Was führt dazu, dass Kühe frühzeitig aus der Herde ausscheiden? Man unterscheidet zwischen «Forced Culling» das heisst, erzwungenen Abgängen aufgrund von Problemen und zwischen Managementabgängen, welche der Selektion dienen. Im Zusammenhang mit der Lebensdauer interessieren uns die ungeplanten Schlachtungen. An oberster Stelle stehen Fruchtbarkeitsprobleme, gefolgt von Mastitis und hohen Zellzahlen, Klauenleiden und ungenügender Milchleistung. 

Jeder Milchviehhalter kennt die Risiken und die regelmässigen, bösen Überraschungen im Stall. Auch mit dem besten Management lässt sich nicht alles verhindern. Doch um die vier häufigsten Abgangsgründe zu verringern, lohnt sich eine besonders strikte Überwachung in den folgenden Bereichen:

1. Abgangsgrund: Fruchtbarkeitsprobleme

Wenn die Kühe nicht rechtzeitig tragend werden oder zu viele Besamungen pro Trächtigkeit brauchen, nützt es nichts, einfach einmal den Mineralstoff zu wechseln. Fruchtbarkeitsprobleme können, müssen aber nicht mit der Fütterung zusammenhängen. Von allen Faktoren, die mitspielen, ist der Mensch der wichtigste:

Wer keine elektronischen Hilfsmittel zur Verfügung hat, kommt um eine gezielte Brunstbeobachtung nichtherum. Diese beträgt mindestens 3 × 15 Minuten ausserhalb der normalen Stallzeiten. Beobachten Sie bei Ihren Routinearbeiten im Stall ganz bewusst auch weniger eindeutige Brunstanzeichen und weisen Sie auchFamilienangehörige, Angestellte oder Lehrlinge dazu an. Absonderung von klarem Schleim aus der Scheide, Veränderungen im Verhalten gegenüber dem Stallpersonal, Brüllen, Milch laufen lassen oder Milch zurückhalten beim Melken können ebenfalls Hinweise auf eine Brunst sein.

2. Abgangsgrund: Mastitis und hohe Zellzahl

Stall-, Liegeflächen- und Melkhygiene, Melktechnik und Melkroutine: Diese Faktoren gilt es zu überprüfen, wenn Euterentzündungen gehäuft vorkommen, die Zellzahlen permanent hoch sind oder stark schwanken. Euterentzündungen werden immer durch Bakterien verursacht. Diese vermehren sich besonders gut in organischen Substanzen in feuchter und dunkler Umgebung. Verringern Sie den Keimdruck im Stall und beim Melkvorgang. Licht und Luft sind natürliche Bakterienkiller. Je besser das Stallklima, desto weniger Keime! Es gilt, die Übertragungswege, auf welchem die Erreger ins Euter gelangen herauszufinden und zu unterbrechen.

3. Abgangsgrund: Klauenprobleme

Die Auswirkungen der Klauengesundheit auf die Leistung, die Fruchtbarkeit und Langlebigkeit sind enorm. Hinter vielen anderen Abgangsgründen kann ursprünglich eine Lahmheit stecken. 

Zu einer funktionalen Kuh gehören gesunde Klauen. Ein grosser Teil der Lahmheiten liesse sich vermeiden, wenn im Laufstall zweimal jährlich, im Anbindestall einmal jährlich die Klauen gepflegt würden.

Die Klauen der Aufzuchtrinder und der Trockensteher sollten ebenfalls rund sechs Wochen vor dem Abkalben kontrolliert und nötigenfalls gepflegt werden. Eine Lahmheit zu Beginn der Laktation kann der Anfang vom Ende einer Kuhkarriere sein, bedeutet aber mit Sicherheit Einbussen in der Milchleistung. Faustregel: Klauenpflege bei 60 bis 80 Laktationstagen, bei 200 Laktationstagen und eine Kontrolle der Klauen beim Trockenstellen.

4. Abgangsgrund: Tiefe Milchleistung

Meistens versteckt sich hinter einer ungenügenden Milchleistung ein anderer Grund als die Genetik. Eine durchgemachte oder versteckte Krankheit, falsche Fütterung oder ein zu tiefer TS-Verzehr. Erstmelkkühe, die mit einem Gewicht von unter 550 Kilo abkalben, sind oft gar nicht in der Lage, so viel Futter aufzunehmen, um die erwartete Milch zu produzieren. Ihnen darf man im Sinne der angestrebten Langlebigkeit eine Chance in der zweiten Laktation geben.

Annelise Hever

Mehr Infos zum Thema finden Sie in der aktuellen Ausgabe (Nr. 12) der «grünen».