In Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Frankreich ist der Pansenegel stark auf dem Vormarsch: So wurde in diesen Ländern im Zuge von Untersuchungen von Rindern in letzter Zeit häufig die Diagnose «Befall mit Pansenegeln» festgestellt. Ausschliesslich betroffen waren dabei Tiere aus Mutterkuhbeständen mit Weidehaltung. Eine Infektion mit Pansenegeln stellt die rinderhaltenden Landwirte aufgrund der schwierigen Prophylaxe und der nahezu unmöglichen Therapie vor besondere Herausforderungen.

Auch schon entdeckt

In der Schweiz wurde der Parasit auch schon entdeckt. Er stellt momentan aber noch keine grosse Gefahr für die Nutztierhaltung dar: «Am Institut für Parasitologie an der Universität Bern konnten in den letzten zwei Jahren in Kotproben von sieben Rindern Pansenegeleier nachgewiesen werden», sagt Adrian Steiner, Leiter der Nutztierklinik in Bern. «Wir haben bis jetzt jedoch keine Gesundheitsproblematik beim Rind in der Schweiz wahrnehmen können, welche durch den Pansenegel verursacht wird», hält Steiner fest.

Verwandt mit den Leberegeln

Pansenegel gehören, wie auch der Grosse und Kleine Leberegel,  dem Stamm der Plattwürmer zugehörigen Klasse der Saugwürmer mit der charakteristischen birnenähnlichen Form und zwei Saugnäpfen an. Mit dem hinteren grossen Saugnapf saugt sich der zirka ein Zentimeter grosse glasig rosafarbene Parasit an der Pansenschleimhaut fest. «Der Egel wandert dabei vom Dünndarm in den Pansen und verursacht während der Wanderung im Rind eine Darmentzündung. Neben einer reduzierten Futteraufnahme und Fieber tritt zudem auch Durchfall auf», führt Steiner aus. Die Infektion könne bei hoher Befallsintensität sogar zum Tod führen. «Es sind vorwiegend Jungtiere betroffen, da sie nach überstandener Infektion eine Immunität entwickeln», sagt der Fachmann. Pansenegel können je nach Spezies Rind, Schaf, Schalenwild, Rothirsch und Mufflon befallen. Wie der Leberegel auch, benötigt der Pansenegel einen Zwischenwirt.

Es braucht eine Schnecke

«Der Pansenegel braucht für seine Entwicklung eine Schnecke», hält Adrian Steiner fest. Die Eier werden über den Kot ausgeschieden und können über mehrere Wochen lebensfähig bleiben. «Die Entwicklung der Larven zu einer weiteren geschwänzten Larvenform dauert in der Schnecke zirka 100 Tage. Dann verlassen sie den Zwischenwirt, siedeln sich bevorzugt an gelblichen Pflanzenteilen an und bleiben bei Feuchtigkeit zirka fünf Monate lebensfähig. Sie sind jedoch gegen Austrocknung sehr empfindlich, so dass über Heu keine Infektion erfolgen kann. «Die Larven werden dann über das Gras von den Wiederkäuer aufgenommen», sagt Adrian Steiner.  Durch das Anheften an der Schleimhaut des Pansens und des Dünndarms entstehen Blutungen, Schwellungen und schliesslich Entzündungen. Eine Diagnostik gestalte sich schwierig, da adulte Würmer nur selten im Kot anzutreffen seien. Eine sichere Feststellung des Befalls lässt sich durch die Sektion oder die Untersuchung des Pansens nach der Schlachtung ermitteln. «Bezüglich Geniessbarkeit des Fleisches gibt es aber keine Beeinträchtigungen nach überstandener Infektion», beruhigt Steiner.

Vorbeugen ist besser als …

«Das wärmere Klima, welches die Ausbreitung der verantwortlichen Schnecken positiv beeinflusst, unterstützt indirekt die Ausbreitung des Pansenegels», sagt Adrian Steiner. Um aber den Parasit erfolgreich bekämpfen zu können, sollte folgendes beachtet werden. «Die Vorbeuge besteht darin, den Kontakt von Rindern mit den Schnecken zu reduzieren: nasse Weidestellen (Gräben, Sümpfe usw.) auszäunen, trockenlegen oder unbeweidet lassen, Tränkevorrichtungen trocken halten. Für eine allfällige Behandlung soll aber der Bestandstierarzt beigezogen werden», empfiehlt der Fachmann. 

 

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