Der Hof von Nadine Steinmann befindet sich in Ellikon, einem ländlich geprägten Dorf am östlichen Rand des zürcherischen Weinlandes. Ab Anfang April bis Mitte Juni dreht sich für die Bäuerin alles um Spargeln. Mit ihrem Mann Urs produziert sie Grün-, Bleich-, sowie violette Spargeln. Die violette Ausgabe stellt einen besonderen Blickfang dar und ist besonders für die Direktvermarktung attraktiv. Die Arbeitstage während der Erntephase sind lange und arbeitsintensiv.

Grosse Direktvermarktung 

Spätestens um 5 Uhr steht Nadine Steinmann auf und stellt die Bestellungen für Detailhandel und Gastronomie zusammen. Gleichzeitig startet ein eingespieltes Team aus Familienmitgliedern und Erntehelfern mit den Arbeiten auf dem Feld. Die Helferinnen und Helfer rekrutiert das Betriebsleiterpaar überwiegend aus der Region. Sobald die Bestellungen gerichtet sind, hilft die Bäuerin bei der Ernte und der späteren Verarbeitung mit. Auf der Wasch- und Sortieranlage werden Spargeln auf die gewünschte Länge gekürzt und gewaschen. Anschliessend erfolgt deren manuelle Kalibrierung und Klassifizierung. «Da wir grosse Mengen an Spargeln im Hofladen mit reiner Selbstbedienung vermarkten, kann ich auch zweite Qualität, sprich nicht ganz marktkonforme Spargeln verkaufen. Dabei vermeiden wir unnötige Ernteverluste und beugen Lebensmittelverschwendung vor.» Nebst der Direktvermarktung bietet der Betrieb während der Saison auch mehrmals pro Woche ein Spargelessen an. 

Vielseitiger Betrieb 

Als 2011 ihr Mann Urs den elterlichen Betrieb übernahm, starteten sie mit dem Spargelanbau, dessen Fläche sie jährlich leicht ausbauten. Ihr Mann bietet, unterstützt von seinen zwei Brüdern und seinem Vater, auch Dienstleistungen im Bereich der Lohnarbeit an. Im Hofladen verkauft Nadine Steinmann überwiegend eigene Produkte, dabei ist viel Saisonales wie Beeren und Gemüse. Zudem Konfitüren, Gelées und Sirupe – diese produziert sie aus hofeigenen Früchten. Auch Schaf- und Schweinefleisch aus eigener Haltung sowie eigene Weine bietet die Familie an. «Wir sind in neue Betriebszweige hineingewachsen und haben uns sukzessive verschiedene Standbeine aufgebaut. Damit können wir die Risiken von Ausfällen in einem Bereich besser ausgleichen.» 

Von den Frostnächten im April waren auch Steinmanns betroffen. In den Spargel- und Beerenanlagen hatten sie viele Frostschäden. Das hatte zur Folge, dass sie, als die Marktnachfrage nach Spargeln sehr gross war, nur kleine Mengen anbieten konnten. Auch die Beerenernte startet wegen dem Frost später: «Wir haben zum Glück auch spätere Sorten, hier sind die Ernteaussichten intakt», so die Bäuerin.

Eigener Chef sein

Nadine Steinmann schildert, wie wertvoll es für ihren Betrieb ist, ein Netzwerk an Kontakten zu Verwandten und Bekannten zu haben, die während der Spargelernte mithelfen. Für die Kartoffelernte im Herbst steht grösstenteils dasselbe Erntehelferteam zur Verfügung. Eine kleinere Bedeutung für den Betrieb haben die Rebflächen.

Nadine Steinmann studierte Wirtschaftsinformatik und arbeitete mehrere Jahre in diesem Beruf. Durch die Betriebsübernahme wurde sie zusätzlich Bäuerin. Durch «learning by doing» hat sie sich die nötigen Kenntnisse angeeignet. Für den theoretischen Teil nutzte sie Bildungsangebote am Strickhof und BBZ Arenenberg. Sie wuchs auf dem Land auf. «Von Tieren umgeben zu sein, auf einem Pferd auszureiten oder mit meinem Hund spazieren zu gehen, bedeutet mir auch heute sehr viel», betont die Bäuerin. Sie arbeitet gerne draussen und in der Natur. Auf einem Hof, der ja auch ein KMU ist, fällt aber auch immer viel Administration und damit Schreibtischarbeit an. In diesen Bereichen kann sie die Kenntnisse ihres Erstberufes einsetzen. Sie stellt fest, dass manche Menschen Ferien auf dem Bauernhof buchen, um sich geerdet zu fühlen: «Ich muss dafür nicht erst verreisen, in meiner Umgebung finde ich dies bereits alles vor.» Im Winter nehmen sie und ihr Mann gerne etwas frei für Skiferien oder um in wärmere Regionen zu verreisen. «Ich habe das für mich ideale Arbeitsumfeld, wo persönliche Vorlieben mit beruflichen Anforderungen ineinander übergehen, so dass mir lange Arbeitstage wenig Mühe bereiten.» Sich die Arbeitszeit frei einzuteilen und sein eigener Chef zu sein, bezeichnet sie als ein grosses Privileg der Landwirtschaft.

Isabelle Schwander