Sie sind im Einsatz, wenn der Bauer krank wird, einen Unfall hat oder in die Ferien geht: Die Betriebshelferinnen und Betriebshelfer. Schon seit zwei, respektive sieben Jahren sind Jessica Deppeler und Dominik Moll in diesem Bereich tätig. Die BauernZeitung hat das Liebespaar zu Hause in Wynau besucht und wollte wissen, wie sie den zum Betriebshelferdienst gekommen sind.

Liebe auf den ersten Blick

«Fahr schnell mit dem Traktor vor, wir wollen den Kühen noch Wasser bringen, das gibt sicher ein gutes Fotosujet», sagt die 31-jährige Jessica Deppeler zu ihrem Freund. Dominik Moll lässt sich nicht lange bitten, schnell ist er zur Stelle, wenn es brummt, motoret und es nach Diesel riecht. Denn der 29-jährige Landwirt, der in Härkingen zu Hause ist und den elterlichen Betrieb schon übernommen hat, hätte auch einen guten Landmaschinenmechaniker abgegeben. Kennengelernt hat sich das junge Liebespaar bei der Arbeit, quasi beim ersten Betriebshelfereinsatz von Jessica Deppeler. «Es war vor zwei Jahren an einem Sonntagabend. Ich sollte bei der Familie Lüscher in Melchnau, den aktuellen Betriebshelfer ablösen», weiss die junge Frau noch. Beim Betriebshelfer handelte es sich damals um Dominik Moll. «Es war Liebe auf den ersten Blick», sagen sie lachend und schauen sich dabei tief in die Augen.

Gelernte Köchin

Jessica Deppeler, die gelernte Köchin, Diätköchin und Landwirtin, ist eigentlich eher durch Zufall zur Betriebshelferin gekommen. «Mein Vater musste seinerzeit die Hüfte operieren, da hatten wir als Ersatz einen Betriebshelfer auf unserem Hof», erzählt sie. Dieser schwärmte von seiner Arbeit, erzählte, was man auf den Betrieben alles lernen könne und was man dabei auch zu Gesicht bekomme – quasi Lernstunden für das spätere Leben. «Meine Eltern waren noch gut zwäg und ich wollte nach der landwirtschaftlichen Ausbildung, neben der Arbeit auf dem Hof, ausserhalb etwas Geld dazuverdienen», so die Landwirtin. Warum also nicht Betriebshelferin, fragte sie sich. Nicht nur Jessica Deppeler schwärmt von ihren Einsätzen, auch Dominik Moll konnte schon viel davon profitieren. «Ich war jung, zu Hause auf dem Betrieb wurde ich nicht gebraucht, also kam ich so zum Betriebshelferdienst», hält er fest. In den sieben Jahren hat Dominik Moll auf den verschiedenen Betrieben schon viel erlebt. Nervös werde er heute nicht mehr, wenn er zu einem Einsatz gerufen werde.

Ein Anruf genügt

Wer als Betriebshelferin oder Betriebshelfer arbeiten möchte, sollte flexibel sein, eine gute Auffassungsgabe haben und auch neue Herausforderungen lieben. Denn es komme nicht selten vor, dass man am Morgen einen Anruf bekomme und am Abend schon auf einem Betrieb im Einsatz stehe, diesen dann aber nach einer kurzen Zeit schon wieder verlassen müsse, um anderswo gebraucht zu werden. «Diese Spannung liebe ich», sagt Dominik Moll. Dank seiner langjährigen Erfahrung braucht er meistens auch nicht vorgängig auf den Betrieb zu gehen, um sich die nötigen Infos einzuholen. «Ein Anruf vom Betriebsleiter oder -leiterin genügt mir, damit ich weiss, welche Kuh galt ist oder bei welcher Kuh ich die Milch nicht abliefern darf», hält er fest.

Diesbezüglich sieht es bei Jessica Deppeler etwas anders aus: «Ich schaue gerne am Abend vor dem Einsatz auf dem jeweiligen Betrieb noch vorbei. So erhalte ich die wichtigsten Informationen aus erster Hand und der Chef kann mir dabei noch einmal die Melkmaschine erklären», sagt sie und lacht dabei ihren Freund Dominik an. Der verdreht schon fast die Augen und meint: «Das ist doch kein Problem, ist ja immer das gleiche. Es gibt nicht tausende Melkmaschinenmarken und mit der Zeit weiss man doch, wie diese zu bedienen sind», gibt er neckisch den Seitenhieb zu seiner Freundin zurück. Es kam schon vor, dass Jessica Deppeler ihrem Freund ein Bild von der Melkmaschine schicken musste, mit der Frage: «Wie bringe ich diese zum Laufen?»

