Mathias Gerber, die Marke Natura-Beef feiert heuer ihr 40-jähriges Jubiläum. Ist der Jubiläums-Jubel unendlich gross oder gibt es auch kleine Dämpfer?

Mathias Gerber: Corona war der Hauptdämpfer im laufenden Jahr. Unsere geplanten Feierlichkeiten und Beef-Veranstaltungen mussten wir leider absagen. Vom Absatz her hat uns die Pandemie eher geholfen. Wir haben mehr verkauft als Anfang Jahr mit Coop vereinbart.

Es gibt bei Ihnen eine Warteliste für neue Produzenten. Besteht die immer noch, trotz Corona-Effekt?

Wir haben grundsätzlich immer noch eine Warteliste. Neue Mitglieder werden nicht direkt ins Natura-Beef aufgenommen, da Coop gewisse Limiten gesetzt hat. Vom Gesamtrindfleischverkauf bestreiten wir mit Natura-Beef 60 Prozent, weitere je 20 Prozent sind QM bzw. Importe. Wenn man nur Schweizer Rindfleisch nimmt, decken wir 75 Prozent ab. Ein Weiterausbau ist im Moment nicht möglich, das respektieren wir selbstverständlich. Aber wir haben andere Möglichkeiten mit  Natura-Veal, wo wir mit unseren Produzenten am arbeiten sind, um einen Ausgleich hinzukriegen. Wir  haben auch saisonal ein gewisses Ausgleichspotenzial, wir haben im Frühling eher zu viele Stücke und im zweiten Halbjahr eher ein bisschen zu wenige. Wir versuchen, die Produzenten davon zu überzeugen, dass wir hier noch besser ausgleichen könnten.

Steigt die Anzahl Natura-Veal-Kälber?

Ja die nimmt zu, nicht so schnell wie wir das geplant haben, aber sie nimmt laufend zu.

Natura-Beef gibt es exklusiv bei Coop, wenigen Metzgereien und im Direktverkauf zu kaufen. Ist die Nähe zu Coop nicht manchmal fast zu erdrückend?

Die enge Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette mit den Abnehmern Bell und Coop ist die Basis unserer ganzen 40-jährigen Erfolgsgeschichte. Preis und Stückzahlen, die wir haben, sind auch ganz stark darauf zurückzuführen, deshalb war die Zusammenarbeit nie ein Nachteil. Wir sind das führende Labelprogramm mit rund 40 000 Tieren jährlich. Kein anderes Label kommt auf solche Zahlen.

Bei Coop sind die Labelschweine kürzlich an IP-Suisse übergeben worden, könnte das auch Natura-Beef blühen?

Da haben wir keine Bedenken. Wir sind bei Coop der Hauptlieferant für Rindfleisch und haben sehr gute Beziehungen, da dürfte sich wenig daran ändern. Aber wir begrüssen, dass bei Migros vermehrt Mutterkuh-Tiere platziert werden können, das ist im Moment nur mit Swiss Black Angus der Fall. Daneben gibt es einen lukrativen Markt für Fresser aus der Mutterkuhhaltung, die in die Weidemast-Programme von Migros und anderen gehen.

Natura-Beef ist im Vergleich zur Rindermast aber auch zur Weidemast von Remonten nicht sehr ressourceneffizient, sehen Sie da ein Problem auf sich zukommen?

Jedes Kalb braucht eine Kuh als Mutter. Bei Kälbern von Milchkühen kommt man hier auf eine bessere Ressourcenbilanz, aber wir haben unterdessen das Problem, dass es in der Schweiz zu wenige Kühe und immer mehr Grasland-Flächen gibt, die nicht genutzt werden. Da Mutterkuhhaltung auf graslandbasierter Fütterung beruht, ist eine solche Nutzung durchaus sinnvoll.

Es gibt Tendenzen zu zunehmender Grenzöffnung, hätte Natura-Beef auch unter solchen Bedingungen Chancen?

Ich gehe davon aus, dass unser Label wie auch andere nicht einfach verschwinden würde, aber das würde mit Garantie auf deutlich tieferem Preisniveau stattfinden.

Wo steht Natura-Beef beim 50-Jahre-Jubiläum 2030?

Ich hoffe, dass wir in 10 Jahren weiterhin das führende Label im Rindfleischbereich sind und dass wir mit einem hohen Labelzuschlag einen wichtigen Beitrag
zur Wertschöpfung unserer Mitglieder leisten können.

Gibt es etwas, um das Sie die Swiss-Beef-Kollegen beneiden, die heuer ebenfalls ein Jubliäum feiern?

Ja, manchmal beneide ich sie darum, dass sie die ganze Sache etwas rationeller und einfacher handhaben können als wir. Bei den Munis musst
du morgens und abends füttern und schauen, ob die Tiere gesund sind und damit ist es erledigt. Bei uns muss man oft den Kühen nachrennen, die am Kalbern sind oder es gibt Dinge, die auf der Weide nicht gut laufen, so dass man plötzlich unplanmässig einstallen muss. 

 

Mutterkuh Schweiz in Zahlen

40 460 Natura-Beef-Tiere wurden im Jahr 2019 produziert und hauptsächlich in den Coop-Läden, aber auch in Metzgereien und im Direktverkauf abgesetzt.

5889 Mitglieder hatte Mutterkuh Schweiz per 31. Dezember 2019.

5618 dieser Mitglieder hielten Mutterkühe.

18 Mutterkühe im Schnitt hielt ein Mutterkuhhalter im Jahr 2019.

4401 Mutterkuhbetriebe produzierten Rindfleisch aus Mutterkuhhaltung der Marken Natura-Beef, Natura-Veal und Swiss-Prim-Beef.

226 Kilo betrug das durchschnittliche Schlachtgewicht eines Natura-Beef im Jahre 2019.

11,25 Fr. je Kilo Schlachtgewicht betrug der durchschnittliche Erlös für ein Natura-Beef im Jahr 2019.