Als kleiner Bub hat Simon Zahnd immer davon geträumt, nun ist es Realität geworden: Einen eigenen Betrieb zu führen. Seine Frau Sonja Zahnd hat massgeblich zu seinem Glück beigetragen. Mit ihren zwei Buben Levio (drei Jahre) und Lionel (fünf Jahre) führen Zahnds einen schönen Milchwirtschafts- und Ackerbaubetrieb im freiburgischen Wünnewil. Seit einem Jahr ist die Kuhherde in einen neuen Laufstall eingezogen.

Unterschiedliche Interessen

Nicht nur der Stall ist neu, neu nimmt Simon Zahnd auch Einsitz in die Rassenkommission Swiss Fleckvieh. «Meine Leidenschaft war und ist die Viehzucht», sagt der 30-jährige Meisterlandwirt. In der Rassenkommission möchte er sich nicht nur für die SF-Kuh stark machen, sondern auch die Anliegen der Züchter vertreten. Die Herausforderungen seien gross, die Züchterinteressen unterschiedlich. «Wir müssen nicht nur SF-Stiere für die Schauzüchter anbieten können, sondern auch solche, die in der Milch, in den Fitnesseigenschaften, in der Fleischleistung oder auch in den Inhaltsstoffen überzeugen können», sagt Zahnd.

Die richtige Rasse

Dass auf ihrem Betrieb die Swiss-Fleckvieh-Kuh die richtige Rasse sei, ist schnell erklärt: Unproblematisch sei sie, liefere Milch und Fleisch mit hohen Gehalten und guter Fruchtbarkeit. «Da wir ein Weidebetrieb sind und Milch für Gruyère-Käse produzieren, sind wir auf eine robuste Kuh angewiesen», hält der Züchter fest. Dass die SF-Kuh auf ihrem Betrieb heimisch ist, hat vielleicht auch damit zu tun, dass schon der Schwiegervater von Simon Zahnd, Andreas Freiburghaus, SF-Kühe hielt.

Und hier kommen wir zur Auflösung des Rätsels: Simon Zahnd ist zwar kein Bauernbub, wollte aber wie gesagt schon immer Bauer werden. «Meine Eltern hatten keinen Betrieb, konnten mich aber nicht davon abhalten diesen Beruf zu erlernen», erzählt er lachend die Geschichte. Aufgewachsen in Bösingen, ging Zahnd nach der Schule in die Lehrjahre und als sein ehemaliger Lehrmeister seine Kühe verkaufen wollte, schnappte sich der junge Zahnd die schönste Kuh, eine Rado-Tochter, aus der Herde und kaufte sie.

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Wohin mit dieser Kuh?

Aber wohin jetzt mit dieser Kuh? Nach Hause nehmen konnte er sie nicht und auf dem ehemaligen Lehrbetrieb wollte man sie auch nicht mehr haben. «Am Abend bekamen meine Eltern dann einen Anruf von Andreas Freiburghaus, der unweit von uns wohnte», erzählt Simon Zahnd die Episode mit glänzenden Augen. Freiburghaus hat vom Problem des jungen Mannes gehört und bot ihm an, seine gekaufte Kuh bei ihm unterzubringen. Simon Zahnd ging dann seine Kuh öfter besuchen als geplant: Der Grund war, die Familie Freiburghaus hatte mit Sonja auch noch eine hübsche Tochter zu Hause. «Dank dieser Kuh habe ich meine Frau kennengelernt», sagt er verschmitzt. Seit das Paar verheiratet ist, hat sich auf dem Betrieb auch einiges getan: Der alte Anbindestall wurde durch einen neuen Laufstall ersetzt und Zahnds sind mit ihrem Nachbar Heinz und Veronika Herren eine Betriebszweiggemeinschaft eingegangen.

Das heisst, die Familie Herren hat sozusagen ihre Kühe im Stall von Zahnds eingemietet. «Wir sind ein super Team», sagen alle anerkennend. Neben der Tierhaltung werde auch der Futterbau zusammen bewirtschaftet, der Ackerbau sei getrennt. «Zusammen können wir die Arbeit perfekt aufteilen», sagt der junge Betriebsleiter. Auch die Wochenenden seien genau geregelt. «Da haben wir auch ab und zu frei und müssen nicht immer gleich nach Hause rennen, wenn die Melkzeit ruft».

Tag der offenen Tür

Auf dem Betriebsrundgang wird klar: Simon Zahnd ist mit Leib und Seele Bauer. «Bei mir muss halt immer etwas laufen», sagt er lachend. «Seit wir den neuen Laufstall im Sommer 2020 bezogen haben, wurden auch die Arbeitsabläufe viel einfacher», hält der Meisterlandwirt fest. 51 Liegeboxen bietet der neue Stall, gemolken wird mit einem 2×7-Swingover-Melkstand. Die grosszügigen und tiefgründigen Liegeboxen sind gefüllt mit einer Kalk-Strohmatratze und sorgen für einen hohen Kuhkomfort. «Weisst du, was ich am meisten bedauerte, als wir unsere Kühe vom Anbinde- und den Laufstall zügelte? Dass ich ihnen wegen der Sauberkeit den Schwanz zurückschneiden musste.» Anlässlich dem Tag der offenen Tür, am 21. und 22. August, möchte die Familie ihren neuen Stall gerne einer breiten Bevölkerung präsentieren.

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Eine klare Strategie

Auch die Zuchtstrategie von Simon Zahnd ist klar: «Für mich ist das Exterieur von grosser Bedeutung», sag er. Denn nur eine komplette und schöne Kuh könne Freude bei der täglichen Arbeit bereiten. Jedoch sei die Wirtschaftlichkeit klar das wichtigste Kriterium. «Wir haben hier einen Milchpreis von 85 Rappen und da stehen bei mir die Inhaltsstoffe und die Milchqualität im Vordergrund», so der Züchter.

Obwohl in der Herde einige Spitzentiere von Hardy und Tornado zu finden sind, setzt der Betriebsleiter bis zu 90 Prozent auf den Natursprung. «Bei uns hat das Stadel-Blut sehr gute Arbeit geleistet», sagt Zahnd. Zurzeit steht ein Kilian-Sohn aus der bekannten Umberto-Mutter Delago Ulina von der Familie Künzi aus Blausee-Mitholz im Einsatz. «Vorher war der bekannte KB-Stier Florino Swat von der BG Jungen aus Kiental bei uns», so der Züchter. Swat sei ein lieber Stier gewesen und er habe sicher um die 20 Trächtigkeiten von ihm.

Genomisch getestet

«Ich setze nie einen Stier zu lange ein», erzählt Simon Zahnd seine Zuchtstrategie. Das Risiko könne er so minimieren und wenn alles schief laufe, habe er nicht gleich zwei oder drei Jahrgänge Kühe, die nichts wert seien. Sowieso werde bei ihnen jedes Kuhkalb genomisch getestet. «Mir ist es wichtig, dass ich weiss, ob das Kalb Kappa-Kasein-BB- oder A2/A2-Träger ist», so der Züchter. Auf jeden Fall lässt sich der Zuchterfolg bei der Familie Zahnd schon jetzt sehen: Mit einer durchschnittlichen Milchleistung von 7500 kg bei 4,3 % Fett und 3,3 % Eiweiss mit einem Zellgehalt von 50 ist man auf dem richtigen Weg.