Kurt Nüesch lacht, zieht sich vor dem Fototermin die Krawatte aus. Ab jetzt wird er sich nur noch den schönen Seiten der Emmentaler Schaukäserei (ESK) widmen. Er hat seine letzte Aktionärsversammlung geleitet und freut sich auf seinen Ruhestand und das Reisen. Und nach mehr als 30 Jahren in der Führung der Emmentaler Schaukäserei übergibt er das in der Vergangenheit immer wieder wankende Flaggschiff der Grosslochkäserei mit einer hoffnungsvollen Zukunftsvision. Alle Beteiligten verbreiten dank dem Kapitalschnitt und der neuen Partnerschaft mit der Sortenorganisation geschlossen Optimismus.

Noch mehr Investitionen

«Heute kannst du mit gutem Gewissen das Ruder weitergeben», verabschiedet der Vizepräsident Josef Wyss, der für Emmi seit 2016 im Verwaltungsrat sitzt und nun ebenfalls seinen Sessel räumt, den abtretenden Präsidenten. Bei ihm sind es politische Pläne und die schwindende Aktionärsmacht von Emmi, welche ihn veranlassen, neue Pfade einzuschlagen. Neu wird die Sortenorganisation Emmentaler Switzerland die Geschicke der Schaukäserei führen und deren Präsident Daniel Alain Meyer übernimmt nun ebenfalls das Präsidium der ESK. Auch wenn diese nun finanziell saniert, mit aufgestocktem Budget, einem Wintergarten und einem Erlebnissrundgang dasteht, die Käsetücher sind noch nicht im Trockenen. Wie sich die ESK auch dreht und wendet, es ist eng, das Finanzkorsett. Nach Durchforsten der Bücher im Zusammenhang mit den Bauarbeiten w­urde eine unplanmässige Buchkorrektur von 806 406 Franken ­notwendig. So startete die ESK mit einem Verlustvortrag von 275 528 Franken in das Geschäftsjahr 2019. Wenn auch unter besseren Vorzeichen. Geschäftsführer Frank Jantschik hofft auf besseres «Käsewetter» als es im heissen Sommer 2018 war und nach Abschluss der Bauarbeiten soll der Besucherstrom wieder anziehen. Noch steht die Sanierung von Küche und Gasträumen an, um die Gastronomie noch schlagkräftiger und rentabler zu machen.

Herausforderungen bleiben

«Mit eurem finanziellen Engagement habt ihr geholfen, die Schaukäsi wieder auf ein gesundes Fundament zu stellen», dankte Kurt Nüesch den versammelten Aktionären, welche sich in grosser Zahl am Mittwoch in der Mehrzweckhalle von Affoltern versammelten. Im vergangenen Jahr hatten sie dem Verwaltungsrat einen Kapitalschnitt bewilligt, so eine Aufstockung des Aktienkapitals ermöglicht und die bauliche Sanierung möglich gemacht. Weitere Investitionen seien realistisch, aber würden eine Herausforderung bleiben, so Nüesch. Dass in der Region und der Branche das Vertrauen in die ESK gross ist, zeigt auch die Gästeliste der Aktionärsversammlung, welche seit 2018 deutlich kürzer geworden ist. «Viele der ehemaligen Gäste kann ich heute als Aktionäre begrüssen, freute sich Nüesch.

Gemeinsames Marketing

Doch auch der strategischen Entscheid der Sortenorganisation Emmentaler Switzerland, welche die ESK zu ihrem Schaufenster machte und der strategische Gleichschritt in Sachen Marketing sei ein wichtiger Meilenstein, der zu einem nachhaltigen Ergebnis geführt habe, so Kurt Nüesch. Sogar vonseiten Milchlieferanten, welche in der Vergangenheit öfters Kritik geübt hatten, gab es ein Lob für die Emmentaler Schaukäserei. Auch wenn sie bedauern, dass der mittlerweile bessere Milchpreis zu einem schlechteren Ertrag bei der Produktion führte.