Was fasziniert Sie an der Eringerrasse?

Kurt Summermatter: Die Eringerkühe sind sehr intelligente und liebe Tiere. Ihr Benehmen und der Charakter hat mich bereits als Fünfjähriger sehr fasziniert. Es reizt mich, die Entwicklung dieser Tiere mitzuerleben. Manchmal erinnern mich die Charaktereigenschaften eines Kalbes an seine Mutter oder Grossmutter, die eine oder zwei Generationen früher gelebt haben.

Seit wann befassen Sie sich mit der Zucht von Eringerkühen?

Meine Vorfahren, vor allem meine Onkel, züchteten bereits Eringer und ich wusste von jung auf, dass ich diese Tradition weiterführen und eines Tages mit diesen Tieren arbeiten werde. Seit 1976 züchte ich nun selbst und habe seither rund 90 % aller Stechfeste vor Ort miterlebt.

Was ist heute anders als früher?

Die Typeigenschaften haben sich stark verändert. Vor ungefähr 20 Jahren wog eine Kuh rund 630 kg und kämpfte in der ersten und damit schwersten Kategorie. Heute kämpft eine Kuh mit einer solchen Masse in der dritten und damit leichtesten Kategorie. Eine Kuh der ersten Klasse wiegt heute zwischen 700 und 800 Kilogramm. Die Zucht der Tiere wurde stark verbessert. Früher wurde viel mehr künstlich besamt, heute hat jeder gute Züchter einen bis zwei eigene Stiere. Auch an den Festen hat sich einiges verändert. Die Kühe müssen eine grössere Leistung bringen, obwohl ihre Erholungspausen nicht unbedingt länger sind. Das ist das einzige, was mich ein bisschen stört. Das Interesse bei den Zuschauern ist nach wie vor sehr gross. Jedoch war früher der Kreis der Kenner grösser als heute.

Wie hat sich das Nutzungspotenzial der Eringerkühe entwickelt?

Früher stand neben den Kämpfen die Milchproduktion im Vordergrund. Heute gibt es vermehrt «Hobbybauern», die neben ihrer Hauptarbeit noch Eringerkühe züchten. Sie haben fast nicht mehr Zeit für alles, darum stehen dort die Kämpfe klar im Vordergrund. Das Engagement, zweimal täglich vor und nach der Arbeit noch in den Stall zu gehen, ist nicht selbstverständlich. So wird viel Freizeit geopfert. Wenn ich die gut gepflegten Tiere dann an den Festen sehe, bereitet mir das grosse Freude.

Welche Auswirkungen hat eine schlechte Fütterung auf die Fruchtbarkeit?

Bei der Fruchtbarkeit hat man heute mehr Probleme als früher. Wieso, weiss ich nicht genau, es kann sein, dass dies einen Zusammenhang mit der Fütterung hat. Jedoch hält sich dieses Problem noch in Grenzen. Im Wallis haben wir sehr gutes Futter. Zudem spielt die Ordnung und die Sauberkeit im Stall eine wichtige Rolle. Das Tier muss sich wohl fühlen und wissen, wer der Chef ist.

Was wird sich in Zukunft ändern?

Die Nachfolgeregelung ist wie so oft in der Landwirtschaft auch bei uns Eringerzüchtern ein Problem. Im Oberwallis hält es sich zwar noch im Rahmen, im Unterwallis ist dies aber bereits ein verbreitetes Problem. In den letzten Jahren gibt es vermehrt Züchter in der «Deutschschweiz». Das finde ich sehr positiv, dadurch wird die Eringerzucht weiter verbreitet. Früher wurde ausschliesslich im Wallis gezüchtet, teilweise werden heute auch schon über die Landesgrenze hinaus Eringer-kühe gehalten.

Was war Ihr schönster Erfolg?

Ich gehe mit meinen Tieren lieber auf die Alp. Über den ganzen Sommer verteilt finden dort rund 45 bis 50 Kämpfe statt. Wenn man konstant gut ist, kann man die Alp-Meisterschaft gewinnen. Bei einem Stechfest kommt es mehr auf die Tagesform an. Darum kann sich ein Tier meiner Meinung nach auf der Alp viel besser entfalten. Ich konnte bereits 27 Mal die Alpkönigin auf der Moosalp stellen. Diese Erfolge werde ich nie vergessen und sie haben mich am meisten geprägt.