«Charmant hartnäckig» hat Monika Bruni für ihren Traum gekämpft. Nach vielen Gesuchen, Gesprächen und langem Warten haben Brunis in Noflen BE endlich den Reitplatz hinter der Scheune bauen können. Eine Weile lang sah es nicht gut aus. Dann gab es doch grünes Licht: mit vielen Auflagen zwar. Die Reitschule ist nicht zonenkonform. Deshalb darf beispielsweise auch kein Schild zur Reitschule weisen. Dennoch finden die mittlerweile gut 50 Reitschülerinnen den Hof. Sie erwerben dort praktisch und theoretisch die klassische Reiterausbildung mit viel Pferdefachwissen. «Mit Spiel und Spass und einer Portion Ernsthaftigkeit», sagt Monika Bruni, die bald ihren Ausweis als Jugend und Sport-Leiterin Pferdesport Kinder in der Tasche hat.


Der Schwand muss es sein


Um genügend Zeit für ihren Nebenerwerb zu haben, hat die Kauffrau den Bürojob bei der Agro-Treuhand an den Nagel gehängt. Das sei ein guter Entscheid gewesen, sagt die 44-Jährige. Bereits als Kind sei sie eine Pferdenärrin gewesen. An der Bisegg, oberhalb Madiswil BE, als Älteste von vier Geschwistern aufgewachsen, konnte sie den Vater zum Pony-Kauf überreden. Und immer schon habe sie Bäuerin werden wollen.

Vor fast 30 Jahren sei die landwirtschaftliche Lehre für Mädchen jedoch weniger üblich gewesen. Einzig ein Melkkurs hat die viehzuchtbegeisterte junge Frau besucht. Deshalb entschied sie sich nach dem Haushaltslehrjahr für die Kaufmännische Ausbildung. Nicht mal geschnuppert habe sie, erinnert sie sich. Beim Verband landwirtschaftlicher Genossenschaften VLG startete sie die Lehre mitten in der Stadt Bern. Da sie überzeugt gewesen sei, dass sie einmal auf einem Landwirtschaftsbetrieb eine Buchhaltung führen werde, habe sie die Ausbildung gerne gemacht.

Als es später an die Standortwahl für den Winterkurs an der Bäuerinnenschule ging, war klar: Der Schwand mit dem Ausblick auf die Stockhornkette sollte es sein. Während der Schulzeit verbrachte sie nämlich jeweils einen Teil ihrer Sommerferien auf der Alp Ottern bei einer Bergbauernfamilie aus Achseten BE. Die Reise mit dem Zug durchs Aaretal blieb ihr in bester Erinnerung.

Vermehrt auf dem Betrieb

Auf dem Schwand lernte Monika Bruni ihren zukünftigen Mann kennen. Bei gemeinsamen Schwyzerörgeliauftritten merkten die beiden, dass sie nicht nur musikalisch harmonierten und zogen bald in die erste gemeinsame Wohnung. Schliesslich übernahmen sie den Betrieb von Thomas Brunis Eltern. Der Reihe nach kamen Silvan (17), Svenja (14) und Ladina (12) zur Welt.

Die Schwiegereltern halfen auf dem Betrieb, sodass Monika und Thomas Bruni ihren Arbeiten auswärts nachgehen konnten. Und dennoch: Auch wenn ihr der Bürojob gefallen habe, merkte sie, dass sie gerne mehr in

der Landwirtschaft tätig wäre. Durch den Bau der grossen Milchviehscheune gab es im Bauernhaus Platz für die Gusti, Kälber und zwei Ponys. Die Bäuerin nahm sich der Jungviehaufzucht an und engagierte sich stärker im Betrieb. Als die Reitkünste der Töchter besser wurden, kam ein grösseres Pony dazu. Bei einer ausgebildeten Reitlehrerin im Dorf traten die Mädchen endgültig in die Fussstapfen der Mutter und absolvierten das klassische Reiterbrevet. Mittlerweile unterstützt diese Reitlehrerin Monika Bruni.


Fünf Ponys und eine Freiberger-Stute gehören zur Schule. «Die klassische Reitschule und Reitferien auf dem Bauernhof entsprechen einem Bedürfnis», sagt die Bäuerin. Und auch dank der angestrebten guten Qualität häufen sich die Anfragen. Damit alles funktioniert, braucht es eine durchdachte Organisation. Bruni macht Pläne, orientiert die Eltern, tauscht Lektionen, wenn jemand absagen muss, führt die Buchhaltung, betreut die Website, hilft bei den Reitlektionen, pflegt die Tiere. «Mir macht es Spass und den Kindern gefällt es», sagt sie. Die Schülerinnen können auch einen Blick auf die Kühe und Kälber werfen. Und die Eltern nutzen ab und zu die Gelegenheit, sich mit Brunis über die Landwirtschaft auszutauschen.


Freude trotz viel Aufwand


Monika Brunis Tage sind lang: Bereits um 5.30 Uhr steht das Frühstück auf dem Tisch. Danach füttert sie ihre Tiere, mistet und erledigt Arbeiten ums Haus. Die Blumenpracht erforderte insbesondere in diesem Sommer manchen Giesskannengang. Drinnen und draussen ist alles ordentlich und sauber.


Abends, nach den Stallarbeiten und dem Znacht, erledigt die Bäuerin die Wäscheberge. Oft setzt sie sich erst zur TV-Sendung «10vor10» hin. Das Örgeli bleibt meist in der Kiste. Monika Bruni ist eine ruhige Allrounderin. Sie mag es, wann alles seine Ordnung hat. Ist das Tagwerk getan, kann sie auch einmal den Tag gemütlich auf dem Sofa ausklingen lassen. Die Arbeit bereite ihr Freude, darum sei der grosse Zeitaufwand im Moment in Ordnung, sagt sie. Auch im Hinblick auf das Einkommen: Natürlich müsse die Reitschule wirtschaftlich sein. Sie verdiene etwa gleich viel wie bei ihrer Arbeit im Büro. Mit dem Unterschied: Im Büro arbeitete sie 30 Prozent, die Reitschule nimmt die doppelte Zeit in Anspruch.


Sandra Joder


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