Wenn man nach Lösungen sucht, sollten möglichst alle Betroffenen dabei sein und ihre Ansicht mitteilen können. Das wäre auch möglich gewesen, denn die «Klima-Versammlung» auf dem Bundesplatz, die im Rahmen der Aktionswoche diverser Gruppierungen stattfand, war offen für jeden und jede. So fand sich eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von jungen und älteren Menschen zur Diskussion über Wege zu einer besseren Landwirtschaft ein. Dabei fehlten allerdings mehrheitlich die Bauern.

Konsens auf drei Punkte

Während der Versammlung tauschte man Ideen aus und versuchte, die diskutierten Ansätze auf einige wenige Kernpunkte zusammenzufassen. Nach drei Stunden stimmte die seit Beginn der Veranstaltung stark geschrumpfte Gruppe folgenden Ansätzen im Konsens zu:

  • Bevorzugung klimafreundlicher agro-ökologischer Methoden und Produkte.
  • Sicherung gerechter Einkünfte für die kleinbäuerliche Landwirtschaft, um die nachhaltige Landwirtschaft zu ermöglichen.
  • Gewährleistung einer ausgeprägten Ernährungssicherheit, Produktion für den heimischen und lokalen Bedarf (gemeinsam von Produzenten und Konsumenten definiert), Minimierung der Transporte durch Umsetzung einer standortangepassten Landwirtschaft.

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Regionale Bauernmärkte statt Supermärkte – das entspricht für die Teilnehmenden der Klima-Versammlung einer Ideal-Vorstellung. (Bild riseupforchange.ch)

 

Teils verärgerte Marktfahrende

Am Dienstagmorgen machten die Klima-Aktivisten einen Teil des Platzes für die Marktfahrenden frei. Die grossen Zeltbauten blieben allerdings stehen, weshalb der Raum für den Berner Märit begrenzt war.

Laut Medienberichten fuhren daher einzelne Standbetreiber unverrichteter Dinge wieder nach Hause, andere befürchteten weniger Kundschaft. Wenigsten dürften die Stände von den anwesenden Platz-Besetzern gut besucht worden sein.

Ob die Klima-Bewegungen für mögliche Einbussen der Marktfahrenden aufkommen werden, ist noch offen. Eine entsprechende Anfrage der BauernZeitung blieb bisher unbeantwortet. 

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Am Dienstagmorgen standen die Marktstände neben den Bauten der Klima-Aktivisten. (Bild riseupforchange.ch)

 

Man sprach über Fehlanreize durch Direktzahlungen und die staatliche Unterstützung der Fleischbranche. Es war bei allen Teilnehmenden eine grosse Sympathie und Wertschätzung gegenüber Bäuerinnen und Bauern spürbar. Die Vision kleiner, lokaler, genossenschaftlich geführter Märkte und solidarischer Landwirtschaft, die Mitarbeit und Mitbestimmung der Konsumenten versprechen, teilten ­viele. «Statt ihre Energie im Fitness-Center unter Strom- und Flächenverbrauch loszuwerden, sollten Stadtmenschen besser auf dem Land mithelfen», so ein Votum.

Einen ausführlicheren Erfahrungsbericht zur Klima-Versammlung zum Thema Landwirtschaft lesen Sie hier. 

Camp in der Nacht gewaltfrei geräumt

Das Klima-Camp auf dem Bundesplatz wurde in der Nacht auf Mittwoch von der Polizei friedlich geräumt. Die Polizei beschrieb die Räumung als sehr speziell, es sei alles wie nach einem Drehbuch abgelaufen. Die singenden Aktivisten wurden einzeln weggetragen und teilweise von der Feuerwehr losgeschnitten, da sie sich mit festgekettet hatten. Man nahm ihre Personalien auf, für einige dürfte das Ganze ein juristisches Nachspiel haben. Aber «die Klimakatastrophe lässt sich nicht räumen», schreiben die Verantwortlichen in einer Mitteilung. Für den 25. September ist in Bern wiederum eine Demonstration geplant. 

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Das war der Plan

Die Besetzung des Bundesplatzes und der Aufbau des Klima-Camps war der Auftakt zur Aktionswoche «Rise up for Change». Daran beteiligten sich neben dem Klimastreik auch Greenpeace, Extinction Rebellion, das Collective Climate Justice und das Collective Break Free. Hinzukommen verschiedene unterstützende Organisationen wie etwa die Grosseltern fürs Klima oder Swissveg

Training zum zivilen Ungehorsam

In einem umfassenden Programm wurden für jeden Tag öffentliche Versammlungen und Aktivitäten geplant – von der Diskussionsgruppe bis zum Yoga-Treff. Es gab auch Aktionstrainings, in denen sich die Aktivisten auf den angekündigten zivilen Ungehorsam vorbereiten und den richtigen Umgang mit der Polizei lernen konnten. Auf dem Bundesplatz waren gut erkennbar «Care-Teams» unterwegs, die sich um das Wohlergehen der Anwesenden kümmerten. 

Es gehe immer noch zu wenig

Für die Klima-Aktivisten ist der Einsatz zivilen Ungehorsams die nächste Stufe, nachdem trotz vieler Demonstrationen und einem Sieg grüner Politiker bei den letzten Parlamentswahlen ihrer Meinung nach noch immer nicht genügend schnell und entschieden gegen die Klimakrise vorgegangen wird. 

Mehr Informationen unter riseupforchange.ch

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Mit ihrem passiven Widerstand versuchen die Klima-Aktivisten, ihrem Anliegen Aus- und mehr Nachdruck zu verleihen. (Bild riseupforchange.ch)