Die Lieblingsarbeiten

Fragt man die beiden nach ihren Lieblingsarbeiten als Betriebshelfer und -helferin sind diese so unterschiedlich wie die Betriebe selbst. «Ich liebe alles, was mit Tieren zu tun hat, inklusive das Melken», sagt Jessica Deppeler. Hingegen eine Maschine reparieren, dafür bräuchte sie Tage. Bei Dominik ist es gerade umgekehrt: «Nicht, dass ich die Arbeit mit den Tieren nicht mag, aber etwas flicken oder mit dem Traktor rumfahren, dass sei halt schon geil», hält er fest. «Ihr Frauen seid halt feinfühliger, wenn ein Kalb nicht saufen will oder die Kuh im Anfangsstadium eines Viertels ist», sagt er anerkennend zu seiner Freundin.

Keine negative Erfahrungen

So hat Jessica Deppeler als Frau und als Betriebshelferin auch noch nie negative Erfahrungen mit der Betriebsleiterfamilie gemacht. «Ich gebe immer mein Bestens und wenn das nichts nützt, rühme ich beim ersten Einsatz schon mal die Kühe im Stall, so kriegst du fast jeden Bauern rum», sagt sie und lacht dabei herzhaft. Nur im Notfall schlafen beide auf den jeweiligen Betrieben, aber das Morgenessen gehöre einfach dazu. «Beim Frühstück erfährst du viel vom Betrieb und es entstehen gute Gespräche, wenn nicht sogar langjährige Freundschaften», weiss Jessica Deppeler. «Gut, manchmal muss man auch als Seelsorger herhalten», sagen die beiden.

Schmetterlinge im Bauch

Nicht nur beruflich läuft es bei ihnen rund, auch privat haben beide Schmetterlinge im Bauch. Da wegen der Corona-Krise die Betriebshelfereinsätze drastisch zurückgegangen sind, haben sie jetzt privat mehr Zeit füreinander. «Seit einem Jahr gehen die Bauern nicht mehr so oft in die Ferien oder gehen nicht ins Spital, um etwas operieren zu lassen», beobachten sie die Situation. Nur noch bei Unfällen oder sonstigen Vorkommnissen werden sie als Betriebshelfer angefragt. Da sie von der landwirtschaftlichen Betriebshilfe im Stundenlohn bezahlt werden, sind Jessica Deppeler und Dominik Moll froh, dass sie jeweils auf ihren elterlichen Betrieben ein zusätzliches Standbein haben.

Wie lange sie noch als Betriebshelfer unterwegs sein werden, können sie nicht genau sagen. «Solange es uns noch gefällt und solange wir von zu Hause noch entbehrlich sind», hält das junge Liebespaar fest. Konkretere Pläne haben sie, wenn es um ihre Zukunft geht. «Wir möchten einen schönen Stall mit vielen Kühen», das sei ihr Traum, schwärmen die beiden. Und auf welchem Betrieb soll später gebauert werden? «Schon bei mir in Wynau, gell Schatz?» Und schon verdreht Dominik Moll wieder seine Augen.

 

Steckbrief Deppeler

Name: Jessica Deppeler

Wohnort: Wynau

Jahrgang: 1990

Beruf: Köchin, Diätköchin, Landwirtin

Hobbys

Im Pontonier-Verein

Lieblingsarbeiten

Alles, was mit Tieren zu tun hat, inklusive Melken

Das mache ich weniger gerne

Maschinen flicken

Lieblingsessen

Alles, ausser Sellerie und Karotten

 

 

Steckbrief Moll

Name: Dominik Moll

Wohnort: Härkingen

Jahrgang: 1992

Beruf: Landwirt

Hobbys

Musikverein, Trompete

Lieblingsarbeiten

Alles, was mit Maschinen zu tun hat, inklusive Traktorfahren

Das mache ich weniger gerne

Störrische Kälber tränken

Lieblingsessen

Alles, ausser Spinat – der nur im Notfall