«Es ist ein Meilenstein für den nachhaltigen Pflanzenschutz in der Schweiz.» Mit diesen Worten eröffnete Martin Keller, Vorsitzender Geschäftsleitung der Fenaco, am heutigen Vormittag offiziell das neue Zentrum für nachhaltigen Pflanzenschutz Agroline Bioprotect in Aesch BL. Agroline Bioprotect (ehemals UFA-Samen Nützlinge) produziert und vertreibt verschiedene Nützlinge für den nachhaltigen Pflanzenschutz. 

Zuvor war Agroline Bioprotect im benachbarten Landi Reba eingemietet. Weil aber Räumlichkeiten viel zu knapp wurden, hat das Tochterunternehmen der Fenaco drei Stockwerke im benachbarten Gebäude bezogen. Der Umzug kostete zwei Millionen Franken. 

Beratung und Produktion auf 1700 Quadratmetern

Mit der Agroline Bioprotect will die Fenaco Genossenschaft auf 1700 Quadratmetern ihre Kapazitäten in der Nützlingszucht massiv ausbauen. Neben der Zucht von Trichogramma gegen den wichtigsten Schädling im Maisanbau, dem Maiszünsler, umfasst das Zentrum zusätzliche Labore für Mikro- und Makroorganismen sowie einen vergrösserten Logistikbereich für den Versand der Nützlinge an Kunden in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Gleichzeitig lanciert das Unternehmen zusammen mit den Landi Genossenschaften die Technologieplattform «Innovagri», welche die überbetriebliche Nutzung von innovativen Technologien in der Schweizer Landwirtschaft vorantreiben soll.

Bis zu rund 30 Spezialistinnen und Spezialisten befassen sich vor Ort mit Themen der Wildbienenbestäubung, digitalem Monitoring im Vorratsschutz, Gemüse-, Obst- und Ackerbau, der Nützlingsausbringung durch Drohnen oder Unkrauterkennung mit künstlicher Intelligenz.

Fenaco will führende Rolle einnehmen mit Agroline

«Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten erwarten, dass die landwirtschaftliche Produktion mit noch weniger chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln auskommt», so Martin Keller. Gleichzeitig sollen die Lebensmittel aber den hohen Qualitätsanforderungen gerecht werden und in ausreichender Menge verfügbar sein. Um diesen Erwartungen gerecht zu werden, hat sich die Fenaco Genossenschaft zum Ziel gesetzt, im alternativen Pflanzenschutz eine führende Rolle einzunehmen und zwar mit der spezialisierten Unternehmenseinheit Agroline.

Ein Pionier mit 30-jähriger Erfahrung im nachhaltigen Pflanzenschutz

Agroline kann bereits auf über 30 Jahre Erfahrung zurückgreifen. Bereits Ende der 1970er Jahre begann die Fenaco mit der Produktion von Nützlingen. Landwirte wünschten sich damals eine Lösung gegen den wichtigsten Schädling im Maisanbau, den Maiszünsler, so Regina Burger, Leiterin von Agroline Bioprotect. Die Zucht von Trichogramma-Schlupfwespen begann, dem natürlichen Gegenspieler der Maiszünsler. [IMG 7][IMG 7]

Trichogramma-Schlupfwespen werden bei der Fenaco bereits über 30 Jahre gezüchtet.

Vor 10 Jahren wurde die Ausbringung von Trichogramma per Drohne entwickelt – damit war die Fenaco eines der ersten Unternehmen in Europa. Heute setzen bereits 15 % der Schweizer Landwirte Trichogramma ein. In 40 % dieser Fälle werden die Schlupfwespeneier durch Drohnen ausgebracht.

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Produktionskapazität wurde mit neuem Standort verdreifacht

Bei den Trichogramma-Schlupfwespen blieb es nicht allein. Agroline Bioprotect hat ihr Nützlingssortiment immer weiter ausgebaut. Denn «die Nachfrage nach alternativen Pflanzenschutzmethoden steigt jährlich um rund 15 Prozent», so Regina Burger. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, hat Agroline seine Kapazitäten am bestehenden Standort in Aesch ausgebaut. Die Produktionskapazitäten für die Schlupfwespen wurden gar verdreifacht, um jährlich mehrere Millionen Optikugeln herstellen zu können, mit denen die Schlupfwespeneier abgeworfen werden.

Freigabe von weiteren Nützlingen wird erwartet

Daneben vertreibt die Fenaco seit 20 Jahren drei verschiedene Nematodenarten, mit denen sieben Insektenschädlingsarten bekämpft werden, so auch der Gartenlaubkäfer-Engerling. Auch nützliche Pilze gegen Maikäfer- und Junikäfer-Engerline werden gezüchtet. Weitere 22 Nützlinge wurden für die Zucht und den Vertrieb beim Bundesamt für Landwirtschaft angemeldet. Darunter Marienkäfer und Florfliegen gegen Blattläuse sowie Raubmilben gegen Spinnmilben. Ihre Freigabe erwartet Regina Burger in diesem und nächsten Jahr.

Innovative Technologien werden für alle erschwinglich

Vorgestellt wurde zudem die Technologieplattform «Innovagri» der Agroline und Landi Genossenschaften. Diese hat das Ziel innovative Methoden für den nachhaltigen Pflanzenschutz zu testen und schnell bei den Schweizer Landwirten einzuführen.  «Landwirtschaftsbetriebe haben die Möglichkeit, die neuen Technologien tagweise einzusetzen», sagt Patrick Meyer, Produktmanager von der Innovagri-Technologieplattform. Damit könne das unternehmerische Risiko sowie der finanzielle Aufwand für den Landwirt stark reduziert werden. 

Vorerst werden den Mitgliedern Lösungen zur Unkrautbekämpfung mit den Technologien «crop.zone» zur elektrischen Krautvernichtung der Kartoffelpflanze, «ecoRobotix» zur gezielten Behandlung einzelner Unkrautpflanzen im Ackerbau und «xPower» zur elektrischen Unkrautbekämpfung im Obstbau angeboten.