Wälder sind ein besonderer Schatz der Natur. Sie bieten Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Auch für uns Menschen sind sie lebensnotwendig und liefern ganz nebenbei wertvolle Zutaten für wohltuende Produkte. Kiefern und Fichten, Birken und Lärchen lindern körperliche Beschwerden und sind im Übrigen auch in der Küche Grundlage für fast vergessene Rezepte.

Stefanie Mattig lebt auf der Bettmeralp, einem kleinen autofreien Bergdorf, hoch über dem Aletschgletscher gelegen. Sie ist eine junge, aktive Kräuterfrau in vierter Generation und nimmt Wandergruppen mit auf einen spannenden Spaziergang durch die märchenhaften Bergwälder der Aletsch Arena.

Bäume haben einiges zu bieten

Weit oben, auf dem Hochplateau der Bettmeralp im Wallis in 2000 Meter Höhe, umgeben von kraftvoller, duftender Natur führt der Weg, in südlicher Ferne stapelt sich eine stattliche Anzahl von Viertausendern zur fantastischen Kulisse ins wolkenweiss betupfte Frühlingsblau.

Für Stefanie Mattig-Wirthners Gäste ist es ein typischer Bergwald, wie man ihn hier, inmitten der UNESCO-Welterbe-Region Swiss Alps Jungfrau-Aletsch, öfter antrifft. Doch das «Chritterhägsli», wie sich Steffi selbst nennt, sieht viel mehr in den Tannen und Fichten, Flaumeichen, Lärchen und Arven. Für sie sind sie: Apotheke, Speisekammer, Kraftort.

Kaugummi, Salben und Tinktur

«Wie wär’s mit einem Kaugummi?» Die Wandergruppe schaut skeptisch. Dass Baumharz, vermischt mit Birkenzucker und ein paar weiteren Zutaten, eine natürliche Alternative zum landläufigen Mikroplastik-Erdölprodukt ist, wissen die wenigsten. Oder dass Wacholder die Basis für eine wärmende Salbe ist, die Verspannungen löst. Aus Kiefernzapfen kann eine Tinktur angerührt werden, die bei Prellungen und blauen Flecken hilft und bei entzündetem Zahnfleisch die Wurzel der Berg-Nelkenwurz die Beschwerden lindern.

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Nicht alles ist geniessbar

Bei aller Freude an der gut gefüllten Speisekammer Wald, warnt Steffi aber auch eindringlich: «Esst niemals Pflanzen, die ihr nicht kennt.» Denn auch das hätten die meisten Kinder nie gelernt und viele Erwachsene längst vergessen: zu erkennen, ob etwas geniessbar ist oder nicht. «Die moderne Ernährung hat ein Überangebot an Zucker – deswegen kennen die Leute die Wirkung von Bitterstoffen nicht mehr.»

Die einladenden roten Beeren des Seidelbasts etwa seien «supergiftig». Und Steffi ergänzt, dass man nur so viel pflücken und ernten sollte, wie man gerade braucht. Die frischen Tannen-, Fichten- oder Lärchenspitzen im Frühjahr zum Beispiel, hellgrün in den dunklen Wald gesprenkelt, sind wichtig für das Wachstum und die Entwicklung der Bäume.

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Wald-Rezepte

Kaugummi aus Harz

Zutaten: weicher Harz

So geht's: Schaue im Wald nach Austritt von Harz an den Bäumen und streife ein wenig davon ab. Einfach in den Mund damit und so lange kauen, bis eine homogene Masse entsteht.

Steffis Tipp: Aufpassen, dass keine Ameisen oder Dreck im Harz kleben und aus Versehen mitgegessen werden! Nicht für die 3. Zähne geeignet, da das Harz zu Beginn sehr klebrig ist und erst durch das Kauen mehr Geschmeidigkeit erhält.


Nüsse aus Arvenzapfen

Zutaten: herumliegende Arvenzapfen

So geht's: Halte auf dem Waldboden Ausschau nach herumliegenden und gut erhaltenen Arvenzapfen. Prüfe, ob ein Tannenhäher dort ein Loch für seine Nüsse gebohrt hat. Wenn ja: Picke die Nüsse heraus und guten Appetit!

Steffis Tipp: Der Aletschwald ist geschützt und das Pflücken verboten. Also nur herumliegende Zapfen verwenden!


Badesalz: «Waldbaden in der Wanne»

Ein wohltuendes Badesalz - nicht nur bei Stress und Erkältungen:

Zutaten für 2-3 Vollbäder:

- 10 EL grobkörniges Meersalz

- Eine Handvoll Nadeln von Fichten, Wacholderbäumen, Kiefern u.a. Nadelbäumen

- 10 Tropfen eines ätherischen Öls nach Belieben (z.B. Kiefer, Weisstanne, o.ä.)

- 1 Glas mit Schraubdeckel, Wiegemesser und Mörser

So geht's: Nadeln mit Hilfe eines Wiegemessers zerkleinern (ein grosses Küchenmesser geht auch!). Anschliessend mit dem Mörser zerreiben und zusammen mit dem Meersalz in ein verschliessbares Glas füllen. Gut schütteln, das ätherische Öl hinzugeben und das Glas verschliessen.

Steffis Tipp: Am besten getrocknete Nadeln verwenden, da sie leichter zu verarbeiten sind und eine schönere Farbe behalten. Das Badesalz erst in die volle Badewanne geben. Das Badesalz wirkt entspannend und bringt den Duft des Waldes in das Badezimmer. Ausserdem hilft es durch seine schleimlösende Wirkung die Atemwege bei Erkältungen zu befreien.


«Entgiftungschips»

Zutaten:

- Trockene, saubere Blätter von Brennnessel, Löwenzahn und/ oder Spitzwegerich

- Kokosfett

So geht's: Kokosfett erhitzen und die Blätter darin frittieren. Nach kurzer Zeit herausnehmen und auf einem Küchentuch abtropfen und etwas trocknen lassen.

Steffis Tipp: Super easy und super lecker! Die Brennnesselblätter mit einem Nudelholz zwischen einem Küchentuch ausrollen damit die Härchen kaputt gehen und nicht mehr piksen! 

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