Der Anteil Brasiliens am Amazonasgebiet, das sich über neun brasilianische Bundesstaaten erstreckt und als wichtiger CO2-Speicher gilt, entspricht flächenmässig der Grösse Westeuropas. Dem südamerikanischen Land wird deshalb eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz zugeschrieben. Der US-Klimabeauftragte John Kerry hatte Brasilien im Kampf gegen den Klimawandel und zum Erhalt des Amazonasgebiets zuletzt in die Pflicht genommen.

«Die vorläufigen Daten zur Abholzung verdeutlichen noch mehr, wie sehr eines der grössten Reservate der Biodiversität des Planeten Tag für Tag Risiken ausgesetzt wird», hiess es in einer Mitteilung von Greenpeace Brasilien. Für die Klima-Denkfabrik «Observátorio do Klima» sind die Mai-Daten umso besorgniserregender, als die Trockenzeit im Amazonasgebiet erst beginnt: «Wenn sich die Tendenz in den kommenden zwei Monaten fortsetzt, könnte die Entwaldungsrate 2021 mit einem beispiellosen Hoch enden.» Die Rate bezieht sich auf den Zeitraum von August bis Juli.

Beide Organisationen kritisierten auch Staatspräsident Jair Bolsonaro und Umweltminister Ricardo Salles, bei dem die Bundespolizei Hausdurchsuchungen wegen des Verdachts auf mutmasslichen illegalen Holzexport vornahm. Bolsonaro befürwortet die Öffnung Amazoniens für die wirtschaftliche Ausbeutung. Ihm wird vorgeworfen, ein Klima geschaffen zu haben, in dem sich Farmer immer mehr zur Landnahme für agrarwirtschaftliche Nutzung ermutigt fühlen. Zugleich wurden Umwelt- und Kontrollbehörden geschwächt. Auch zerstört der illegale Goldabbau zunehmend indigene Gebiete. Er steht häufig am Beginn einer Kette, in der dann Holzfäller und Viehzüchter folgen.