Dem Schweizerischen Pächterverband (SPV) gehts an den Kragen. Finanzielle Probleme und interne Differenzen sind die Gründe dafür. Dies zeigte sich an der 60. Delegiertenversammlung vom Dienstag im waadtländischen Valeyres-sous-Montagny.

Die Substanz schwindet

Die Stimmung war schon aufgrund der Anwesenheitskontrolle gedrückt. Gerade mal 22 von 34 Delegierten sind nach Valeyres gereist. Und dieser Eindruck verstärkte sich während den Diskussionen. Der Schweizerische Pächterverband hat einen schweren Stand. Obwohl laut Peter Kistler, dem Präsidenten, 90 Prozent der Bauern Land- oder Gewerbepächter sind, interessieren sie sich nicht für die Tätigkeiten des Verbandes. Der SPV zählt rund 800 Mitglieder.

Im Jahr 2018 machte der SPV einen Verlust von 5308 Franken. Die Gründe dafür liegen beim Mehraufwand für den Geschäftsführer und einem grösseren Beratungsaufwand.

Mit der Diskussion über die AP 22+ hätte der Geschäftsführer immer mehr Anfragen beantworten müssen. Der Verlust ist 10 Prozent höher als im letzten Jahr. In der Kasse bleiben noch 30 000 Franken. Wenn dies so weitergeht, steht der SPV in wenigen Jahren vor dem Bankrott.

«Bauern würden unter Auflösung leiden»

Der SPV schlägt vor, zukünftig über die kantonalen Bauernverbände, vier Franken pro Landwirt einzuziehen. Die Rückmeldungen aus den Bauernverbänden waren grösstenteils negativ. Peter Kistler fordert nun die Mitglieder auf, bei ihrem regionalen Bauernverband zu beantragen, dass das Anliegen «Beitrag an den SPV» an der nächsten GV ihres Bauernverbandes traktandiert wird.

«So können die Landwirte selber entscheiden, ob sie bereit sind, die vier Franken zu bezahlen. Sie wären es, die darunter leiden würden, wenn es den Pächterverband nicht mehr gäbe.»

Im Kanton Glarus hat der Bauernverband eine konsultative Abstimmung bei den anwesenden Mitgliedern der Generalversammlung durchgeführt. Eine Mehrheit wäre bereit, zukünftig vier Franken an den Pächterverband zu bezahlen.

Persönliche Differenzen

Während der Versammlung war zu spüren, dass einige der Vorstandsmitglieder ein Problem haben mit dem Verbandspräsidenten, Peter Kistler. Auch die kantonalen Bauernverbände seien teilweise nur schlecht auf Kistler zu sprechen.

Kistler benennt auch gleich das Pferd beim Namen: «Hinter vorgehaltener Hand kommt zum Vorschein, dass die Unterstützung des SPV nicht möglich sei, weil der Präsident des SPV ein Mitglied des Verbands Schweizer Gemüseproduzenten ist, der aus dem Schweizer Bauernverband ausgetreten ist.»

Einige Wortmeldungen versuchten, die Situation etwas zu entschärfen.

Der SPV habe nur eine Zukunft, wenn man an einem Strick ziehe. Trotzdem wurden die Anwesenden nicht einig, ob sie hinter dem Finanzierungsvorschlag stehen wollten. Auf Wunsch von Claude Gerber, Präsident des Pächterverbandes Jura, Neuchâtel und Berner Jura, stimmten die Delegierten an der Versammlung darüber ab. Zwölf waren dafür, einer dagegen und vier enthielten sich. Einstimmigkeit sieht anders aus.

Kistler warnte die Anwesenden: «Wenn wir uns nicht auf eine gemeinsame neue Finanzierung einigen können, braucht ihr einen anderen Präsidenten oder es gibt eine Auflösung innert zwei Jahren.» Der SPV wurde vor 60 Jahren aus dem SBV heraus gegründet. Seither hat er vieles erreicht, zum Beispiel, dass es ein Pachtrecht gibt. Eigentlich wäre die 60. Delegiertenversammlung des SPV ein Grund zum Feiern. Nun steht jedoch in den Sternen, ob der Verband einen 65. Geburtstag erleben wird.

Jasmine Baumann