Weisses Fleisch, vor allem Poulet, liegt bei den Konsumenten voll im Trend. Es ist fettarm, gesund und auch preislich interessant. So deckt die inländische Produktion den Bedarf bei Weitem nicht. Das ist mit ein Grund, warum die Abnehmer intensiv nach neuen Produzenten suchen, welche in die Pouletmast einsteigen wollen.

Auch die Familie von Urs Gygax aus Schüpberg BE möchte den Schritt wagen und zusammen mit der Familie von Martin Schlup auf ihrem Grundstück in eine Pouletmasthalle investieren. «Eigentlich ist die Familie Schlup auf uns zugekommen, ob wir am Projekt Interesse hätten. Da unser Betrieb nur 10 ha gross ist, wäre ein Alleingang wegen der Düngebilanz schon vorgängig nicht bewilligt worden», führt Gygax aus. Dank dieser Betriebszweiggemeinschaft können beide Betriebe zusammen nun 38 a ausweisen.


Die Behördengänge 
sind zum Teil mühsam


Die Hürden sind gross, und nicht jeder kann eine Pouletmasthalle auf sein Grundstück stellen. Die Behördengänge sind mühsam, viele Kriterien müssen erfüllt werden. So ist es von Vorteil, wenn man Profis mit ins Boot holt, um zuerst all die Anforderungen zusammenzustellen. Agriexpert vom Schweizer Bauernverband in Brugg AG

war der erste Ansprechpartner der beiden Betriebsleiter. «Der Standort, die Düngebilanz, das Raumplanungsgesetz und das Ortsbild, dies sind nur einige der Herausforderungen, die man bewältigen muss», sagt Urs Gygax. Die Gesetzgebung setzt hier klare Grenzen und Richtlinien.

Am Anfang wurde das Projekt von den Behörden nicht gutgeheissen. Die Halle sei zu gross, passe nicht ins Ortsbild und auch die Hallenverkleidung mit Blech störe die Umgebung. «Anfänglich haben wir wirklich nicht mehr mit einer Realisierung gerechnet. Wir liessen aber nicht nach, korrigierten unser Bauprojekt und trafen uns noch einmal mit den Behörden und den Gemeindevertretern.» Jetzt scheint doch langsam Licht ins Dunkel zu kommen. «Die Anforderungen konnten wir erfüllen. Einzig der Standort ist noch nicht restlos geklärt.»

Demnächst soll das Baugesuch eingereicht werden

Wenn alles rund läuft, werden die zwei Betriebsleiter demnächst das Baugesuch einreichen und im Herbst mit dem Aushub beginnen. Vom Projektanfang bis zum ersten Einzug der Küken müsse man mit zirka zwei Jahren rechnen. «Dank dieser Pouletmasthalle könnte ich meinem Hofnachfolger eine Per­spek­tive bieten. Denn mit unserer Betriebsgrösse und einem Emmentaler-Lieferrecht von 110'000 kg ist unser Betrieb langfristig nicht überlebensfähig», gibt der Landwirt zu bedenken.

Wer als Bauherr schlussendlich zum Zuge komme, sei noch offen. «Preislich unterscheiden sie sich nicht stark voneinander, eher von der Bauweise. Hingegen stellen die Abnehmer klare Anforderungen an die Grösse der Halle und die Haltung der Tiere», sagt Urs Gygax. Daher empfiehlt er, immer zuerst den Abnehmer zu wählen, bevor man mit Bauen beginne.


Eine Bodenheizung für gesunde Hühnerbeine


Einige Abnehmer fordern im Stall eine Bodenheizung, dass sei gesünder für die Beine der Hühner. Diese könne man später nach China exportieren, denn dort seien Hühnerbeine eine Delikatesse. Zum anderen will die Migros (Micarna) keine Hallen über 600 m2. Kleinere Hallen seien ein wichtiges Verkaufsargument. Die Poulets gelten dann als besonders tierfreundlich gehalten. Die Migros will so dem schädlichen Image der Massentierhaltung vorbeugen. «Auch bei uns hatten die Behörden eher ein offenes Ohr für zwei kleinere, statt für eine einzige grosse Halle. Aber aus finanziellen Gründen und dem Kulturlandverschleiss ist diese Variante nicht sinnvoll», hält der Landwirt fest. Sie planen lieber eine 1100 m2 grosse Halle mit max. 18'000 Stück Poulets.


Bei der Einstallung der Eintagsküken und am Ende der Mast ist sicher die grösste Aufmerksamkeit der Betriebsleiter gefragt. «Auf jeden Fall sollte man mindestens dreimal am Tag einen Rundgang durch die Halle machen und alles kontrollieren.»

Dieser zusätzliche Betriebszweig fordert alle


Da die beiden Familien schon jahrelang eng zusammenarbeiten, hat Urs Gygax keine Bedenken, dass es mit der Zeit Unstimmigkeiten geben könnte. «Wegen des Standorts ist es naheliegend, dass ich die Hauptverantwortung bei der Kontrolle übernehmen würde. Es müssten aber auch Martin Schlup und sein Sohn Christian beim Betreiben der ganzen Halle mithelfen. Mit diesem zusätzlichen Betriebszweig müsste ich auch nicht mehr auswärts arbeiten gehen. Und da Martin Schlup noch politisch engagiert ist, wäre die Arbeitsverteilung haupsächlich bei Christian und mir», sagt ein zuversichtlicher Urs Gygax.


Peter Fankhauser