten vom Fach überlasse: das Gestalten eines Logos oder der Website beispielsweise.

Anstatt Werbeflyer zu streuen, brachte Gerber ihre rund 15 Sorten persönlich zur Degustation vorbei. Einige Geschäfte, darunter verschiedene Landi-Läden, nahmen das Eis ins Sortiment auf. Der Spycher neben dem Bauernhaus dient zudem als Hofladen. Und ein oder zweimal im Monat ist Silvia Gerber mit ihrem Glacewagen an Festen oder Märkten anzutreffen. Zeitlich liege nicht mehr drin, sagt sie. Auch so türmten sich drinnen halt manchmal die Wäscheberge. Oder die Fensterscheiben müssten länger auf den Lappen warten. «Manchmal müssen einfach Prioritäten gesetzt werden», sagt die Bäuerin. 

Büroalltag ist unvorstellbar

Als Bauerntochter kennt Silvia Gerber das Leben auf dem Hof. Nach der kaufmännischen Erstausbildung zog es sie in die weite Welt hinaus. In Australien arbeitete sie anderthalb Jahre auf einer Schaffarm. Ein Leben lang im Büro zu sitzen, habe sie sich nie vorstellen können. Mit perfektem Englisch bediente sie danach Gäste in Grindelwald BE und Interlaken BE. Der unregelmässige Dienst in der Gastronomie liess sich aber schlecht mit ihrem grossen Hobby vereinen: Als Torhüterin der 1. Liga-Unihockey-Frauen von Black Creek Schwarzenbach war Gerber bis letztes Jahr mehrmals pro Woche zu Trainings und Spielen unterwegs. Auch jetzt saust sie noch regelmässig nach Huttwil BE, um bei der Betreuung der U21-Mannschaft mitzuhelfen.

Anfangs der Lehrzeit lernte Silvia Gerber Daniel Krähenbühl kennen. Schnell wurde die Teenager-Traummann-Vorstellung revidiert: Wunsch war ein Nicht-Hornusser und Nicht-Bauer, Alltag wurde ein Landwirt mit Milchkühen und Mastschweinen, der erst noch leidenschaftlich hornusst. Heute könne sie sich nichts Schöneres vorstellen, als auf dem Hof zu arbeiten.

Schwingerglace als Idee

Auf dem Hof hat Silvia Gerber Zeit, weitere Ideen zu kreieren. Aber genau das sei ein Abwägen: Einerseits wolle sie Neues ausprobieren, andererseits nicht jede Mode mitmachen. Sonst bleibe sie auf Glacensorten sitzen, die kaum jemand kaufen will. So sei es ihr im vergangenen Jahr mit Kirschen-Eis gegangen. Wenn nächstes Jahr das Emmentalische Schwingfest direkt vor der Haustüre stattfindet, gebe es wohl eine Schwingerglace, verrät sie. 

Je länger sie sich mit dem Metier beschäftigt, je mehr Möglichkeiten sieht sie, ihr Produkt zu optimieren. Man dürfe nicht stehen bleiben – sei es in der Glaceproduktion oder ganz allgemein. Ein Pappbecher soll für eine ökologischere Verpackung sorgen. Auch bei den Zutaten pröbelt sie weiter und sucht bis sie findet: ein noch cremigeres Rezept beispielsweise.

Sandra Joder

Mehr unter: www.grossmatt-hof.ch

Den gesamten Artikel lesen Sie in der BauernZeitung vom 31. August 2018.