Claudio Macaluso steht nicht gerne rum. Kaum in der Käserei, macht er sich nützlich: Er kontrolliert den Käsebruch, nimmt die beiden Propeller vom Rührwerk aus dem Käsefertiger und wirft die Pumpe an, die das Molken-Käse-Gemisch in die Käseformen pumpt.Jeder Handgriff sitzt, der Milchtechnologe lässt keine Zweifel daran aufkommen, dass er sein Metier beherrscht und dass er halbe Sachen nicht mag. Eigentlich hätte er an diesem Morgen frei. Gekommen ist er mir zuliebe für ein Gespräch. Die Käser-Kleider hat er angezogen, damit wir ein gutes Bild von ihm veröffentlichen können.

Gute Chancen im Beruf

Dass Claudio Macaluso keine halben Sachen mag, zeigt sich auch, wenn er von seiner Berufswahl erzählt. Er hat sich verschiedene Berufe angeschaut. Neben Milchtechnologe hat er im Kaufmännischen geschnuppert, als Buchhändler, als Drogist, als Bibliothekar. «Es waren noch mehr», Macaluso zögert, «aber ich weiss sie nicht mehr». Entschuldigend fügt er an: «Das ist schon wieder lange her.» Entschieden hat er sich letztlich für den Milchtechnologen. «Es hat viele Betriebe, es fehlt an Fachleuten. Und der Lohn ist auch gut», sagt er nüchtern. Hinzu komme die Arbeit, die ihm gefällt. «Und, das ist hier besonders der Kundenkontakt, den ich sehr schätze.» Um die Lehrstelle in Tägertschi BE musste sich Macaluso selbst kümmern.

«Es hat viele Betriebe, es fehlt an Fachleuten. Und der Lohn ist auch gut.»

Claudio Macaluso erklärt, warum er Milchtechnologe wurde.

Per E-Mail meldete er Interesse an einer Schnupperlehre an. In der Antwort wurde er auf die noch freie Lehrstelle hingewiesen. Kaum im Betrieb, wurde er direkt eingebunden in die Produktion. «Das hat mir sehr gut gefallen», erinnert er sich. Es war dieser angeleitete Sprung ins kalte Wasser, der ihn überzeugte. Die Ausbildungszeit beschreibt er als «körperlich streng, aber wunderschön». Anstrengend war der Arbeitsbeginn um 5 Uhr früh, schön die Vielseitigkeit. Zu seinen Lieblingsarbeiten gehören bis heute das Käsen, die Joghurt- und Butterherstellung. Am wenigsten gefällt ihm die Reinigung des Abwasserschachts.

Faszination Käse

Am liebsten steht er ohnehin beim Käsefertiger. Dort, wo Milch, Propionsäurebakterien und Lab zu einer Gallerte verschmelzen, bevor sie mit der Harfe geschnitten, in Formen abgefüllt und gepresst werden. Bis heute fasziniert Claudio Macaluso, wie aus einem Rohstoff, der sich kaum drei Tage hält, ein Produkt entsteht, das bis nach China und in die USA verschifft wird und bei richtiger Pflege zwei Jahre haltbar ist. «Ein guter Käse macht 19,5 bis 20 Punkte bei der Taxierung», meint Macaluso. Sein Lieblingskäse ist der reife Emmentaler; etwas mehr als zwölf Monate wird er gelagert. Er ist charakteristisch, aber mild im Geschmack. «Guter Käse ist wie eine Visitenkarte», meint Macaluso. Er hört sich trotz seiner 19 Lenze schon wie ein Lehrmeister an.

Die Welt verstehen wollen

Im Gespräch ist nach dreissig Minuten das Wesentliche gesagt. Die Sprachnachricht, um den Termin für den Besuch in Tägertschi zu bestätigen, quittiert Claudio Macaluso per Sprachnachricht; kurz, klar und direkt. Er hält es mit den Antworten auf meine Fragen gleich. Er schreibe viele E-Mails, sagt er. Die hätten ihm gezeigt, wie er etwas auf den Punkt bringen kann. «Ich will schliesslich verstanden werden», sagt er – die nahezu perfekte Grundhaltung, um in die Politik einzusteigen. Ambitionen seien vorhanden, Priorität hat vorerst die Meinungsbildung. Er lese jeden Tag Zeitung – «und zwar die NZZ, nicht irgendetwas anderes», daneben noch Bücher zu allem, was die Welt erklärt. Im Herbst 2021 wird Claudio Macaluso in die Rekrutenschule einrücken, vermutlich als Koch mit Sportabzeichen. «Die dafür notwendigen 85 Punkte möchte ich schon schaffen», meint der Läufer, der im Sommer 50 bis 60 Trainingskilometer abspult. Dann hat er die naturwissenschaftliche Berufsmaturitätsschule beendet und wird sich entscheiden, ob er die Berufs- und Meisterprüfung anstrebt oder ob er doch eher Lebensmittelinspektor werden will. Vielleicht kommt alles ganz anders, und er ist auf dem Absprung in die Pharmaindustrie. Dort sind Milchtechnologen nämlich ihrer handwerklichen Fähigkeiten wegen gesucht. Möglich wärs. Denn Macaluso will in Zukunft gerne in einem Betrieb arbeiten, der Wert auf Sauberkeit und eine vielseitige Produktpalette legt.Hansjürg Jäger

 

Serie: Landwirt(in) - und dann?

In der Artikel-Serie zur Aus- und Weiterbildung zeigen wir, welche Chancen die Weiterbildung in der Landwirtschaft eröffnet. Wir zeigen die Weiterbildungswege, die mit dem Erwerb des Eidgenössischen Fähigkeitszeugnisses offenstehen. Und wir zeigen, was die Berufs- und Meisterprüfung bringen können.

Alle Artikel der Serie unter bauernzeitung.ch/weiterbildung2020