Käthi Vetterli erteilt seit sieben Jahren an der Primarschule Kaltenbach (TG) montags Musikunterricht, sowohl für Klassen als auch in Klein-Gruppen. Bei einem Besuch anfangs November übt und singt sie mit zwei Schülern auf Ukulele und Flöte Weihnachtslieder. Dabei gibt sie präzise Hinweise auf die feinen Nuancen bei den Dur-Klängen, lobt Fortschritte und erinnert die Kinder an den eng gesteckten zeitlichen Rahmen für deren Auftrittsziel vor Weihnachten. "Ich finde die Ukulele ein hervorragendes Instrument, um Kindern die ersten Musikbegriffe näher zu bringen. Vor allem ist es ein bezahlbares Instrument für die Eltern."

Arbeitspensum dem Muttersein angepasst

Käthi Vetterlis  erster Beruf war Primarlehrerin. Als sie 1992 ihren Mann Daniel, Landwirt, heiratete, wohnten die beiden zunächst zwei Jahre auswärts, bevor er den Hof seiner Eltern übernahm. "Das Ankommen auf dem Hof war dadurch für uns beide einfacher. Ich erteilte anfangs unter anderem Deutschunterricht für Fremdsprachige und war in den ersten beiden Jahren nach der Heirat als Primarlehrerin in einem 80-Prozent-Pensum tätig." Mit der Geburt des ersten Kindes reduzierte Käthi Vetterli die Lektionen und passte diese ihren Bedürfnissen als Mutter an. Die Familie wuchs auf drei weitere Kinder an, diese sind heute zwischen 17- und 25-jährig.

Absprache mit dem Umfeld

"Unseren Bio-Umstellungsbetrieb mit Milchwirtschaft und Ackerbau, führen wir mit einem Angestellten und zwei Lehrlingen. Der Hof befindet sich an einer entlegenen Siedlung. So trifft es sich ideal, dass ich noch ausser Hause tätig bin." Käthi Vetterli schätzt die Kontakte, die sich durch ihre ausserbetriebliche Tätigkeit ergeben. Ihre Unterrichtstätigkeit sei nicht primär vom Gedanken des Zusatzverdienstes geprägt.

"Mit gegenseitiger Wertschätzung für die Arbeitsbereiche des Partners erleben wir die ausserbetriebliche Beschäftigung als grosse Bereicherung." Käthi Vetterli hat auf dem Hof "ihre" Bereiche: Dazu gehören nebst dem Haushalt, dem Garten, der Administration auch die Mithilfe auf dem Feld, beispielsweise beim Pflanzen und Ernten der Kartoffeln und Karotten. "Wenn man auswärts arbeiten möchte, muss man gut organisieren und sich mit dem Partner absprechen." Es sei ganz wichtig zu beachten, dass auswärts und auf dem Hof arbeiten nicht auf zwei Schienen liefen, damit man sich nicht auseinanderlebe.

 

Bessere AHV

Bäuerinnen und Bauern, die zusätzlich ausserhalb des Betriebs als Arbeitnehmer beschäftigt sind, stehen punkto AHV besser da als jene, die ausschliesslich von ihrem Hof leben. Nebenerwerbslandwirte bzw. -bäuerinnen beziehen im Alter AHV-Renten, die nur leicht unter dem schweizerischen Durchschnitt liegen, während Landwirte und Bäuerinnen, die nur von ihrem Hof leben, meist unterdurchschnittliche AHV-Rentenbezüger sind. 

Mehr zum Thema soziale Absicherung findet man im Wirz Handbuch: www.agridea.ch

 

Spagat zwischen Büro und Stall

Von einer interessanten Erwerbskombination weiss auch Dagmar Feierabend aus Amden (SG) zu berichten. "Alpakas sind meine Passion." Auf dem Biohof ist sie für das Herdenmanagement und Pflegearbeiten für 28 Alpakas sowie für Vermarktungsstrategien für die Wolle verantwortlich. Von ihrer Verbundenheit zu den Alpakas und deren hochwertigen Wolle zeugt das Spinnrad in der Ecke ihres Büros. Die Arbeiten rund um den Verkauf von Zuchttieren übernehmen ihr Mann Jakob Rüdisüli und sie gemeinsam.

Die Diplom-Mathematikerin FH arbeitet seit sechs Jahren zu 60 Prozent  als Software-Entwicklerin bei der Agridea in Lindau (ZH). Aktuell wirkt sie an der Entwicklung eines Vollkosten-Tools mit, das an Betriebsleiter-Schulen und in der Beratung eingesetzt wird. Wenn sie abends nach Hause fahre, erwarten sie zunächst die liegen gebliebenen Arbeiten des Haushalts. In diesem Zusammenhang habe sie einmal ausgerechnet, dass sie bereits für den Haushalt pro Woche mindestens 40 Arbeitsstunden aufwenden müsste.

Flexible Arbeitszeiten sind praktisch

Nebst den Alpakas ist die Mutterkuhhaltung der wichtigste Betriebszweig der Familie Feierabend-Rüdisüli. "Ich schätze es sehr, dass ich meine Arbeit bei der Agridea flexibel gestalten kann." An einem Tag pro Woche arbeitet Dagmar Feieraben  von zu Hause aus. Home Office klingt zunächst gut, aber die Bäuerin ertappt sich gelegentlich dabei, dass sie denke: "Jetzt müsstest du eigentlich noch dieses und jenes auf dem Betrieb erledigen." Deshalb sei die räumliche Trennung während der Arbeit von Vorteil.

Dagmar Feierabend betont, dass sie gerne ausser Haus arbeite. Dies bilde einen willkommenen Ausgleich. Aber sie räumt ehrlicherweise ein, dass sie nur allzu gut das Gefühl kenne, dass die Arbeit nie zu Ende gehe. Die positiven finanziellen Aspekte ausserhäuslicher Tätigkeit habe ihre elfjährige Tochter Nora kürzlich treffend wiedergegeben: "In einer Diskussion ging es um Ernteausfälle und wie man sich dagegen versichert. Da sagte Nora: 'Unsere Ernteausfallversicherung ist die Mami.'"