BauernZeitung: Frau Ming, haben Sie ein anderes Verhältnis zur Sicherheit seit Sie Gäste beherbergen?

Susanne Ming: Das Thema Sicherheit ist auf einem Bauernhof wichtig, wenn man selber Kinder hat. Aber mit der Gästebeherbergung erhält es noch mehr Gewicht. Die meisten Leute haben keine Ahnung, wie es auf einem Hof zu und her geht. Man muss es ihnen klar mitteilen. Auch auf Bauerhöfen gibt es Abläufe und Strukturen. Die Unterlagen der BUL helfen ebenfalls weiter.

 

Zur Person

Die Bäuerin aus Lungern OW bietet «Bed and Breakfast» und «Alphüttenferien» an. Sie war Präsidentin des Vereins «Schlaf im Stroh» und Vorstandsmitglied von Agrotourismus Schweiz. 

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Was für Sicherheitsmassnahmen sind für Sie als Gastgeberin wichtig?

Die Zugänge zum Gästebereich müssen sicher sein, ohne Potenzial für Verletzungen. Es gibt klare Bereiche, wo sich die Gäste aufhalten dürfen und wo nicht. In den Heuraum, in die Maschinenhalle oder zu den Tieren geht man bei uns nicht einfach rein. Eine Haftpflichtversicherung muss abgeschlossen werden, so schützt man sich als Gastgeberin, falls jemand zu Schaden kommen sollte. Ein weiterer wichtiger Punkt ist noch: Wir sind kein Kinderhütedienst. Die Eltern sind für ihre Kinder verantwortlich. Die Kinderbetreuung durch den Gastgeber muss speziell geregelt werden oder man bietet Kinderferien an.

Wie machen Sie Ihre Gäste auf Gefahren aufmerksam?

Bei der Ankunft fragen wir den Gast nach seinen Bedürfnissen, zeigen ihm alles, und es werden die «Spielregeln» besprochen. Dazu gehört ebenfalls, dass wir die Leute darauf aufmerksam machen, dass sie das WC im Sitzen benützen sollen. Die Regeln legen wir auch schriftlich im Chalet auf, wo unsere Besucher sie jederzeit nochmals durchlesen können.

Wie gehen Sie mit Gästen um, die sich nicht an die Regeln halten wollen?

Beim ersten Mal fragen wir ganz charmant: «Haben wir nicht darüber geredet?» Die meisten entschuldigen sich, weil sie einfach nicht mehr daran gedacht haben. Bei Wiederholung wird schon mal scharf gepfiffen. Man sollte jedoch unbedingt nicht nur Verbote aussprechen, sondern Alternativen anbieten: Falls die Wiese kurz vor dem Mähen Tabu ist, kann man beispielsweise auf die schönen Wanderwege hinweisen. Bei den Tieren hat sich der Gast nach den Stallzeiten zu richten. Man kann ihm diese noch einmal mitteilen. Mit der Zeit kommt die Erfahrung im Umgang damit.

Hatten Sie mal einen Unfall?

Gottlob nie! Oder doch, einmal schlief eine Schulklasse aus dem Nachbarsdorf bei uns im Stroh. Natürlich sind die Rohre und Tränkevorrichtungen aus Stallzeiten noch da. Ein Kind stiess sich daran den Mund und musste zum Zahnarzt. Ich erfuhr erst zwei Tage später von seiner Mutter davon. Sie gab uns keine Schuld. Wahrscheinliche tollten die Kinder im «Stall» herum. Etwas, das wir eigentlich nicht möchten. Wir haben draussen genügend Platz zum Spielen. Manchmal gehen auch Dinge kaputt im Chalet. Einmal zerkratzten Kinder den Boden. Bei der Reinigung entdeckte ich den Schaden, machte Fotos und schickte sie den Besuchern. Die Versicherung des Gastes kam für den Schaden auf.