In der lichtvollen Advents- und Weihnachtszeit liebt Monika Mai-Baltensperger die besinnlichen Momente mit Kerzenschein. Es macht sie aber zugleich auch traurig, dass viele Menschen alleine und einsam sind. Sie nimmt sich darum in der hektischen Welt, die voller Termine ist, bewusst Zeit. Diese Stunden für sich und ihre Familie sind sehr wichtig, ebenso wie ihr Glaube. Sie schenkt aber auch gerne den Leuten in ihrem Umfeld Augenblicke des Zusammenseins.

Menschen verändern

«Ich hatte eine schöne Jugend im Dursch (Anm. d. Red.: Hof in der Gemeinde Wyssachen BE), und wir hatten es als Geschwister und mit den vielen Ferienkindern sehr gut», hält Monika Mai rückblickend fest. Durch das Aufwachsen auf dem Bauernhof lernten die vier Mädchen und ihr Bruder, dass alle mithelfen müssen, um die Arbeiten zu bewältigen. «Mir hei aber immer o eifach chöne si u dörfe läbe, u das vergässe mir nie», sagt sie dankbar im Rückblick.

Nach der Schulzeit lernte Monika Mai Coiffeuse. Sie hat diese Wahl bis heute nicht bereut und ist immer noch Teilzeit im Beruf tätig. Die Fachfrau liebt es, die Menschen mit einem Haarschnitt zu «verändern» und ihnen etwas Gutes zu tun. Sie hat aber auch gelernt, dass sie als Coiffeuse leicht den Zugang zu den Herzen der Menschen findet. Sie bekommt von der Kundschaft viel Vertrauen geschenkt und Einblicke in unterschiedliche Lebenssituationen. Die richtige Portion Anteilnahme und zugleich die nötige Menge Verschwiegenheit gehören darum zu ihrem Alltag. Nach einigen Jahren Erfahrung als kreative und aktive Berufsfrau machte sich Monika Mai mit einem eigenen Coiffeur-Geschäft in Wyssachen selbständig. Dabei konnte sie die vielen Facetten des schönen Berufes noch intensiver ausleben.

Schulschatz wiedergefunden

«Im Dezember vor 19 Jahren habe ich mein erstes Kind bekommen. Wir waren so dankbar und glücklich. Für uns alle war es damals fast ein Christkind», schaut Monika Mai mit einem feinen Lächeln zurück. Mit dem Bauernsohn Hans Jürg Mai, der in der Stäffeliweid (Anm. d. Red.: Hof in der Gemeinde Wyssachen) aufgewachsen ist, heiratete die glückliche junge Frau ihren Mann fürs Leben. «Er war mein Schulschatz und ich bekam das erste Müntschi von ihm», erinnert sie sich. Sie hatten sich nach der gemeinsamen Schulzeit aus den Augen verloren und erst einige Jahre später wiedergefunden. «Schnell haben wir dann aber gemerkt, dass wir zusammengehören und dass uns die gleichen Werte wichtig sind», meint Monika Mai. Mit den Geburten von Cedric im Dezember 1998, Dominic (2000), Leonie (2002) und Tobija (2006) wurde die Familie komplett. «Ich bin mit Leib und Seele Mutter, auch wenn meine Kids schon grösser sind. Nun kommt jedoch die Phase, wo es für mich heisst: Loslassen muss gelernt sein», stellt die Bäuerin fest. Sie erkennt auch, dass für sie als Eltern gilt: Vertrauen ist besser als Kontrolle.

Prioritäten setzen

Als sich Monika Mai für Heirat und eine Familie entschied, merkte sie schnell, dass nebst den Arbeiten auf dem Betrieb und einem kleinen Kind das eigene Geschäft keinen Platz mehr hatte. So setzte sie bewusst Prioritäten und gab ihren Coiffeur-Salon an eine Kollegin weiter. Sie hat diesen Entscheid nie bereut.

Monika Mai engagiert sich auch für die anderen. So wurde sie aktive Präsidentin in der Spielgruppe «Sünneli». Es war eine gute Zeit mit vielen positiven Erlebnissen. In diesem Zusammenhang ist ihr das Kinderschminken am Spielgruppen- festli oder anderen Anlässen in lebhafter Erinnerung. Als «Maskenbildnerin» bei Theateraufführungen ist sie immer noch aktiv. Der Landfrauenverein Wyssachen weiss die Vorstandsarbeit von Monika Mai ebenso zu schätzen. Ihr fröhliches Lachen wirkte immer für alle ansteckend und hilft bei vielem.

Eine gute Entscheidung

Auch auf dem Landwirtschaftsbetrieb machten Monika und Hans Jürg Mai die nötigen Veränderungen. So wurde im Jahr 2010 der 21 Hektar grosse Betrieb auf eine Herde mit Angus-Mutterkühen umgestellt. Einige der Kälber werden privat vermarktet, die andern laufen unter dem Label «Natura-Beef». «Es war für uns die beste Entscheidung. Wir sind nicht mehr an feste Zeiten gebunden», stellt Monika Mai fest. Nebst dem Dinkelanbau werden auch Schweine gemästet. Da auch Ehemann Hans Jürg Teilzeit auswärts arbeitet, ist eine gute Organisation erforderlich.

Mit der Weihnachtszeit kommen für Monika Mai nun aber Tage voller Kerzenschein und des glücklichen Zusammenseins. Bewusst wird sie mit ihrer Familie und ihren Lieben diese Tage im festen Glauben feiern. Und dabei auch immer an alle denken, die alleine und einsam sind.

Barbara Heiniger