Seit Januar amtiert der neue Agrarminister Guy Parmelin. Ihm obliegt es, dem Bundesrat den neuen Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft zur Wahl vorzuschlagen. Für diese Personalie lässt sich der Vorsteher des Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) viel Zeit. 

Langsam mahlende Selektionsmühle

Die langsam mahlende Selektionsmühle hat Parmelin schon einige Kritik eingetragen. Das Vorgehen wird hinter vorgehaltener Hand als unverständlich zögerlich kritisiert. Auch eine parlamentarische Interpellation von SP-Nationalrat Beat Jans gab es zum Thema bereits. Darin fragt Jans, ob der Bundesrat überhaupt vorhabe, einen neuen BLW-Chef zu finden. Andererseits gibt es auch verständnisvolle Stimmen, welche dem Westschweizer Agrarminister ein sorgfältiges Vorgehen bescheinigen.

Nun hat sich Parmelin fürs erste Luft verschafft, am Donnerstag ist die Stelle online aufgeschaltet worden, am Samstag dürfte sie dann auch den dünn gewordenen gedruckten Stellenanzeigern noch etwas Umsatz bescheren.

Einsatz für Produktion gefordert

Gesucht wird in der Ausschreibung im leicht abgewandelten Volksmund eine Art eierlegende administrativ bewanderte Wollmilchsau mit einem sehr umfangreichen Stellenbeschrieb:

Der oder die neue Direktor/-in hat unter anderem folgende Aufgaben:

  • "gestaltet die strategische Ausrichtung des BLW"
  • "setzt sich ein für die Schaffung fortschrittlicher Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Produktion und für den Absatz hochwertiger landwirtschaftlicher Erzeugnisse im In- und Ausland"
  • "bearbeitet strategische Grundsatzfragen der Landwirtschaftspolitik und steht im Dialog mit der Branche, den Kantonen und internationalen Organisationen"
  • "löst gesetzgeberische Fragestellungen, vollziehen das Agrarrecht effizient und effektiv und erkennen den Forschungsbedarf für den Agrarsektor"
  • "vernetzet die Land- und Ernährungswirtschaft mit anderen Politikbereichen, die der nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft dienen"
  • "bringt Erfahrung in Verhandlungen mit und überzeugt durch analytisch-konzeptionelles Vorgehen und interdisziplinäres Denken"
  • "verfügt über einen agrar- oder wirtschaftswissenschaftlichen Universitätsabschluss und bringt langjährige fundierte Berufs- und ausgeprägte Führungserfahrung in der Verwaltung oder in der Agrarwirtschaft mit"
  • "überzeugt durch strategisches und vernetztes Denken, lebt eine hohe Ziel- und Ergebnisorientierung vor, beherrscht zwei Amtssprachen aktiv, eine passiv sowie Englisch und verfügt über ausgeprägte Kommunikations- und Sozialkompetenzen" usw.

Kaum jemand wird alles erfüllen können

Die Handschrift Parmelins dürfte vor allem dort erkennbar sein, wo Engagement für Produktion und Absatz hochwertiger Erzeugnisse gefordert werden. Im Übrigen ist das Geforderte zwar sehr umfangreich, was aber für solche Ausschreibungen üblich ist. Fest steht wohl bereits, das niemand alle Anforderungen erfüllen kann, aber der gutschweizerische Kompromiss lässt sich auch für Direktorenstellen anwenden.