Die bäuerliche Gewerkschaft Uniterre stellte am Donnerstagvormittag in Bern ihr «Bäuerliches Manifest für einen fairen und gerechten Markt» vor. Mehrere Bäuerinnen und Bauern von Uniterre lancierten dieses als «Folge der Krise in der Weinproduktion und der Landwirtschaft», wie Uniterre auf ihrer Webseite schreibt. Das Ziel sei es, möglichst viele Unterschriften von Schweizer Bauern und Bäuerinnen zu sammeln (das Manifest kann hier unterschrieben werden). Das Manifest solle ein Appell an die Politikerinnen und Politiker sein, um sie auf «die entscheidende Bedeutung einer einheimischen, vielfältigen und familiären Landwirtschaft, die Mensch, Land und Tiere respektiert, aufmerksam zu machen».

Vielleicht hätten die Unterzeichnenden nicht alle die gleiche Vision von der Zukunft der Landwirtschaft. Doch: Wichtig sei es nicht, Recht zu haben, «sondern das, was von der bäuerlichen Landwirtschaft in der Schweiz noch übrig ist, zu verbünden», heisst es weiter. Nach einer Woche sind über 1000 Unterschriften zusammengekommen. Nun sollen bis im Februar Aktionen in verschiedenen Kantonen stattfinden und die dort gesammelten Forderungen später dem Parlament übergeben werden.

 

Stimmen von Produzenten

Vor einer Handvoll Medienvertretern äusserten sich Produzenten aus verschiedenen Produktionsrichtungen zum Manifest, ihrer Motivation, mitzuwirken, ihrer aktuellen Situation und der Agrarpolitik. Hier einige Auszüge aus ihren Referaten:

Vanessa Renfer, Bäuerin und Uniterre-Gewerkschaftssekretärin

«Heute ist die Schweizer Bauernschaft zwischen zwei Extremen hin- und hergerissen, während die ausländische Konkurrenz weiterhin Druck auf die Preise ausübt, steigen die Anforderungen an die Landwirtschaft. Die klimatischen und ökologischen Herausforderungen sind sehr real, aber die Bauernfamilien allein werden das Problem nicht lösen können. Dies ist offensichtlich eine grosse Krise, die uns alle betrifft.»

Yves Batardon, Winzer, Genf

«Es ist für die Schweizer Winzer und Winzer unmöglich, die strengen inländischen Standards einzuhalten und gleichzeitig in Sachen Wettbewerbsfähigkeit mit ausländischen Importen mithalten zu können. Das hat zu einem stetigen Rückgang des Marktanteil der Schweizer Weine geführt. Die Produzenten fühlen sich vom BLW ignoriert.»

Schweineproduzent Markus Müller, Sempach LU

«Die Preise haben sich stabil entwickelt und erlauben eine hohe Wertschöpfung und Entlöhnung. Aktuell gelingt es rund 90% des Markts durch einheimische Tiere abzudecken. Allerdings herrscht eine hohe Abhängigkeit bei den Futtermitteln.» Müller sieht folgende Probleme für die Schweinehaltung: Verschärfte Vorschriften in der Futtermittelherstellung führten dazu, dass man mit Mangelerscheinungen und Krankheiten zu kämpfen habe, was zu mehr Einsatz von Antibiotika führen könne. Verschärfte Bauvorschriften könnten dazu führen, dass die Stallungen nicht modernisiert werden könnten. Der von Schweinen produzierte Dünger helfe Ertrag und Qualität von Gras, Getreide und anderen Ackerkulturen aufrechtzuerhalten. «Das geht in den heutigen Klimadebatten vergessen.» Problematisch sei die regionale und betriebliche Konzentrierung der Schweineproduktion. Da der Markt von zwei Grosschlachthöfen abhängig sei, «geraten die Schlachtpreise immer wieder unnötig unter Druck». Die Agrarpolitik mit ihrer Förderung von unproduktiven Flächen führe dazu, dass immer mehr Futtermittel importiert werden müssten.

Biogemüseproduzent Stefan Brunner, Spins BE

«Im internationalen Vergleich produzieren wir bereits sehr nachhaltig und ökologisch. Das Importgemüse wird nicht unter vergleichbaren Standards hergestellt und bringt die heimische Produktion stark unter Druck. Das bestehende Zwei-Phasen-Zollsystem hilft die einheimische Produktion in den Hauptproduktionszeiträumen gut zu schützen. Das Lohnniveau muss steigen, damit wir faire Löhne bezahlen können: Es braucht faire und verbindliche Minimalpreise, welche die Grossverteiler vertraglich garantiren müssen. Die Qualitätsnormen werden von den Grossverteilern bestimmt und sind sehr hoch. So entsteht ein einseitiger Preisdruck für die Produzent(innen) und gutes essbares Gemüse zu Abfall gemacht. Die Normen zwingen ebenfalls zum Einsatz von Pestiziden, um den hohen Qualitäts- und Preisansprüchen gerecht zu werden.»