Wie kamen Sie auf den Landmais?

Philipp Meyer: In meinem Agronomiestudium an der HAFL habe ich gelernt, dass die Züchtung den Ertrag von Mais stark gesteigert hat. Daraufhin habe ich mich mit den weniger hochgezüchteten Landmais-Sorten beschäftigt und meine Bachelorarbeit dazu geschrieben, ob sie ertragsmässig und agronomisch mit Hybridmaist mithalten können.

Woher stammen die Sorten, für deren Erhalt sich der Verein Landmais einsetzt?

Ein nach Frankreich ausgewanderter Schweizer hat einer kleinere Samenbank mit Landmais- oder Gärtnersorten (im Unterschied zu landwirtschaftlich genutzten Hybridsorten) aufgebaut. In seinem Katalog suchte ich über die Merkmale nach jenen Sorten, die sich für den professionellen Anbau eignen könnten.

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Landmais gemacht?

Es hat sich gezeigt, dass der maschinelle Anbau möglich ist, und ertragsmässig gute bis sehr gute Ergebnisse möglich sind. Ausserdem kann man das Saatgut selbst gewinnen und mit jedem Jahr passt sich der Mais daher besser an seinen Standort an. Eine Schwierigkeit ist allerdings, dass viele Landsorten züchterisch nicht stark bearbeitet sind und daher die eine oder andere negative Eigenschaft haben. 

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Hybridmais ist das Resultat der Kreuzung zweier Inzuchtlinien und hat besonders gute Eigenschaften. Diesen Effekt nennt man Heterosis. Werden die Körner von Hybridmais ausgesät, hat diese zweite Generation nicht mehr die Vorzüge der ersten. (Bild minka2507 / Pixabay)

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Landmais sind alte Sorten. Ihre Eigenschaften bleiben in den folgenden Generationen erhalten, das heisst, man kann die Kolben zur Saatgut-Gewinnung nutzen. (Bild Verein Landmais)

Könnten neben dem Staub Hof auch weitere Landwirte anfangen, Landmais zu kultivieren?

Im Moment fokussiert sich der Verein auf den Anbau des Staub Hofs auf dem Belpberg. Ausserdem habe ich eine Erhaltungszucht von 10 Sorten in Oberbalm. Ziel ist es, den Mais auf den Feldern zu haben, damit er sich anpassen kann. Es sollen neben dem konventionellen Mais auch andere Sorten für die Landwirtschaft verfügbar sein. Wir sind aber keine Saatgutlieferanten: Auf Anfrage können wir ab und zu Saatgutfür wenige Aaren zur Verfügung stellen, mit einem Jahr Zeit auch mehr. Damit kann ein Betreib einsteigen und danach selbst Körner für die nächste Aussaat gewinnen.

Wie gehen Sie bei der Erhaltungszucht vor?

Das ist sehr viel Handarbeit. Vor allem um Kreuzungen zu vermeiden, wird der Mais von Hand bestäubt. Das limitiert eben auch die Menge an Saatgut, denn das Zeitfenster für die Bestäubung ist nicht besonders gross.  

Für den Anbau empfehle ich eine Sorte pro Betrieb, damit die Sorten sich nicht vermischen. Alternativ könnte man eine frühe und eine späte kultivieren.

Wie finanzieren Sie die Tätigkeiten des Vereins?

Für mich ist die Erhaltungszucht ein sinnvolles Hobby und ich arbeite daher ehrenamtlich. Dank der Unterstützung durch ein Aktionsprogramm des Bundes sind die allgemeinen Kosten gedeckt und wir können beispielsweise dem Landwirt den üblichen Betrag für die Miete des Landes zahlen, auf dem ich das Saatgut gewinne.  

 

Vorteile von Landmais

Der Verein Landmais nennt folgende Vorteile der alten Sorten:

  • Landmais fördert die Biodiversität: Die Landsorten unterscheiden sich genetisch und in ihrem Aussehen, beispielsweise in der Farbe und Form der Körner oder Grösse der Pflanze. Hybridmais dagegen stammt genetisch von wenigen Sorten ab.
  • Landmais kann sehr ertragreich sein: Die Bachelorarbeit von Philipp Meyer hat gezeigt, dass gute bis sehr gute Erträge möglich sind, die bei gewissen Sorten sogar jene von Hybridmais übertreffen können.
  • Landmais ist nachbaubar: Im Gegensatz zu Hybridmais bleiben die Eigenschaften der Pflanzen auch in den folgenden Generationen erhalten.
  • Landmais ist ein gutes Nischenprodukt: Die ungewöhnlichen Sorten haben ein grosses Potential für die Nischenproduktion.
  • Landmais bietet durch die breitere Genetik eine tendentiell höhere Ertragssicherheit: Auf einem Feld mit Landmais ist jede Pflanze genetisch anders. Somit reagiert nicht die ganze Kultur gleich auf Stress oder Krankheiten, wie dies beim Hybridmais der Fall ist.

Weitere Informationen finden Sie unter landmais.ch