«Komisch, nervtötend, vielschichtig und unübersichtlich» – das alles könne Agrarpolitik sein, sagt Hansjürg Jäger, Dozent für Agrarpolitik und -märkte an der Hochschule für Agronomie, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen BE. Um die Mechanismen der Politik verständlich zu machen, hat er in Zusammenarbeit mit Spielentwicklerin Cécile Bachmann kurzerhand ein Brettspiel entwickelt.

Dieses spielt auf dem Inselstaat Agronia, der dem Spiel den Namen gibt. In Agronia ist die Bananenproduktion elementar – doch wie in der Schweiz sind die Ressourcen beschränkt und die politischen Vorgaben eng. Das Brettspiel hat nicht den Anspruch, die Schweizer Agrarpolitik zu erklären. Doch wer es spielt, übernimmt eine Rolle (zum Beispiel als Verband), wägt Interessen ab, stimmt über Gesetze ab und muss Aufträge erfüllen.

Gemeinsam Aufträge erfüllen

Das Spiel läuft über mehrere Runden. Einen eigentlichen Gewinner gibt es nicht – die Spielenden müssen die Aufträge gemeinsam erfüllen. Konkret geht es dann darum, eine bestimmte Anzahl von Kärtchen, die für Flächennutzungen wie Büros, Landwirtschaft, Biodiversität oder Markt stehen, aneinanderzureihen.

Das Regelwerk des Spiels ist auf einem Beiblatt zusammengefasst. QR-Codes führen zu kurzen, verständlichen Videos: Spielen ist dadurch sofort möglich. Während sich die Spieler(innen) in der ersten Runde noch etwas warmlaufen, ist es ab der zweiten Runde spannend, mitzuerleben, wie Entscheide zustande kommen.

Denn wie in der realen Agrarpolitik stimmen die Spieler(innen) über Gesetzesänderungen ab, je nach ihrer Rolle. Ziel ist eigentlich, die Fläche von Agronia sinnvoll zu nutzen und den Aufträgen der Bevölkerung gerecht zu werden. Doch durchkreuzen unterschiedliche Ziele diese Absichten – ebenfalls wie in der Realität.

Das führt zu hitzigen Diskussionen und zeigt, welche Auswirkungen Entscheide haben und wieso die viel beschworene Vereinfachung kompliziert ist. Zur Anwendung kommt das Spiel im Unterricht an landwirtschaftlichen Schulen (Grund- und höhere Berufsbildung), an Bäuerinnenschulen und an der HAFL.

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Hitzige Diskussionen beim Spiel

«Mehr Spiel und Spass im Unterricht» wünscht sich Cécile Bachmann, die Spielentwicklerin und Lehrgangsleiterin beim Feusi-Bildungszentrum in Bern ist. Das Spiel wurde in acht Runden mit unterschiedlichen Spieler(innen) getestet und entwickelt, bis die Regeln klar waren und der Spielmechanismus funktionierte.

«Möglich ist auch, Agronia an einem Spielabend unter Freunden zu spielen», sagt Hansjürg Jäger. Denn die Diskussionen, die sich ergeben, sind spannend. Das hat sich an einer Testrunde an der HAFL gezeigt: Die Vertreterin der Umweltverbände enthält sich nach guten Argumenten des Bauernverbands bei einer Abstimmung. Dank dieses Kompromisses braucht es weniger Administration und weniger Büros.

Gewinnen Sie hier Ihr «Agronia»:

Vielen Dank für Ihr Interesse. Teilnahmeschluss war der 15. Mai 2025.