Ruedi Fischer, Präsident des Verbands der Schweizer Kartoffelproduzenten (VSKP) beurteilt die Lage als «angespannt». Die Temperaturen der letzten Nacht seien regional verschieden gewesen. «Schäden sind möglich, aber wohl keine dramatischen», so Fischer. Als Massnahmen sieht er das Abdecken mit Flies (was bei bereits grossen Stauden ein «Krampf» sei) oder die Frostbewässerung.  

Daniel Erb, Vizepräsident des VSKP empfiehlt ebenfalls, Frühkartoffeln mit Flies abzudecken, wenn möglich mit einer doppelten Lage. «An den Kontaktstellen mit der Abdeckung kann es natürlich verbrannte Blätter geben», so Erb. Zwei bis drei Grad unter Null seien aber verkraftbar, während bei minus fünf Grad die Pflanzen wohl definitiv erfroren wären. Erb selbst setzt eine Frostbewässerung ein. Das Problem dabei sei, dass der Boden vernässen könne. Eine Nacht lang zu beregnen sei in Ordnung, aber langsam werde die Wassermenge ein Problem. Entscheidend sei auch die Bewölkung während der Nacht. Sobald der Himmel aufklare, gelte es zu reagieren und etwa die Bewässerung einzuschalten. Erb selbst organisiere sich jeweils mit Kollegen, «damit jeder doch noch etwas schlafen kann», erklärt er.

«Trotz den kalten Nächte können sich die Konsumenten in den nächsten Wochen auf Schweizer Frühkartoffeln aus der neuen Ernte freuen», schliesst Fischer.

Obst: Bewässerung, Kerzen oder Abdeckung

Der Obstverband kann zu den bisherigen Schäden noch keine Angaben machen. «Allgemein muss man regional die Temperatur im Auge behalten und sich vorbereiten», erklärt Bernadette Galliker. Bei den Aprikosen trete das Problem von bedrohlicher Kälte während der Blütezeit und Fruchtentwicklungsphase häufiger auf, daher sei man vor allem im Wallis entsprechend mit Systemen zur Frostbewässerung eingerichtet. «Die Aprikosenblüten werden dank der Bewässerung in einen Eismantel eingeschlossen. Darin bleiben sie dann intakt», erklärt Galliker.

Bei den Erdbeeren könne man die Kulturen im Freiland mit Stroh und (doppeltem) Vlies isolieren. Obstbäume könne man ebenfalls abdecken, bewässern oder mit Paraffin-Kerzen schützen.

Zuckerrüben: Entwarnung

Samuel Jenni von der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau rechnet nicht mit grösseren Schäden. Generell würden die Rüben der Kälte recht gut trotzen. Gefährlich sei bei dieser Kultur weniger die Kälte der Nacht, als die direkte Morgensonne. «Wenn die Sonne morgens rasch auf die gefrorenen Rüben scheint, tauen die Zellen zu schnell auf und das Gewebe wird zerstört». Durch dieses Phänomen habe es in der Vergangenheit schon grossflächige Verluste gegeben. Besonders gefährdet seien dabei schwarze Böden und Muldenlagen.

Angesprochen auf mögliche Schutzmassnahmen betont Jenni die Verhältnismässigkeit. Anders als bei Gemüse wie zum Beispiel Karotten sei bei einem Zuckerrübenfeld noch nicht viel Geld investiert worden. «Eine Frostbewässerung wäre zu aufwendig und zu teuer, das lohnt sich hier nicht», erklärt er. Im Notfall könne man bis Mitte Mai Rüben direkt über die alten Reihen nachsäen.

Eine Garantie gebe es nie, aber minus fünf Grad sei sozusagen die «magische Grenze». Wenn die Temperatur darunter falle und die Sonne am Morgen die Oberfläche rasch erwärme, sei ziemlich sicher mit Schäden und Pflanzenausfällen zu rechnen. «Schäden und allfällige Lücken kann man aber sowieso erst nach etwa zwei Tagen beurteilen», gibt Jenni zu bedenken.

Mais: Pferdemist

Beim Mais lohne es sich nicht wirklich, das Feld zu schützen, meint Lucas Vogt von KWS Suisse auf Anfrage. Man könne zwar die Pflanzen mit Pferdemist isolieren. Dieser Aufwand lohne sich aber eigentlich nur bei Süssmais. Bei minus zwei bis drei Grad seien Schäden am Mais sichtbar, er stosse aber jeweils nach. Mit Zahlen ist Vogt allerdings vorsichtig; «da spielt auch immer die Luftfeuchtigkeit mit», meint er.