Weniger Betriebe, mehr Traktoren. Diese Schlagzeilen machten in den letzten Wochen in mehreren grossen Tageszeitungen die Runde und schafften es Anfang Januar sogar zu einem Beitrag in der TV-Sendung "10 vor 10". Auslöser war der Bericht in der «Luzerner Zeitung» von Ende Jahr, wonach auf jedem Hof drei Traktoren stehen, und zwar immer grössere. Mit ein Grund sei die Bequemlichkeit der Bauern. Die Berichte sorgten für einige Reaktionen, teils auch für Kopfschütteln. Jammern wegen tiefen Milchpreisen, hohe Direktzahlungen, sinkende Einkommen und anderseits immer mehr Traktoren, das passe nicht zusammen, finden Kritiker.

Mehr Kapazität nötig
Da hatten auch die Argumente der Landtechnikfachleute einen schweren Stand, welche die Entwicklung zu höherem Mechanisierungsgrad mit der abnehmenden Zahl der Arbeitskräfte auf Bauernhöfen bei wachsender Betriebsgrösse begründeten. Zudem seien viele Traktoren zwar eingelöst, aber gar nicht mehr in produktivem Einsatz. Einig sind sich die Landwirtschaftsberater, dass mehr Zusammenarbeit durch gemeinsame Maschinenanschaffungen empfehlenswert wäre. "Die Flexibilität ist aber vielen Bauern wichtiger als eine Kosteneinsparung", meinte Anton Moser, Präsident Luzerner Verband für Landtechnik, selbstkritisch in der "Luzerner Zeitung". Und Fredy Abächerli, Geschäftsführer Maschinenring Zuger Berggebiet und Präsident Maschinenringe Schweiz, sagte im "10 vor 10", dass ein Traktor für viele Bauern eben ein Statussymbol sei, und die Landwirtschaft für die Traktorenbranche eine profitable Milchkuh.

Kosten konstant hoch
Im Schnitt über alle Betriebe werden Maschinen und Zugkräfte pro ha LN mit rund 1500 Franken verbucht, wobei die Zahl in den letzten Jahren recht konstant blieb. Dies zeigt die Auswertung der Buchhaltungsergebnisse im Kanton Luzern. Auf einem 20-ha-Betrieb sind das immerhin 30'000 Franken jährlich. Wie hoch wäre denn das Sparpotenzial durch mehr Zusammenarbeit und so bessere Auslastung der Traktoren und Maschinen? "Eine Halbierung der Kosten liegt drin", sagt Fredy Abächerli, Präsident Maschinenringe. Dies bedinge aber eine massive Anpassung der Mechanisierung auf den Betrieben. Viele Bauern setzen heute auf Lohnunternehmer, obwohl ein grosser eigener Maschinenpark zur Verfügung stehe. "Die Doppelmechanisierung muss verhindert werden." Abächerli nennt als Beispiel Rundballenpressen durch Lohnunternehmer: weit verbreitet, weil für Bauern bequem, während auf dem Betrieb die ganze Futterbaukette herumstehe.

70-Prozent-Regel anwenden
Viel zu wenig werde heute bei Anschaffungen die 70-Prozent-Regel beachtet: Ein Traktor soll für 70 Prozent aller Arbeiten dienen, der Rest kann über Lohnunternehmer erledigt werden, Anbieter mit grossen Maschinen gebe es ja genug. Das würde ermöglichen, die PS-Zahlen zu senken. "Heute stehen zu viele zu grosse Traktoren herum, die schlecht ausgelastet sind." Eine optimale Auslastung sei eine Frage der Organisation und persönlichen Bereitschaft. In der Konsequenz sollten dann aber die nicht mehr benötigten Maschinen verkauft oder zumindest nicht mehr ersetzt werden.

In Bildung thematisieren
Dass es im Bereich Kostenoptimierung bei der Mechanisierung in der Schweiz seit Jahren kaum vorwärts gehe, hänge auch mit dem geringen Stellenwert zusammen. Sowohl in der Fachpresse, wie an Schulen in der Ausbildung, Weiterbildung und Beratung würden solche Themen zuwenig behandelt. Und die Maschinenring-Idee oder überhaupt überbetriebliche Zusammenarbeit geniesse kaum eine staatliche Unterstützung.

js

 

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